Die Entscheidung
sollte, aber sie war sich nicht einmal sicher, ob sie ihn würde halten können, falls er fiel. Ein paar Sekunden später hatte er die Regenrinne erreicht und kletterte aufs Dach hinauf.
Sobald er auÃer Laurens Reichweite war, beugte sich Kevin über den Dachrand. »Falls ich hier abstürze, sag James und Bruce, dass sie es mit ihrer Hilfe zur Ãberwindung meiner Höhenangst übertrieben haben.«
»Sei bloà vorsichtig!«, entgegnete Lauren ängstlich und zugleich beeindruckt von Kevins Mut. »Ruf mich an, sobald du in Sicherheit bist!«
Kevin drehte sich auf den Bauch und zuckte zusammen, als direkt vor seinem Gesicht ein paar wütende Tauben aufflatterten. Er lieà sich ein paar Sekunden Zeit, um sich von dem Schreck zu erholen, dann richtete er sich auf.
Die Höhe bereitete ihm keine Sorgen und er fühlte sich auf dem Dach wesentlich sicherer als auf dem Campus-Höhenhindernis an einem windigen Tag. Das Problem war nur, dass er keine Ahnung hatte, wohin er jetzt sollte.
Geduckt lief er über das Dach und erreichte schlieÃlich eine Reihe von Schornsteinen an einer Stelle, wo das Leith Hotel an ein Bürogebäude mit Flachdach angrenzte. Allerdings war es gar nicht so einfach, das andere Dach zwischen all den Klimaanlagen, Kabeln, Satellitenschüsseln und einem Mobilfunkmast zu erreichen.
Doch schlieÃlich trennten ihn nur noch die zweieinhalb Meter, die das flache Dach tiefer lag als das des Hotels, und er sprang. Wie er es bei CHERUB gelernt hatte, rollte er sich seitlich ab und lief dann schnell über das Dach.
Als er auf eine grau gestrichene Feuertür stieÃ, die sich nur von innen öffnen lieÃ, rannte er weiter, bis er endlich eine Feuertreppe erreichte. So schnell er konnte, lief er die Treppe hinunter und duckte sich, wenn er an Bürofenstern vorbeikam, hinter denen gelangweilte Angestellte saÃen.
Als er in den zweiten Stock kam, sah er auf dem Absatz unter ihm ein paar Männer rauchen. Kevin wartete ab, während sie über ihren verhassten Boss namens Jody sprachen und über ein neues Mädchen in der Rechnungsabteilung mit Megatitten .
Zwei der Männer drückten ihre Zigaretten aus und
gingen hinein, während sich gleichzeitig eine Frau mit einem Starbucks-Becher und einer ellenlangen Marlboro zu den anderen gesellte. Aber Kevin konnte nicht länger warten, denn je mehr Zeit verstrich, desto gröÃer wurde die Gefahr, dass ihm die Sicherheitsleute des MI5 auf die Schliche kamen. Also entschied er sich für das kalkulierte Risiko und steuerte direkt auf die Raucher zu.
»Wo kommst du denn her?«, fragte einer von ihnen.
»Heute durfte meine Mama mich mit ins Büro nehmen«, erklärte Kevin treuherzig. »Ich war im sechsten Stock. Als ich vom Klo kam, bin ich durch die Feuertür, und sie ist hinter mir zugeschlagen, bevor ich wieder hineinkonnte.«
Die Frau lachte. »Armes Kerlchen«, sagte sie und lieà ihre halb gerauchte Zigarette in ihren Kaffee fallen. »Ich bringe dich zum Aufzug zurück.«
Die nette Raucherin eskortierte Kevin durch die schäbigen Büros eines juristischen Verlages und holte auch noch den Aufzug für ihn. Also fuhr Kevin zunächst in den sechsten Stock, bevor er endlich ins Erdgeschoss gelangte und auf die StraÃe trat.
Kevins schicke Hosen waren schmutzig, er hatte Vogeldreck an den Händen und einen aufgeschürften Ellbogen. Nervös lief er an den Polizisten vorbei, die das Leith Hotel auf der anderen StraÃenseite bewachten, und eilte zu dem Café.
James Adams saà drinnen an einem Tisch und hatte eine Cola-Dose vor sich.
»Gut gemacht, Kumpel«, grinste er, als Kevin ihm die Speicherkarte gab. »Ich muss sofort ein Taxi nehmen und das hier in ein Produktionsstudio in Soho bringen. Mein Reporterfreund ist der Meinung, dass das schon morgen in der Zeitung stehen könnte.«
35
Tan Abdullahs Privat-Jet war abflugbereit. Der luxuriöse Flieger hatte das Gate bereits verlassen, aber ein Sturm behinderte den Flugverkehr von Heathrow, und der Pilot kündigte an, dass sie ungefähr vierzig Minuten auf die Startfreigabe warten müssten.
Tan wusste, dass er in Malaysia mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert werden würde. Noch dazu war es aufgrund seiner Beleidigung des Premierministers gut möglich, dass man ihn sofort verhaften und inhaftieren lieÃ. Um dieses Problem zumindest vorläufig zu
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