Die Entscheidung
ich in fünf Minuten da sein.«
»Gut«, erwiderte Lauren. »Also bis gleich im Café an der Ecke. Und am besten besorgt ihr Kyle einen Anwalt. David Secombe will unbedingt diese Karte wiederhaben, und noch bevor Kyle weiÃ, wie ihm geschieht, werden sie ihm die Finger in den Arsch schieben.«
Lauren klappte das Handy zu und bemerkte erst jetzt, dass Kevin immer noch da stand. »Welchen Teil von Halt dich da gefälligst raus hast du eigentlich nicht kapiert?«
»Ich bin kein kleines Kind mehr!«, wiederholte Kevin empört. »Ich will wissen, was los ist!«
Plötzlich dämmerte Lauren, dass sie Kevin brauchen würde, um sie zu decken, wenn sie James traf. Seufzend rieb sie sich die Stirn und erzählte ihm kurz das Wichtigste über Kyle, den Erpressungsversuch und den Inhalt der Speicherkarte in ihrer Jeanstasche.
»Ich vertraue darauf, dass du mich und James nicht verrätst«, sagte sie schlieÃlich. »Aber wenn jemand fragt, hast du von nichts gewusst, okay? Das ist eine ganz dumme Schweinerei. Ich könnte dafür bei CHERUB rausfliegen, aber es besteht kein Grund, auch noch dich mit reinzuziehen.«
Kevin nickte, sah aber immer noch beleidigt drein. »Nicht zu fassen, dass James mir keinen Ton gesagt hat, als er den Auftrag ablehnte.«
»Ich brauche höchstens fünfzehn oder zwanzig Minuten«, meinte Lauren, während sie sich einen Kapuzenpulli überzog und zur Tür ging. »Stell das Wasser im Bad an, und wenn jemand kommt, sagst du, du glaubst, ich sei unter der Dusche.«
Lauren öffnete die Tür. Sie war sicher, dass sie sich an der Polizei vorbeimogeln konnte. Doch dann musste sie überrascht feststellen, dass mittlerweile ganze Schwärme von Männern in dunklen Anzügen durch den Flur streiften. Der nächste war kaum zwei Meter von ihrer Tür entfernt.
»Zurück ins Zimmer, junge Dame«, forderte er sie barsch auf.
»Wer sagt das?«, entrüstete sich Lauren.
Der groà gewachsene Mann kam sich ziemlich wichtig vor. »Sicherheitsdienst«, erklärte er streng. »Geh zurück ins Zimmer. Niemand verlässt dieses Stockwerk, bevor wir nicht alles und jeden durchsucht haben!«
Mit klopfendem Herzen eilte Lauren in die Suite zurück, wo Kevin erstaunt aus dem Bad kam.
»Ich hab versucht, die Dusche anzustellen«, sagte er, »aber keiner der Wasserhähne funktioniert.«
»Oh Mist«, fluchte Lauren, »das ist wie bei einer Drogenrazzia. Sie stellen das Wasser ab, damit man nichts wegspülen kann. Und ich wette, sie haben ein Sieb ins Abwasserrohr gehängt, um alles aufzufangen, was eventuell doch noch weggespült wurde.«
Kevin nickte. »Sieht so aus, als hätten die irgendwo bereitgestanden, so schnell wie die hier gewesen sind. Haben wohl schon vermutet, dass hier drin jemand Informationen an die Demonstranten weitergibt.«
Lauren nahm die Karte aus der Tasche und hielt sie hoch. »Glaubst du, die ist auf einer Röntgenaufnahme zu sehen, wenn ich sie verschlucke?«
»Auf jeden Fall«, erwiderte Kevin und schnappte ihr die Karte aus der Hand. »Gib her, ich bringe sie ins Café.«
Lauren schüttelte den Kopf. »Deine süÃe Unschuldsmiene bringt dich hier auch nicht raus. Und jetzt ist auch noch deine DNA drauf. Ich versuche, dich aus dem ganzen Ãrger rauszuhalten, und du gehst her und belastest dich selbst.«
»Wer sagt denn, dass ich da raus will?«, grinste Kevin und deutet mit dem Daumen zur Tür, bevor er sich umdrehte und zum Balkon ging. »Wenn jemand fragt: Ich bin vor einer halben Stunde mit TJ weggegangen.«
Lauren wollte Kevin festhalten, als er die Glastür zum Balkon aufschob. »Du kannst doch keine acht
Stockwerke hinunterklettern!«, warnte sie ihn. »Ich behalte die Karte. Du musst damit gar nichts zu tun haben.«
Doch Kevins Kraft überraschte Lauren, als er sie wegstieà und schnell auf den Balkon trat. Noch bevor Lauren ihr Gleichgewicht wiederfand, hatte der Zwölfjährige die Speicherkarte eingesteckt und balancierte auf dem Balkongeländer acht Stockwerke über der schmalen StraÃe. Lauren wurde fast schlecht vor Angst, als Kevin sich mit dem Gesicht zur Mauer drehte, kraftvoll absprang und das Gesims packte, das sich einen halben Meter über der gläsernen Schiebetür befand.
Lauren überlegte, ob sie Kevin an den herabhängenden Knöcheln packen
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