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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Muchamore
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müssen wir das Beste daraus machen.«
    Ein etwa zwölfjähriger Junge spähte zur Tür herein und sagte etwas auf Malaiisch zu Aizat. Aizat dankte ihm, gab ihm ein paar Anweisungen und erklärte Helena dann: »Scheint so, als hätte der große Boss jemandem vom Hotel hinter uns hergeschickt.«
    Â»Verdammt«, entfuhr es Helena nervös.
    Sie hatte von einem ihrer ältesten Freunde einen Gefallen eingefordert, um die Einladung ins Regency Plaza zu bekommen, und wenn man nun bei der Zeitung erfuhr, dass sie dem Luxushotel den Rücken kehrte, um mit lokalen Aktivisten zu sprechen und dadurch die Anzeigenkunden beleidigte, würde nicht nur
ihre journalistische Karriere den Bach runtergehen, auch ihr Freund bekäme gewaltigen Stress.
    Â»Kommen Sie, wir ärgern ihn ein wenig«, schlug Aizat vor, stand auf und lief in den Matsch hinaus. »Kommen Sie schon, Helena.«
    Seufzend zog Helena ihre noch fast neuen Turnschuhe wieder an, die voller Schlammwasser waren. Aizat führte sie zwischen den Hütten auf einen untersetzten Mann in einem blauen Hemd und Shorts zu, der in der Nähe der stinkenden Toiletten herumlungerte.
    Â»Sind Sie uns gefolgt?«, fragte Aizat auf Englisch, damit Helena es verstand.
    Der Mann lächelte verlegen und zuckte mit den Achseln. »Wie meinst du das?«
    Â»Manche Leute haben ein schlechtes Gedächtnis«, stellte Aizat vorwurfsvoll fest. »Sie haben doch im Starfish für Mrs Leung gearbeitet, oder? Man hat Sie doch ebenso aus Ihrem Dorf vertrieben wie uns, oder? Und jetzt machen Sie für die die Drecksarbeit.«
    Der Mann schnalzte mit der Zunge und wedelte mit der Hand vor Aizat herum, als wolle er eine Fliege vertreiben. »Du bist nur ein dummer kleiner Junge«, grunzte er. »Was weißt du schon davon? Mrs Leung hat den Leuten vom Regency Plaza gesagt, dass ich ein guter Mann bin, und deshalb haben sie mir einen Job gegeben, als sie das Starfish verkauft hat. Ich muss fünf kleine Kinder und zwei alte Frauen ernähren.«
    Helena hatte Verständnis für die Situation des Mannes, doch Aizat war immer noch wütend.

    Â»Sie haben keine Ehre im Leib«, zischte er. »Sie hätten auch aufs Festland ziehen können wie die anderen. Sie müssen nicht für Tan Abdullah arbeiten.«
    Hundert Meter weiter, kurz hinter der ersten Hüttenreihe, hupte ein Auto. Der Mann wirbelte herum und erblickte die Gestalt des kleinen Jungen, der zuvor mit Aizat gesprochen hatte und nun so schnell er konnte, durch den Matsch flitzte. Dann hörte man, wie ein Auto im Leerlauf die abschüssige Straße zum Strand hinunterrollte. Der Mann fluchte heftig auf Malaiisch und rannte hinterher.
    Helena sah Aizat ernst an. »Mit so was macht man sich grundlos Feinde.«
    Â»Ich habe nichts damit zu tun«, grinste Aizat. »Ich war doch hier bei Ihnen, als das passiert ist.«
    Das offene Heck des kleinen Suzuki-Allrad-Jeeps hatte es dem Jungen leicht gemacht, hineinzuklettern, die Handbremse zu lösen und den Wagen mithilfe eines Freundes anzuschieben.
    Die Leute kamen aus ihren Hütten, um zu sehen, weshalb so laut geflucht wurde, während das Auto immer mehr in Fahrt kam. Bereits in der ersten Kurve schepperte der kleine Suzuki geräuschvoll von der Straße, krachte durch das dichte Unterholz und landete schließlich vor einem Baum, bevor er auf die Seite kippte.
    Dutzende von Kindern und Erwachsenen liefen die Straße hinunter, um sich das Wrack anzusehen, allen voran der Mann vom Hotel. Doch als er stehen blieb,
griffen ein paar kaum zehnjährige Jungen zu Steinen und bewarfen ihn damit.
    Â»Spionier uns bloß nicht nach«, riefen sie. »Bleib weg von hier oder du bist tot!«
    Allerdings waren die Bewohner des Umsiedlungslagers gespalten. Manche zeigten offen ihre Wut, aber fast genauso viele hatten ihren Stolz hinuntergeschluckt und arbeiteten nun für das Regency Plaza oder auf einer der vielen Hotel-Baustellen von Tan Abdullah entlang der Küste.
    Helena schauderte, als ein orangefarbener Feuerball durch den Dschungel zuckte. Sie wusste nicht, ob der Benzintank des kleinen Jeeps von selbst explodiert war oder ob jemand nachgeholfen hatte. Aber die Menge wurde aggressiver, und sie befürchtete, dass die Polizei auftauchen und Fragen stellen würde.
    Die Journalistin in Helena wollte bleiben und Fotos schießen, aber schließlich waren Furcht und Entsetzen stärker, und sie

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