Die Entscheidung
kriegen kann.«
»Verstehe«, meinte Michael misstrauisch. »Aber Sie möchten gerne im Bereich Reisejournalismus arbeiten?«
»Oh ja«, bestätigte Helena.
Michael drohte ihr gönnerhaft mit dem Finger. »Das ist ein sehr kleines Feld«, warnte er. »Da kennt jeder jeden. Sie müssen den Auftrag für diesen Artikel von Jane Baverstock bekommen haben.«
»Sie ist bei diesem Job meine Herausgeberin«, nickte Helena.
»Eine tolle Frau«, fand Michael. »Wir kennen uns schon lange. Wir haben ein paar Jahre zusammen für das Tourismusbüro in Neuseeland gearbeitet. Wenn man sich einen Namen als Reisejournalist machen will, ist sie eine gute Adresse. Und Sie möchten sie sicher nicht verärgern.«
Helena erkannte, dass Michael ihr unterschwellig drohte: Sollte sie in ihrem Artikel die Umsiedlung der Einheimischen erwähnen, würde seine alte Freundin Jane ihn nicht veröffentlichen.
»Deshalb bin ich ja so begeistert gewesen von der
Chance, über das Regency Plaza zu schreiben«, log Helena enthusiastisch. »Bis jetzt habe ich fast nur über ernste Themen geschrieben. Aber dieser Artikel aus der Perspektive einer Golfanfängerin bietet mir die Gelegenheit zu zeigen, wie vielseitig ich schreiben kann.«
Zu ihrer Erleichterung schien Michael den Köder zu schlucken, denn sein Tonfall wurde etwas herzlicher. »Sie werden also nichts für Guilt Trips über Langkawi verfassen?«, fragte er.
Helena lachte. »Ich halte mich natürlich an die Anweisungen der Zeitung.«
»Sehr vernünftig«, bestätigte Michael kühl. »Wissen Sie, in diesen Dschungellagern gibt es zwar ein paar unzufriedene Leute, aber die meisten verdienen jetzt gutes Geld in der Tourismusbranche, und die malaysische Regierung hat viel für ihr Wohlergehen getan. Sie haben sauberes Wasser und Strom. Bildung, Gesundheitswesen. Ohne das Geld aus dem Tourismusbereich wäre das alles nicht möglich.«
Helena seufzte erleichtert, als Michael endlich ging. Sie war sich nicht sicher, ob er ihr wirklich alles abnahm, aber sie hoffte, dass ihr die Rolle der Möchtegern-Journalistin wenigstens etwas Zeit verschafft hatte.
Ihr war schlecht, ihr Kopf schmerzte und sie lieà sich erschöpft aufs Bett fallen.
Aizat kam nackt aus dem Bad und schäumte vor Wut: »Hat dieser Schwachkopf eben was von Gesundheitswesen erzählt? Meine GroÃmutter wäre da oben
fast gestorben! Die Hälfte der Kinder im Lager hatte Durchfall und musste sich ständig übergeben. Wir hatten keinen Arzt und keinen Klempner, der sich um die Wasserleitungen gekümmert hätte. SchlieÃlich haben ein paar Verwandte auf dem Festland zusammengeworfen und einen Arzt bezahlt, der zu uns herausgekommen ist. Das weià ich, weil ich ihn mit meinem Boot hergebracht und die Medizin vom Festland geholt habe, als ich ihn zurückfuhr.«
Aber Helena hörte ihm gar nicht zu. Die Reise hatte eine völlig unvorhergesehene Wendung genommen, und sie war furchtbar aufgeregt.
Sie hatte geglaubt, sie würde einfach hier ankommen, sich davonschleichen, um sich mit Aizat zu treffen, und ihre Guilt-Trips-Erfahrung nutzen, um Aizats Leute zu unterstützen und ihrer Kampagne auf die Sprünge zu helfen. Dann würde sie ihre Golfstunden nehmen, ihre Zeitungskarriere durch einen wunderbaren Artikel für den Reiseteil fördern und nach Hause fahren. Und hätte zwei schöne Ziele mit einem Schlag erreicht.
Stattdessen war sie schon Minuten nach Verlassen des Hotels von den Sicherheitsleuten aufgespürt worden und hatte schnell festgestellt, dass die hiesigen Aktivisten ihre eigenen radikalen Vorstellungen hatten. Und um der ganzen Sache die Krone aufzusetzen, hatte sie sich hoffnungslos betrunken und war mit einem Siebzehnjährigen ins Bett gestiegen.
Nur gut, dass sie weit weg von zu Hause war und hoffentlich niemand Wichtiges davon erfuhr.
21
In den nächsten beiden Tagen nahm Helena drei Golfstunden, knüpfte beim Essen und an der Bar ein paar nützliche Kontakte zu anderen Journalisten und versuchte, ohne Schuldgefühle das Spa, den Whirlpool und eine Speedboot-Tour um die Insel zu genieÃen.
Ihr Verhältnis zu Aizat war gespannt. Er war nett, aber sie würde nicht noch mal mit ihm schlafen. Sie hatten ein paar SMS hin- und hergeschickt und abgemacht, sich noch einmal zu treffen, um über MaÃnahmen für die Kampagne zu reden. Aber
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