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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Muchamore
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begann, eilig den Hügel hinunterzulaufen.
    Â»Wo wollen Sie denn hin?«, fragte Aizat, der ihr nachrannte.
    Â»Zurück ins Hotel«, antwortete sie knapp. »Ich komme schon klar.«
    Â»Sie sollten hier nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr allein unterwegs sein«, warnte Aizat sie. »Seit das Hotel aufgemacht hat, treiben sich hier ein paar merkwürdige Gestalten herum.«
    Helena antwortete nicht, sondern lief einfach weiter,
und Aizat hatte Mühe, mit ihren langen Beinen Schritt zu halten. Inzwischen war es stockdunkel, und die Bäume, die zu beiden Seiten über den schmalen Pfad hingen, machten es unmöglich, irgendetwas vor ihr zu erkennen, und so musste sie plötzlich zur Seite springen, als ein Toyota mit hoher Geschwindigkeit an ihr vorbeischoss.
    Als sie unten am Hügel endlich aus dem Dschungel herauskam, atmete sie auf; das Licht aus den Hotelfenstern und vom Golfplatz erhellte den Weg. Statt direkt ins Hotel zu gehen, lief Helena zum Strand und stellte sich in die Brandung, um den Matsch von ihren Turnschuhen zu waschen.
    Aizat blieb hinter ihr stehen. Er ließ die förmliche Anrede fallen und fragte einfach: »Bist du mir böse?«
    Helena wandte sich um, sah ihn kühl an und verschränkte die Arme. »Ich sehe nicht ein, was so etwas bringen soll. Autos kaputtzumachen versetzt die Leute nur in Wut.«
    Â»Vielleicht«, gab Aizat achselzuckend zurück, stellte sich näher ans Wasser und ließ seine Nikes ebenfalls von den Wellen umspülen. »Andererseits, wenn jeder, der so wütend ist wie ich, irgendetwas kaputtmachen oder Sachen im Wert von ein paar Tausend Dollar stehlen würde, gäbe es Orte wie das Regency Plaza gar nicht. Warum sollte ich eigentlich keinen Lastwagen mit Benzinfässern beladen und damit direkt in die Rezeption des Hotels fahren?«
    Â»Weil du entweder bei dem Brand umkommst oder
den Rest deines Lebens im Gefängnis verbringst«, antwortete Helena düster. »Wahrscheinlich würdest du ein halbes Dutzend unterbezahlter Hotelangestellter mit in den Tod reißen. Die Versicherung würde für den Wiederaufbau der Rezeption bezahlen und Tan Abdullah keinen Cent verlieren.«
    Â»Wahrscheinlich«, gab Aizat zu und stieß dann ein trockenes Lachen aus. »Aber was haben denn deine ganzen Artikel und Kampagnen bis jetzt bewirkt? Hast du wirklich jemals was erreicht, indem du in deinem Büro auf die Tastatur gehauen hast?«
    Helena warf frustriert die Hände in die Luft, als Aizat näher zu ihr trat. »Was weiß ich?«, rief sie. »Los doch, geh und bring dich um! Dazu brauchst du weiß Gott nicht meine Erlaubnis. Ich bin hergekommen, weil ich euch bei eurer Kampagne helfen will, weil ich euch vielleicht etwas Publicity verschaffen kann, aber wenn ihr meine Hilfe nicht wollt, dann kann ich auch zurück ins Hotel gehen. Ich kann das Spa nutzen, meine dämlichen Golfstunden nehmen, bei denen mir irgendein perverser Fotograf auf den Hintern schielt, meine tausend schönen Worte für den Reiseteil der Zeitung schreiben und den ganzen Mist hier vergessen.«
    Â»Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du echt sexy bist, wenn du dich aufregst?«, grinste Aizat.
    Diese Bemerkung brachte Helena völlig aus der Fassung. »Das ist eine saublöde Anmache«, giftete sie, bevor sie zu lachen anfing.
    Â»Was willst du denn jetzt unternehmen?«, erkundigte
sich Aizat. »Hilfst du uns weiterhin oder nicht? War das nicht der Grund dafür, warum du der Zeitung diese Gratisreise rausgeleiert hast?«
    Achselzuckend stapfte Helena durch die Brandung. »Ehrlich gesagt, Aizat, ich kenne mich nicht mehr aus. Ich bin hergekommen, um einem Siebzehnjährigen zu helfen, eine Kampagne aufzubauen, aber ihr seid besser organisiert, als ich es je sein werde, mit eurer kleinen Diebesbande und den Kindern, die nach Spionen Ausschau halten.«
    Â»Die Leute sagen immer, ich sei sehr reif für mein Alter«, nickte Aizat. »Aber ich hatte ja auch kaum eine andere Wahl. Keine Eltern, aber dafür eine Großmutter, die wirklich ein Goldstück ist, aber von der Sorte, die ihren letzten Bissen einem streunenden Hund gibt und vergisst, dass eine Stunde später zwei hungrige Kinder aus der Schule kommen.«
    Â»Nun«, sagte Helena entschlossen, »du hast mich gefragt, was ich unternehmen werde. Im Augenblick dreht sich mir der Kopf, und ich will nur noch eines: in mein

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