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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Muchamore
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Dank!«

    Für die Eröffnungszeremonie mussten alle Gäste das Hotel verlassen und sich hinter einem dicken goldenen Band vor dem Eingang versammeln. Dieses wurde dann gleichzeitig von Joe Wright-Newman, einer berühmten Operndiva, zwei malaysischen Popstars und dem Gouverneur Tan Abdullah mit fünf großen Scheren durchschnitten.
    Nach einigem Jubel und Applaus strömten die vierhundert
Gäste wieder in das Hotel und den Hauptspeisesaal. Tan Abdullah war ein kleiner Mann, der aufgrund einer kaputten Hüfte humpelte. Er saß am VIP-Tisch, der quer zu allen anderen verlief.
    Die übrigen Gäste bekamen je nach Wichtigkeit ihre Plätze zugewiesen, sodass Helena in der letzten Reihe neben der Schwingtür zur Küche saß.
    Das Essen war durchschnittlich und, bis man es vierhundert Gästen aufgetragen hatte, kalt. Nach drei Gängen gab es das Dessert und Kaffee und Tan Abdullah erhob sich und hielt eine Rede auf Malaiisch. Das Inselfernsehen übertrug gehorsam den Triumph des Gouverneurs, während eine kleine Gruppe von Fotografen sich vor seinen Tisch kniete und eine Menge Bilder schoss.
    Gerade als sich Tan Abdullah elegant verbeugt hatte und sich wieder setzen wollte, um den Applaus entgegenzunehmen, stürmten sechs maskierte Gestalten in Hotel-Overalls durch die Küchentür herein. Vier junge Männer rannten zum VIP-Tisch vor, während zwei Frauen im hinteren Teil des Saals stehen blieben und ein Banner mit Bildern von Stranddörfern entrollten.
    Die Gäste schrien erschrocken auf, als die beiden ersten Männer die klebrige weiße Flüssigkeit zweier Feuerlöscher über den VIP-Tisch sprühten. Ihr Ziel war Tan Abdullah, aber auch der Golfer Joe Wright-Newman und die Popstars wurden getroffen.
    Ein weiterer Aktivist riss einen Müllsack mit Vogelfedern auf und verteilte sie wild in der Luft. Sein Kollege
hatte eine kleinere Tasche mit Flugblättern dabei, rannte zwischen den vorderen Tischen hindurch und warf sie unter die Gäste.
    Â»Wir verlangen, dass Tan Abdullah wegen der illegalen Zerstörung unserer Dörfer angeklagt wird!«, rief Aizat.
    Einer der Aktivisten sprang auf den Tisch und verkündete dasselbe auf Malaiisch, während die Polizei und schwarz uniformierte Sicherheitsbeamte bereits den Saal stürmten. Da begannen die Maskierten, sich zur Küche zurückzuziehen, verfolgt vom Wachpersonal des Hotels und Tan Abdullahs Polizeischutztruppe.
    Als Erster wurde Aizat gefangen genommen. Sekunden nachdem ihn ein kräftiger Gast zu Boden geworfen hatte, war er von Wachen umgeben und trug Handschellen. Die beiden weiblichen Aktivisten, die der Tür zur Küche am nächsten waren, hatten die besten Aussichten, noch zu entkommen.
    Als ein Polizist an ihr vorbeirannte, streckte Helena ihr Bein vor, und er krachte mit dem Kopf voran in den nächsten Tisch. Nur ein paar Schritte hinter ihm kam schon ein weiterer Polizist, doch da waren die beiden Frauen bereits durch die Küchentür verschwunden. Das Küchenpersonal sympathisierte mit den Aktivisten und verstellte den Polizisten den Weg, indem sie einen schweren Servierwagen vor die Schwingtür schoben.
    Tan Abdullah tobte, weil sich die herumschwebenden Federn überall an seine nasse Kleidung und Haut
hefteten. Die Fotografen knipsten wild drauflos, bis er auf den Fernseh-Kameramann zustürmte und versuchte, die Linse mit der Hand abzudecken.
    Nach dem ersten Schreck brachen einige Gäste in Gelächter aus, während Aizat und seine Kollegen nichts zu lachen hatten, als die Polizeibeamten und Sicherheitsleute sie aus dem Speisesaal und durch die Lobby eskortierten.
    Und auch Helena bekam Probleme, als der Polizist, den sie zu Fall gebracht hatte, benommen auf sie zutaumelte.
    Â»Wer sind Sie?«, brüllte er. »Sie sind verhaftet!«
    Doch eine Journalistin, die sich während des Essens mit Helena unterhalten hatte, baute sich vor ihm auf und erklärte heftig: »Das war eindeutig keine Absicht, also plustern Sie sich nicht so auf!«
    Daraufhin begannen auch eine Reihe malaysischer Gäste, den Polizisten zu beschimpfen, bis einer seiner Vorgesetzten kam und ihm befahl, sich zu beruhigen.
    Â»Das war Pech, kann passieren«, erklärte er Helena. »Ich entschuldige mich für meinen Kollegen. Er hat ein wenig überreagiert, weil er sich den Kopf heftig gestoßen hat.«
    Â»Schon in Ordnung«, erwiderte Helena und wischte

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