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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Muchamore
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sich den Schweiß von der Stirn.
    Jenny, die Journalistin, die sie verteidigt hatte, lächelte Helena an, als die Polizisten gingen. »Und ich dachte schon, er legt Sie auf der Stelle in Ketten, meine Liebe.«

    Â»Ich auch«, seufzte Helena zitternd. Sie fasste sich mit einer Hand erleichtert an die Brust und kippte mit der anderen ihren Rotwein hinunter.
    Die Flugblätter waren zwar im vorderen Teil des Saals unter die Leute geworfen worden, doch dann waren sie von Hand zu Hand gewandert, sodass eines davon nun vor Helena landete.
    Wir gratulieren Gouverneur Tan Abdullah zur Zerstörung unserer Heimat und unserer Umwelt und dazu, dass er uns im Dschungel verrotten lässt.
    Unter dieser Schlagzeile stand in drei kurzen Absätzen zusammengefasst, was den Dorfbewohnern nach dem Tsunami widerfahren war, und der Link zu einer Webseite war angegeben, auf der man mehr Informationen bekommen konnte.
    Â»Sieht ja interessant aus«, fand Jenny. »Alle sagen, dass Abdullah ein ziemlicher Gangster ist. Aber wer ist das nicht in diesem Geschäft?«
    Â»Halten Sie ihn wirklich für korrupt?«, fragte Helena, deren Gesicht langsam wieder Farbe bekam.
    Ein Kellner hatte ihr leeres Weinglas bemerkt und eilte herbei, um ihr nachzuschenken. Doch Helena bedeckte das Glas schnell mit der Hand. »Nein danke, ich glaube, ich habe genug.«
    Als sie sich wieder umwandte, lief es ihr kalt über den Rücken. Drei Tische weiter stand Michael Stephens. Er sprach mit einem Sicherheitsbeamten und sah sie direkt an.

22
    Â»Ausziehen, du Stück Scheiße!«, schrie der Polizist Aizat an, als er ihm die Handschellen aufschloss.
    Die Zelle war durch das bloße Gitterdach Wind und Wetter ausgesetzt, der Boden schimmelte und in den Ecken des Abflusslochs klebten die hart getrockneten Reste von Exkrementen. Aizat hatte gewusst, dass die Gefahr einer Verhaftung ziemlich groß war, aber das änderte nichts an seiner Angst vor den Polizisten.
    Â»Auch die Shorts«, befahl der Polizist und drosch ihm mit dem Schlagstock auf den Rücken. »Du hast dich richtig tief in die Scheiße geritten! Sich auf dieser Insel mit Tan Abdullah anzulegen, ist äußerst ungesund!«
    Der Beamte schlug erneut zu, sodass Aizat gegen die Wand taumelte. Dann packte er ihn an den Schultern und stieß ihm das Knie in den Bauch. Aizats Gesicht verzerrte sich vor Wut.
    Â»Willst du zurückschlagen?«, höhnte der Polizist. »Los doch, trau dich. Wirst schon sehen, was dann passiert.«
    Dann trat er Aizats Kleider durch die Gittertür nach draußen und knallte sie hinter ihm zu.
    Aizat glitt mit dem Rücken an der Wand den Boden hinunter. Die offenen Zellen waren um einen rechteckigen Hof herum gebaut. Er hörte, wie Männer schrien und Zellentüren sich öffneten und schlossen. Dann erkannte er die Stimmen von Abdul und seinen beiden anderen männlichen Kameraden.

    Â»Haben sie die Mädchen geschnappt?«, rief Aizat.
    Â»Ich weiß es nicht«, ertönte es von der anderen Seite des Hofes.
    Gleich darauf baute sich ein riesiger Wärter vor Aizat auf und rüttelte an seiner verschlossenen Zellentür. »Noch ein Wort und wir stopfen euch das Maul!«, drohte er. »Die Gefangenen dürfen nicht miteinander sprechen.«
    Â»Leck mich!«, schrie ein anderer.
    Â»Du hältst dich wohl für besonders schlau, was?«, schrie der Wärter zurück.
    Zwei weitere Polizisten kamen herbei. »Zelle sechs«, sagte einer.
    Eine Tür sprang auf, und diesmal kam das Geräusch von Aizats Seite des Zellenblocks. Er versuchte, durch die Gitterstäbe zu sehen, was vor sich ging, als die drei Wärter einen Mann in die Mitte des Hofes schleiften.
    Â»Was soll das?«, beschwerte sich der Gefangene. »Ich habe geschlafen!«
    Â»Wenn irgendjemand spricht, wird irgendjemand bestraft«, brüllte ein Wärter.
    Der nackte Gefangene wurde zu Boden geworfen, mit dem Schlagstock verprügelt und dann brutal in den Bauch getreten.
    Â»In die Hocke«, schrie ein anderer Wärter.
    Der Gefangene schien bereits zu wissen, was das bedeutete. Er hockte sich hin, sodass sein Hintern nur wenige Zentimeter über dem Boden hing, und legte die Hände auf den Kopf. Diese Stresshaltung verlangte
ständige Wachsamkeit, um nicht zusammenzubrechen, und konnte in weniger als zwanzig Minuten zu schmerzhaften Krämpfen führen.
    Â»So bleibst du bis morgen

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