Die Entscheidung
Büro betrat. Auf seinem Schreibtisch stapelten sich Akten und er selbst kroch auf dem Boden unter seinem Computer herum und winkte mit einem Kabel.
»Es funktioniert einfach gar nichts«, beschwerte er sich, als er auftauchte. »Was kann ich für dich tun, James?«
James musterte eine rostgestreifte Metallsäule. »Wurde das Dach immer noch nicht repariert?«, wollte er wissen.
»Es ist ein Albtraum«, stöhnte Ewart und lieà sich auf seinen Drehstuhl fallen. »Es gibt mehrere Betriebe, die ein derartiges Dach reparieren können. Aber weiÃt du, wie viele davon die Sicherheitsstufe haben, um auf dem CHERUB-Campus arbeiten zu dürfen?«
»Keiner«, schätzte James.
»Erraten.«
»Und was ist mit dem Unternehmen, das das Dach gebaut hat?«
»Pleite«, antwortete Ewart. »Noch dazu liegt mein Kollege, Einsatzleiter Dennis King, im Krankenhaus wegen einer Prostata-OP, mein verdammter PC streikt und ich warte seit fünfunddreiÃig Minuten auf einen IT-Techniker.«
James überlegte, ob es nicht besser wäre, später wiederzukommen, entschloss sich dann aber doch, sein Anliegen nicht weiter aufzuschieben.
»Es geht um die Mission, für die ich vorgesehen bin«, sagte er. »Ich habe mich über Tan Abdullah informiert. Er ist ein ziemlicher ScheiÃkerl und das ist noch milde ausgedrückt.«
»Du meinst die Verhaftungen letzten Sommer?«, fragte Ewart.
»Verhaftungen?«
»Oppositionelle Politiker, die von der Armee unter Terrorismusverdacht festgenommen worden sind. Ist es nicht das, wovon du sprichst?«
»Nein, ich weià nur, dass er auf Langkawi Dorfbewohner aus ihren Häusern vertrieben hat«, erwiderte James.
Ewart zuckte mit den Achseln. »Davon weià ich noch gar nichts. Aber dieser Tan Abdullah ist ein mieser kleiner Gangster, daran besteht kein Zweifel.«
»Aber warum helfen wir ihm dann?«, erkundigte sich James.
Wieder hob Ewart nur die Schultern. »Abdullah
kommt hierher, um ein Rüstungsabkommen über fünf Milliarden abzuschlieÃen, inklusive Seitengewehre, Schulungsflugzeugen und Gasturbinen für neue malaysische Fregatten.«
»Also machen wir die Augen zu vor Folter und Gewalt, solange wir daran verdienen können?«, fragte James aufgebracht.
»Oh, James, komm bitte runter von deinem hohen Ross«, verlangte Ewart gereizt. »Du hast wirklich zu viele Missionen hinter dir, um so naiv zu sein. In der Politik, in der Wirtschaft und vielen anderen Bereichen kommt kaum jemand sonderlich weit, wenn er nicht rücksichtslos ist. Ich bin nicht stolz auf die Tatsache, dass wir jemanden wie Tan Abdullah in unserem Land willkommen heiÃen, aber wenn wir nicht die fünf Milliarden einstecken, dann tun es die Amerikaner, Franzosen oder Russen.«
James konnte Ewarts Argumentation zwar verstehen, an der Mission wollte er aber trotzdem nicht teilnehmen, schon aus Loyalität zu Kyle. »Ich möchte damit lieber nichts zu tun haben«, sagte er deshalb.
Kyle erwähnte er lieber nicht. Da dieser kein aktiver CHERUB-Agent mehr war, hatte James einen groben Regelverstoà begangen, als er mit ihm über die Mission gesprochen hatte.
Ewart sah ihn verblüfft an und seufzte. »Dann bekomme ich wahrscheinlich auch noch einen ähnlichen Besuch von Lauren?«
»Nein, für sie ist es okay«, gab James zu. »Sie will
unbedingt mit einer Milliardärs-Ehefrau shoppen gehen. Und mit Kevin habe ich nicht mal gesprochen. Er ist ein netter Junge und ich will ihm keine Probleme machen.«
»In Ordnung«, sagte Ewart, faltete die Hände und nickte. »Dann bist du raus aus der Mission. Kein Problem. Wir schaffen das sowieso auch mit zwei Agenten.«
»Oh«, machte James. Er war enttäuscht, dass sein moralischer Standpunkt offensichtlich überhaupt keine Rolle spielte.
»Ich nehme an, dass deine Unterrichtsstunden jetzt alle vorüber sind?«, fragte Ewart.
»Ja«, nickte James. »Wenn meine Beine ganz verheilt sind, werde ich wieder im Dojo trainieren und Gewichte stemmen, aber ich denke, dass ich wohl keinen Aufsatz mehr schreiben muss.«
»Ich bin hier leicht unterbesetzt und ziemlich gestresst, wie du vielleicht bemerkt hast«, sagte Ewart. »Hättest du nicht Lust, uns hier zwei oder drei Stunden am Tag zu helfen?«
Darauf hatte James zwar keine Lust, aber angesichts Ewarts Verzweiflung und der
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