Die Entscheidung
du bist wunderschön, sexy und ich liebe dich, aber du musst mir vertrauen. Ich erkläre dir alles, wenn ich wiederkomme. Aber jetzt hör bitte auf, mich mit deinen Krallen zu foltern!«
Kerry zog ihre Fingernägel aus Jamesâ Bauch und stieà ihn mit beiden Händen von sich. »Wenn du zurück bist, solltest du aber eine sehr gute Erklärung abliefern«, verlangte sie. »Und wenn du mir das nächste Mal was vormachst, dann werde ich dich nicht nur in den Bauch kneifen.«
James nahm sein Poloshirt und die Jeansjacke von Kerrys Sofa und gab ihr schnell einen Kuss. »Ich verspreche dir, du wirst es verstehen.«
Nachts waren in allen Fluren des Campus die Lichter gedimmt, um so viel Energie wie möglich zu sparen. Während James im Halbdunkeln sein Zimmer betrat, zog er sich das Poloshirt über den Kopf. Dann öffnete er eine Schublade in seinem Schreibtisch und nahm eine Mikro-SD-Karte in einer durchsichtigen Plastikhülle heraus.
Mit nackten FüÃen schlüpfte er in die nächstbesten Turnschuhe, nahm eine dreckverkrustete Sportsocke aus seinem Wäschekorb, eilte wieder in den Gang und zwei Etagen höher in den achten Stock.
Er hatte keine Ahnung, ob Lauren schlief, als er
in ihr Zimmer trat. Wenn nicht, konnte er so tun, als wollte er ihr einen Streich spielen und ihr im Schlaf die dreckige Socke übers Gesicht ziehen.
Doch darüber hätte er sich keine Sorgen machen müssen. Laurens Schnarchen versetzte James in nostalgische Stimmung. Es war Jahre her, dass er zusammen mit seiner Schwester in einem Zimmer geschlafen hatte, aber sie machte immer noch genau die gleichen Pfeifgeräusche wie als Dreijährige.
Da James CHERUB bald verlassen würde, hatte er nicht mehr das neueste Handy bekommen, während Laurens erstklassiges Smartphone in der Ladestation auf ihrem Schreibtisch thronte. Es piepte, als er es herausnahm, aber glücklicherweise nicht laut genug, um Lauren zu stören.
James nahm die SD-Karte aus der Plastikhülle und steckte sie seitlich in Laurens Handy. Dann schaltete er das Display ein und erschauderte, als er sah, welches Hintergrundbild Lauren gewählt hatte: Sie und Bethany in Glitzerfummel auf einer Weihnachtsparty und sie streckten beide frech die Zunge heraus.
Die Speicherkarte enthielt ein kleines Hackerprogramm, das der Geheimdienst entworfen hatte. Es nutzte den eingebauten GPS-Empfänger des Smartphones und verschickte in regelmäÃigen Zeitabständen eine Textnachricht mit den genauen Koordinaten des Handys, ohne dass der Besitzer etwas davon merkte.
Die Software brauchte endlose eineinhalb Minuten,
um sich zu installieren, bevor sie James schlieÃlich eine Reihe von Optionen anbot. Er stellte das Intervall, in dem Laurens Handy seinen Aufenthaltsort melden würde, auf fünf Minuten ein und musste dann noch die Telefonnummer eingeben, an welche die Nachricht gehen sollte. Da er nicht riskieren wollte, dass man sein eigenes Handy ortete, hatte er sich ein altes aus dem Campus-Lager geliehen.
Gerade als er die Nummer eintippte, setzte Laurens Schnarchen kurz aus. James zog sich hastig zum Fenster zurück und stand wie zur Statue erstarrt da, als sich ihre Bettdecke bewegte und ihr Arm darunter auftauchte. Sie rieb sich mit dem Handrücken über die Stirn, als ob es dort jucke, aber sie wachte nicht auf. Erleichtert hörte James wieder das vertraute pfeifende Schnarchen in der Dunkelheit.
Er gab den Rest der Nummer ein und drückte OK. Das Hackerprogramm verschwand spurlos und das Display zeigte wieder das schaurige Bild von Lauren und Bethany und ihren herausgestreckten Zungen. Es piepte ein letztes Mal, als James das Handy in die Ladestation zurückstellte. Dann schlich er sich aus dem Zimmer.
Jetzt hatte er noch eine ganze Stunde Zeit. Er hatte Kyle nur deshalb gebeten, ihn schon um halb fünf anzurufen, weil dann die Wahrscheinlichkeit am gröÃten war, dass Lauren noch schlief. AuÃerdem wollte er den Campus so früh wie möglich verlassen, um den neugierigen Fragen der anderen und vor allem dem Personal
zu entgehen, das später am Empfang saà und darauf achtete, wer sich beim Fuhrpark herumtrieb.
Der Speisesaal öffnete erst um sechs Uhr, aber im sechsten Stock, gegenüber des Betreuerbüros, gab es einen Vorratsraum mit Getränkeautomaten, Snacks wie Obst und Schokoriegel sowie einen Kühlschrank voller Sandwiches und Mikrowellenmahlzeiten, damit
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