Die Entscheidung
wach?«, wollte Bruce unvermittelt wissen.
James senkte die Stimme. »Wegen der Sache mit Kyle, von der ich gesprochen habe.«
»Oh, das ist heute?«, fiel es Bruce wieder ein, und sein Gesicht hellte sich auf. »Viel Glück dabei. Wann willst du los?«
James deutete auf seine Pfannkuchen. »Sobald ich die hier aufgewärmt und gegessen habe. Ich nehme ein Auto. Ich hab vorgegeben, dass ich nach Birmingham zur Uni will. Wenn du willst, kannst du mitkommen. Es lenkt dich vielleicht ab.«
Bruce sah auf seine Uhr und schien zu überlegen. »Nein, ich habe Unterricht. Sonst krieg ich Strafrunden aufgebrummt.«
James schüttelte den Kopf. »Meryl ist befördert worden und Joe ist der mildeste Betreuer auf dem ganzen Campus. Ich stehe dir bei und sage, dass du wegen deiner Trennung so durcheinander warst, dass ich dich mitgenommen habe, um dich abzulenken. Dann kriegst du nur zwanzig oder dreiÃig Runden, und wenn du das Spielchen mitmachst und verlangst, mit einem
Berater zu sprechen, gehst du vielleicht sogar ganz ohne Strafrunden aus.«
Das fand Bruce zwar verlockend, aber er war noch nicht überzeugt. »Bei meinem Glück statuieren sie an mir ein Exempel. AuÃerdem bin ich schon mal an Joe geraten. WeiÃt du noch, wie ich Ronan Walsh von meinem Balkon baumeln lieÃ, weil er diese Rothemden-Mädchen nicht in Ruhe lassen wollte?«
»Der Protest gegen Tan Abdullah könnte leicht in Gewalt ausarten«, bemerkte James beiläufig.
Die Erwähnung des Wörtchens Gewalt hatte auf Bruce dieselbe Wirkung wie Schokolade auf einen Sechsjährigen.
»Echt?«, fragte er interessiert. »Na ja, einen Tag Unterricht kann ich mal sausen lassen. Was sind denn schon hundert Strafrunden unter Freunden?«
»Eben«, stimmte James zu. »Also dusch dir deinen stinkenden Schweià ab, schnapp dir was zu essen und dann treffen wir uns in einer halben Stunde unten bei den Autos.«
28
Die Royal Suite im Londoner Flughafen Heathrow war ein eigenes kleines Terminal mit zwei Gates, einer Zollstation und einer luxuriösen Lounge, in der weià gekleidete Kellner Getränke servierten. Lauren Adams
und der zwölfjährige Kevin Sumner waren mit einem Hubschrauber vom Campus nach Heathrow geflogen worden und sahen jetzt von groÃen Ledersesseln aus den Flugzeugen zu, die auf der südlichen Landebahn aufsetzten.
Lauren trug ein hübsches Sommerkleidchen, eine zitronengelbe Strickjacke und weiÃe Pumps, in denen sie sich normalerweise nie blicken lassen würde. Kevin hatte Freizeithosen an, ein gestreiftes Ralph-Lauren-Hemd und sich einen Strickpulli mit Zopfmuster um die Taille gebunden. Sie sollten aussehen wie die reichen Kids des elegant gekleideten Herren neben ihnen.
David Secombe wurde langsam kahl und hatte leichtes Ãbergewicht, und seine protzige, diamantbesetzte Armbanduhr wirkte, als hätte sie mehr gekostet als ein Familienauto. Secombe hatte den Ruf eines Mannes mit Verbindungen zu den höchsten Regierungsstellen GroÃbritanniens. Wenn man über Rüstungsverträge in Milliardenhöhe verhandelte, war Secombe derjenige, der die Waffen zum richtigen Preis besorgte und die nötigen Lizenzen beschaffte, um sie ohne lästige Fragen aus dem Vereinigten Königreich exportieren zu können.
Tan Abdullah hatte natürlich keine Ahnung, dass das nicht stimmte. David Secombe war in Wirklichkeit ein Mitarbeiter des Geheimdienstes. Seine Identität war falsch und seine Firma nur ein Tarnunternehmen für die britische Regierung. Dadurch wurden gleich zwei
Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Die Kunden hatten das Gefühl, sie bekämen ein besonders günstiges Angebot von einem gut informierten Insider, während die britische Regierung für den Fall, dass etwas schiefging, mit Secombes Firma einen offiziellen Sündenbock hatte.
Sollte je eine Menschenrechtsbewegung die Frage stellen, warum GroÃbritannien FuÃfesseln an südamerikanische Diktatoren oder Landminen an afrikanische Guerillas verkaufte, würde die gründliche Untersuchung seitens der Regierung eine makellos konstruierte Reihe von Dokumenten zutage fördern, die bewies, dass Secombes Firma falsche Informationen geliefert hatte. Secombe würde von der Bildfläche verschwinden, die Politiker würden ihre Jobs behalten, und der Geheimdienst würde eine neue Firma gründen, um genauso weiterzumachen wie bisher.
Laut Secombes
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