Die Entscheidung
Hintergrundgeschichte hatte er drei Kinder und war Witwer. Die Sache mit der verstorbenen Frau war ein geschickter Verkäufertrick, denn einerseits verschaffte es ihm Sympathien, andererseits konnte er mit Kunden in zwielichtigen Bars abhängen und dabei völlig authentisch wirken.
Selbst in den höchsten Ebenen der Regierung und des Geheimdienstes wussten nur so viele Personen wie unbedingt nötig von der Existenz von CHERUB. Secombe war in Panik geraten, als Tan Abdullah darauf bestand, seine Familie mit nach London zu bringen und Secombes nichtexistente Kinder kennenzulernen.
Aber man hatte an den richtigen Strippen gezogen, und Zara Asker war einverstanden gewesen, Secombe so viele Kinder zur Verfügung zu stellen, wie er brauchte  â wenn es dazu beitrug, der Regierung einen Fünf-Milliarden-Rüstungsvertrag und die damit verbundenen englischen Arbeitsplätze zu sichern.
Lauren sah sich um, als sie spitze Absätze auf dem MarmorfuÃboden klackern hörte. Ihre Besitzerin lieà sich neben ihr nieder. Melissa  â so hieà die achtundzwanzigjährige, spindeldürre Geheimdienstmitarbeiterin, soweit Lauren und Kevin Bescheid wussten  â würde während Tans Aufenthalt Secombes Freundin und ihre Stiefmutter spielen.
»Sieht aus, als käme da unser Vogel«, sagte Kevin und deutete durch die Glasscheibe auf einen privaten Langstreckenjet, der gerade auf der Landebahn aufsetzte, während kleine Rauchwölkchen von den Reifen aufstiegen. »Nicht gerade die sanfteste Landung, die ich je gesehen habe.«
Der vierundzwanzigsitzige Jet musste einen A380 der Quantas abwarten, bevor er über die Runway zum zweiten Gate der Royal Suite kommen durfte. Als sich das Flugzeug näherte, konnte Kevin die Aufschrift auf dem Rumpf entziffern: Abdullah Construction & Leisure. Darunter standen die Worte noch einmal in arabischer Schrift.
David Secombe erhob sich aus seinem Sessel, als die Stufen des Jets den Asphalt berührten. »Gehen wir, meine Familie«, forderte er sie auf.
Als Tan Abdullah aus dem Flugzeug kam, schüttelte er dem stellvertretenden britischen Verteidigungsminister, einem Hubschrauberpiloten der Royal-Air-Force und dem malaysischen Botschafter förmlich die Hand. Dann erblickte er den groÃen Mann, der hinter ihnen stand, und begann zu strahlen.
»Secombe, alter Knabe!«, rief er gut gelaunt.
Tan Abdullah war sehr klein und hob fast vom Boden ab, als David Secombe ihn kräftig an sich drückte. Lauren und Kevin, die direkt hinter Secombe standen, verdrehten die Hälse, um einen Blick auf die Kinder zu werfen, die ihrem Vater und ihrer Stiefmutter folgten.
Lauren hasste ihr Sommerkleid und die Strickjacke noch mehr, als sie Tans vierzehnjährige Tochter Suzie sah. Sie war ein molliges asiatisches Gothic-Girl mit abgetretenen Turnschuhen, Ringelstrümpfen, die leiterartige Risse an beiden Seiten aufwiesen, und einem pelzigen lila Pullover, der ihren Oberkörper verhüllte und ihr bis in die Kniekehlen hing. Lauren ärgerte sich, wie eine kleine Prinzessin gekleidet zu sein, denn das würde es sicher schwerer machen, mit Suzie auszukommen, als wenn sie ihre ganz normalen Jeans und Sweatshirts hätte tragen dürfen.
Kevin musste sich da weniger Gedanken machen. Tan Jr., auch TJ genannt, war elf Jahre alt und sah aus, als wolle er ein Rapper-Video drehen. Er trug Nikes, ausgeleierte Trainingshosen, ein Basketballhemd der Phoenix Suns und die unvermeidliche, verkehrt herum aufgesetzte Baseballkappe.
»Du musst Kevin sein!«, rief er begeistert über den Lärm der surrenden Turbinentriebwerke hinweg. »Was geht, Alter?«
Sein schlechtes Englisch mit dem malaiischen Akzent lieà das, was er da von sich gab, noch grotesker klingen, aber Kevin blieb cool und klatschte TJ ab.
David Secombe unterhielt sich mit Tan, während Melissa Tans Model-Gattin June Ling Komplimente zu ihrem Kleid mit Leopardenmuster machte. Wie geplant setzten sich alle in Zweiergruppen in Bewegung und Lauren lächelte Suzie an.
»Hallo! Ich bin Lauren.«
Suzie musterte sie von oben bis unten und machte ein Würgegeräusch, als versuche sie, eine tote Maus aus ihrer Kehle zu kriegen.
»Ziehen sich alle englischen Mädchen so an wie du?«, fragte sie gehässig.
»Nur wenn ihre idiotischen Väter ihnen was kaufen, was nur sie selbst hübsch finden«, erwiderte Lauren. Es sollte
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