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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Außerdem …« Irgendetwas nagte an Jenny, seit die Gestalt aus dem Wasser geschossen war. Ein Gefühl der Vertrautheit. Aber wie konnte sie mit etwas so Monströsem
und Abscheulichem vertraut sein? Audrey hatte recht, es hatte nicht annähernd menschlich ausgesehen, abgesehen von zwei Beinen, zwei Armen und Kleidern …
    Kleider  … feucht und stinkend … zerlumpt und dunkel vom Wasser … aber vertraut. Ein langes Flanellhemd, blauschwarz kariert, offen.
    »Oh mein Gott. Oh mein Gott, oh mein Gott …« Jenny war auf die Knie gefallen, ihre Stimme klang schrill.
    »Oh mein Gott, nein, es war Slug! Versteht ihr nicht? Es war Slug, es war Slug  …«
    Sie kreischte beinahe. Slug Martell und P. C. Serrani waren die beiden Jungen, die das Papierhaus aus Jennys Wohnzimmer gestohlen hatten – und in der Schattenwelt verschwunden waren. Keiner von Jennys Freunden hatte viel für sie übrig, aber das … verdiente niemand.
    »Es war nicht Slug«, flüsterte Audrey.
    »Doch, er war es. Er war es!«
    »Okay.« Dee rutschte auf den Knien zu Jenny hinüber, die Augen weit aufgerissen. Sie legte ihre schlanken Arme, stark wie die eines Jungen, um Jenny. »Bleib ganz ruhig.«
    »Nein, versteht ihr denn nicht?« Jennys Stimme war immer noch wild und schrill. »Versteht ihr denn nicht? Das war Slug, ohne Kopf. Michael hat im Traum Summers Kopf gesehen. Was, wenn wir Summers Körper finden, genauso? Was wenn wir Summer finden?«

    »Verdammt.« Dee zog sich zurück und sah Jenny an. »Ich weiß, du denkst, es sei deine Schuld, dass Summer gestorben ist …«
    »Aber was ist, wenn sie nicht tot ist? Was, wenn sie hier umherwandert …« Jenny merkte, dass sie allmählich die Besinnung verlor. Sie keuchte und japste nach Luft, die Hände zu Klauen erstarrt. Dee verpasste ihr eine Ohrfeige.
    Das holte Jenny auf den Boden der Tatsachen zurück; ihre Hysterie war verschwunden, vor allem weil sie völlig schockiert war. Dee drohte zwar oft mit körperlicher Gewalt, wandte sie aber niemals an, außer zur Selbstverteidigung. Sonst niemals. Jenny schluchzte, und dann beruhigte sie sich.
    »Es ist schlimm«, erklärte Dee. Ihre dunklen Augen mit den leicht bernsteinfarbenen Pupillen blickten Jenny fest an. »Es ist wirklich schlimm, das wird niemand bestreiten.« Sie betastete ihre Kehle. »Aber wir müssen ruhig bleiben, denn sonst sind wir tot. Offensichtlich sind wir tatsächlich in der Schattenwelt – und ich schätze, auch das wird niemand bestreiten.« Sie schaute Michael und Audrey an. »Wir sind mitten in einem neuen Spiel, das Julian sich für uns ausgedacht hat. Wir wissen nicht, was uns erwartet, wir kennen nicht einmal die Regeln. Aber eines wissen wir sicher: Wenn wir es an uns heranlassen, sind wir tot, bevor wir überhaupt angefangen haben. Richtig?« Sie schüttelte Jenny ein wenig. »Richtig?«

    Jenny schaute in diese Augen, umrahmt von Wimpern so dicht wie Frühlingsgras und so schwarz wie Ruß. Es stimmte. Jenny musste sich zusammenreißen, um ihrer aller willen. Um Toms willen. Sie konnte es sich nicht leisten, gerade jetzt durchzudrehen.
    Sie bekam einen Schluckauf und antwortete unsicher: »Richtig.«
    »Wir alle müssen ruhig bleiben«, sagte Dee mit einem weiteren Blick auf Michael und Audrey. »Und wir brauchen Waffen. Ich habe mein Messer verloren, und wenn es hier mehr von diesen Dingern gibt …«
    Da fiel Jenny siedend heiß ein, dass sie während des Kampfes nicht einmal daran gedacht hatte, Toms Armeemesser aus ihrer Gürteltasche zu nehmen. Sie kannte sich in diesen Dingen einfach nicht aus. Schnell zog sie den Reißverschluss ihrer Tasche auf und griff hinein, um sich davon zu überzeugen, dass das Messer noch da war.
    »Ich habe das hier«, sagte sie und hielt es Dee hin.
    »Okay, aber das ist zu klein. Wir brauchen etwas Großes, um gegen diese Mistkerle zu kämpfen.«
    Audrey ergriff mit leiser, beherrschter Stimme das Wort. »In der Goldminen-Abenteuerbahn habe ich heute Nachmittag Hacken und ähnliche Dinge gesehen.«
    »Sie hat recht!«, rief Michael aufgeregt. »Als wir durch die Mine fuhren, gab’s darin alle mögliche Szenen
mit Arbeitern, die Äxte und Schaufeln und so weiter in Händen hielten. Lasst uns gehen.«
    Jenny stand langsam auf. »Ich muss mich zuerst sauber machen. Irgendwo hier muss eine Toilette sein.« Ihre Jeans waren nass vom Kanalwasser, aber noch schlimmer war die stinkende, klebrige Masse auf ihrer Windjacke und ihren Händen.
    Neben dem Restaurant befand sich

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