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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Büro als um mich.« Sie griff nach Butter und ließ ihre Brust seinen Ärmel berühren, während sie ihn anblickte.
    Endlich war die Mahlzeit vorüber, und die Männer erhoben sich stühlescharrend, um ihren Damen zu gestatten, sich zurückzuziehen. Sogar im letzten Moment führte die Tischdame Bolithos ihren Feldzug fort wie eine Fregatte, die ein anderes Schiff aussticht, das von Anfang an keine Chance hatte. Sie flüsterte: »Ich habe hier ein Zimmer. Ich werde einen Diener senden, der Sie hinführt.«
    Als sie vom Tisch wegging, sah er sie stolpern, aber sie fing sich gleich wieder. Er dachte nervös, daß mehr als Wein nötig sein würde, um sie unterzukriegen.
    Die Türen schlossen sich wieder, und die Männer brachten ihre Stühle näher an das Kopfende des Tisches. Es gab mehr Brandy und schwarze Zigarren, von denen Blundell sagte, sie stammen von »einem verdammten Dreckskerl, der sich um seine Abgaben drücken wollte«.
    »Wie ich höre, sind Sie nun auf Lokalpatrouille, Bolitho?«
    Blundells heisere Stimme zwang die anderen Gäste zu gespanntem Schweigen.
    »Ja, Sir James.« Bolitho blickte ihn gerade an. Blundell war sehr gut informiert, wenn man in Betracht zog, daß er seine Befehle erst an diesem Vormittag erhalten hatte.
    »Gut. Wir brauchen ein paar Kapitäne, die den Willen haben, unsere Nachschubwege zu bewachen.« Blundells Gesicht war scharlachrot von dem ausgiebigen Essen. »Ich sage, daß diese verdammten Yankees zu sehr ihren Willen bekommen haben!«
    Zustimmendes Gemurmel erhob sich, und jemand lallte beschwipst: »Das s-stimmt, Sir!« Er fuhr unter Blundells schneidendem Blick zusammen.
    Bolitho fragte schnell: »Oberst Foley, Sir – ist er immer noch in Amerika?«
    »Er hat ein Bataillon unter Cornwallis.« Blundell schien desinteressiert. »Ist auch der beste Platz für ihn.«
    Bolitho ließ es zu, daß die Unterhaltung um ihn herumfloß wie ein beschützender Mantel: Pferdezucht und die Kosten eines Haushalts in New York. Die Affäre eines unglücklichen Artilleriehauptmanns, der mit der Frau eines Dragoners im Bett gefunden worden war. Die wachsende Schwierigkeit, guten Brandy zu bekommen, sogar zu Schmugglerpreisen . . .
    Bolitho dachte an Christies Zusammenfassung. Zwei Armeen, hatte er gesagt. Oberst Foley, ob nun sympathisch oder nicht, war einer von denen, die für die Sache ihres Vaterlandes kämpften und dafür ihr Leben wagten. Um diesen Tisch herum saß ein gut Teil von der anderen Sorte: verdorben, verwöhnt und vollständig egoistisch.
    Blundell richtete sich mühsam auf. »Wir werden zu den Damen hinübergehen, Gott helfe uns!«
    Als Bolitho auf die verzierte französische Uhr blickte, sah er, daß es fast Mitternacht war. Es schien unglaublich, daß die Zeit so schnell vergehen konnte. Aber trotz der späten Stunde gab es keine Pause. Ein kleines Streichorchester spielte schwungvolle Tanzwe isen, und die Gäste drängten sich lachend auf die Musik zu.
    Bolitho ging langsam durch die angrenzenden Räume und hielt nach Susannah Hardwicke Ausschau; wachsam spähte er auch nach seiner Tischdame aus. Als er am Studierzimmer vorbeikam, sah er Blundell, der mit einer Gruppe von Männern sprach, die meisten wohlhabende Zivilisten. Einer von ihnen, ein großer, breitschultriger Mann, stand teilweise im Schatten, aber die eine Hälfte seines Gesichts, die im Kerzenlicht zu sehen war, verursachte Bolitho zuerst einen Schock, dann Mitleid. Sie war ganz ausgehöhlt, die Haut vom Haaransatz bis zum Kinn weggebrannt, so daß sie aussah wie eine groteske Maske. Er schien Bolithos Blicke auf sich zu fühlen und drehte ihm nach einem kurzen Aufschauen den Rücken, verbarg sich im Schatten.
    Es war kein Wunder, daß er nicht mit den anderen am Abendessen teilgenommen hatte. Man konnte sich vorstellen, was für eine Pein ihm diese Entstellung bereitete.
    »Hier sind Sie ja!« Susannah kam aus einem anderen Raum und legte ihm die Hand auf den Arm. »Bringen Sie mich in den Garten.«
    Sie gingen schweigend, und er fühlte ihr Kleid an seinen Beinen entlangschwingen, die Wärme ihres Körpers.
    »Sie waren wunderbar, Kapitän.« Sie hielt inne und sah ihn an, ihre Augen leuchteten. »Diese arme Frau. Einen Augenblick lang dachte ich, Sie würden auf sie hereinfallen.«
    »Oh, Sie haben es gesehen?« Bolitho fühlte sich unbehaglich.
    »Ja.« Sie führte ihn in den Garten. »Ich habe sie heimgeschickt.« Sie lachte, der Klang lief durch die Büsche wie ein Echo. »Ich kann ja nicht gestatten,

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