Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
wohl der beobachtenden Leute auf der Straße oberhalb der Pier bewußt, eines neidischen Blickes von einem vorübergehenden Major der Seesoldaten. Stockdale faßte an seinen Hut. »Wenn Sie es sagen, Sir. Ich könnte mit Ihnen kommen ...«
    »Nein. Ich werde euch morgen voll brauchen.« Er kam sich plötzlich rücksichtslos vor und zog eine Münze aus der Tasche. »Hier, kauf etwas Grog für die Mannschaft der Gig. Aber nicht zuviel – aus Gründen der Sicherheit!«
    Er kletterte in die Kutsche und sank in die blauen Kissen zurück, als die Pferde mit einem Ruck zu ziehen begannen.
    Mit dem Hut auf den Knien sah er die vorüberhuschenden Häuser und Menschen an, Stockdale und das Schiff waren für den Augenblick vergessen. Einmal, als der Kutscher in die Zügel griff, um einen schweren Wagen vo rbeizulassen, hörte er das weit entfernte Geräusch von Kanonendonner. Trotzdem war es schwierig, das ferne Geschützfeuer mit den hellerleuchteten Häusern, den Liedfetzen aus den Tavernen in Verbindung zu bringen. Vielleicht probierte eine Abteilung der Armee ihre Geschütze aus. Aber viel wahrscheinlicher war ein nervöses Duell zwischen zwei Vorposten.
    Es dauerte nicht lange, bis sie das Haus erreichten, und als Bolitho aus der Kutsche stieg, bemerkte er, daß auch andere Gäste ankamen. Er schalt sich wieder einen Narren, weil er sich vorgestellt hatte, daß er heute abend allein empfangen würde.
    Diener glitten aus dem Schatten, und wie durch Zauberei waren sein Hut und sein Bootsmantel verschwunden.
    Ein Dienstmann öffnete einige Türen und kündigte an: »Kapitän Richard Bolitho vom Schiff Seiner Majestät Sparrow. «
    Was für ein Unterschied zum Empfang, dachte er. Als er in den schönen hohen Raum eintrat, war er sich des mit einem Hauch von Luxus und Intimität gemischten Komforts bewußt, der vorher gefehlt hatte.
    Am Ende des Raumes ließ General Sir James Blundell ihn schweigend herankommen und sagte dann rauh: »Ein unerwarteter Gast, Bolitho.« Seine schweren Züge entspannten sich etwas. »Meine Nichte sagte mir, daß Sie kommen würden.« Er streckte die Hand aus. »Sie sind hier willkommen.«
    Der General hatte sich sehr wenig verändert. Vielleicht war er etwas schwerer geworden, aber sonst der Alte. In einer Hand hielt er ein Brandyglas, und Bolitho erinnerte sich an seinen Aufenthalt an Bord der Sparrow, an seine offensichtliche Verachtung für die Männer, die ihn in Sicherheit gebracht hatten.
    Etwas von ihrem ersten Zusammentreffen mußte unter seinen Freunden bekannt geworden sein, denn erst nach Blundells Begrüßung wurde der Raum wieder lebendig, füllte sich mit Gelächter und Unterhaltung. Es schien, als ob sie alle abgewartet hätten, wie Blundell reagieren würde. Bolithos eigene Gefühle waren natürlich unwichtig. Man konnte ihm jederzeit bedeuten, wieder zu gehen.
    Bolitho fühlte Susannahs Hand auf seinem Arm, und als er sich umdrehte, sah er sie zu sich aufblicken und lächeln. Mit einem Nicken zu ihrem Onkel führte sie ihn auf die andere Seite des Raumes, die Gäste wichen vor ihr zurück wie vor einer königlichen Hoheit.
    Sie sagte: »Ich habe Sie heute an Bord gesehen. Danke, daß Sie gekommen sind.« Sie klopfte ihm auf die Ärmelaufschläge. »Ich finde, Sie waren eben wunderbar.
    Mein Onkel kann sehr schwierig sein.«
    Er erwiderte ihr Lächeln. »Ich kann das verstehen. Er hat schließlich meinetwegen viel Beute verloren.«
    Sie runzelte die Nase. »Ich bin sicher, daß er sich durch eine Rückversicherung wieder gesundgestoßen hat.« Sie winkte einem Diener. »Etwas Wein vor dem Essen?«
    »Danke.« Er sah einige Offiziere, meist von der Armee, ihn angestrengt beobachten. Neid, Ärger, Neugier, alles lag in ihren Blicken.
    Sie sagte: »Sir James ist jetzt Generaladjutant. Ich kam mit ihm hierher.« Sie blickte in sein Gesicht, als er an dem Wein nippte. »Ich bin froh, daß ich gekommen bin. Ganz England trauert wegen des Krieges.«
    Bolitho riß seine Gedanken von dem los, was sie über ihren Onkel gesagt hatte. Schon Christie hatte verletzend über den Gouverneur und seinen Assistenten gesprochen. Wenn Blundell in die Stadtverwaltung eingriff, dann gab es wenig Hoffnung auf Besserung.
    Als das Mädchen sich umdrehte, um einen weißhaarigen Herrn und seine Dame zu begrüßen, verschlang er es mit den Augen, als ob er es zum letztenmal sähe: Die gekrümmte Linie ihres Nackens, als sie sich vor den Gästen verbeugte, die Art, wie ihr Haar über die entblößten Schultern

Weitere Kostenlose Bücher