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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Gewitterguss hatte kaum Abkühlung gebracht.
    Hastig nahm der junge Ritter einen kräftigen Zug von dem erfrischenden Bier. »Die Fürstin … Ihr müsst mit mir kommen … Sie verblutet …«, brachte er dann heraus.
    Marthe bedeutete dem jungen Ritter sofort, ihr in den Palas zu folgen. Gleich zu ebener Erde hatte sie dort einen Raum, in dem sie ihre Vorräte an Kräutern, Salben und Verbänden aufbewahrte und auch die Dorfbewohner behandelte, sofern sie die Kranken nicht in den Hütten aufsuchte. Dabei versuchte sie in aller Eile, mehr aus dem verschwitzten, staubbedeckten Neuankömmling herauszubekommen. Der wand sich, peinlich berührt durch ihre Fragen. Doch nach dem, was er sagte und sie selbst aus seinen Worten erriet, musste Hedwig unterwegs während der Rückreise vom Hoftag eine Fehlgeburt erlitten haben und lag jetzt in ihrem Blut auf einem Rastplatz.
    Rasch packte Marthe zusammen, was ihr von Nutzen sein könnte, dann hielt sie Ausschau nach Christian, der an diesem Tag mit Dietrich der Münze einen Besuch abstatten wollte. Sie fand die beiden in Gesellschaft des Münzmeisters gleich im ersten Haus, in der Feinbrennerei.
    »Ich schicke dir zwei Mann als Geleit mit«, entschied Christian und ging sofort, um alles Nötige zu veranlassen. Er selbst würde nach Ottos Befehlen nicht mitreiten dürfen.
    Marthe holte den Korb mit Arzneien aus der Kammer, gab ihren Kindern einen Abschiedskuss und überließ sie wehen Herzens Maries Obhut. Dann war sie zur Abreise bereit. Ihren Zelter fand sie auf dem Burghof bereits gesattelt vor, daneben saßen schon Kuno und Bertram als Begleiter zu Pferde.
    Sie verloren keine Zeit mit überflüssigen Worten, sondern setzten alle vier ihre Pferde in Bewegung. Marthe wusste, dass sie ihretwegen an Tempo einbüßen würden, denn sie war keine besonders gute Reiterin. Schließlich hatte sie diese Kunst nicht schon von Kind an, sondern erst vor zehn Jahren nach ihrer Hochzeit mit Christian erlernt und fühlte sich im Damensitz nie besonders sicher. Aber wenn der junge Ritter sie vor sich auf den Sattel nehmen würde, hätten sie Anstoß erregt.
    Vielleicht verblutet die Markgräfin in der Zeit, die wir meinetwegen verlieren, dachte Marthe bitter – und alles wegen der Etikette.
    Zu ihrer Erleichterung erreichten sie jedoch bald den Halt der markgräflichen Gesandtschaft an der Handelsstraße nach Chemnitz, von der aus ein Weg nach Christiansdorf abzweigte.
     
    Die Reisegesellschaft lagerte in der drückenden Sommerhitze auf einer wilden Wiese ein paar Schritte abseits des staubigen Weges.
    Männer aus Ottos Gefolge standen oder liefen umher, gelangweilt oder besorgt. Andere hatten inzwischen einen Zeitvertreib für die unfreiwillige Rast gefunden. Einige würfelten, zwei hieben mit Schwertern aufeinander ein – offensichtlich ein Schaukampf, über dessen Ausgang Wetten abgeschlossen worden waren, denn die Kämpfer waren von Männern umringt, die sie laut lachend anfeuerten.
    Unweit davon standen ein paar Hofdamen im Schatten eines Baumes und tuschelten miteinander. Die jungen Mädchen, die unter Hedwigs Aufsicht an Ottos Hof erzogen wurden, saßen etwas abseits im Gras und richteten sofort begehrliche Blicke auf die Neuankömmlinge. Wahrscheinlich erhoffen sie immer noch einen Liebestrank von mir, dachte Marthe verärgert, denn sie hatte dieses Ansinnen oft genug zurückgewiesen. Angesichts von Hedwigs Notlage hatte sie für solchen Unsinn erst recht keine Geduld.
    In der Mitte der Wartenden war ein Jagdzelt errichtet worden, um die Markgräfin vor unziemlichen Blicken zu schützen.
    Der junge Ritter sprang vom Pferd, half Marthe aus dem Sattel und führte sie unverzüglich dorthin.
    Vor dem Zelt räusperte er sich laut. »Die Herrin von Christiansdorf ist gekommen!«, rief er, ohne einzutreten.
    Die Stoffbahn am Eingang wurde zurückgeschlagen, und Marthe erblickte Hedwigs Magd Susanne, Marthes Freundin seit ihrem ersten Aufenthalt auf dem Burgberg. Erleichterung stand ihr ins von Sommersprossen übersäte Gesicht geschrieben, während sie Marthe höflich hereinbat. Vor den Augen der anderen durfte sie sich keine Vertraulichkeit gegenüber der Frau eines Burgvogtes erlauben, sondern musste die höfischen Regeln beachten. Nur wenn sie allein waren, konnten sie wie früher miteinander reden.
    Marthe warf einen Blick auf die aufgeregten Hofdamen, die besorgt und ratlos umherstanden, und schickte sie kurzentschlossen hinaus.
    Dann kniete sie neben der Markgräfin nieder, die

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