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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Herrn auf keinen Fall zu wecken.
    Mit einem Tritt schickte Albrecht den einen los, ein paar Mägde aufzuscheuchen, und trug dem anderen auf, umgehend Elmar zu ihm zu bringen.
    Dann ging er zurück zu seinem Bett, ließ sich daraufsinken und kratzte sich versonnen.
    Elmar stieß an der Tür beinahe mit der Magd zusammen, die Wein und einen Teller mit hellem Brot, Schinken und Käse gebracht hatte.
    »Ihr seht erholt aus. Also habt Ihr gut geschlafen?«, erkundigte sich der Ritter, der so etwas wie ein Vertrauter und Mentor für Albrecht geworden war, seit dieser vorübergehend an den Hof seines Vaters zurückgekehrt war.
    »Tief und fest wie nach einem guten Gelage«, meinte der künftige Markgraf grinsend und lud Elmar mit einer Geste ein, das Frühstück mit ihm zu teilen. »Was macht das Weib?«
    »Schläft noch tiefer und fester. Keine Sorge, sie wird Euch für den Rest des Tages keinen Ärger mehr bereiten.«
    »Das will ich auch hoffen«, knurrte Albrecht. Er ließ sein Essmesser einen Augenblick über dem Schinken verharren, bevor er sich eine dicke Scheibe abschnitt und aufspießte. »Habt Ihr Euch die Mixtur gemerkt? Für den Fall, dass sie nicht wieder aufwacht?«
    »Keine Sorge!«, beruhigte ihn Elmar. »Wenn sie krepiert – sie hat eine Stieftochter, die sich auch mit derlei Dingen auskennt. Die, die gestern einen Bastard geworfen hat. Wenn nötig, zerren wir sie aus dem Wochenbett her.«
    »Welch ein Glück, dass Ihr Euch so gut in diesem Dorf auskennt«, meinte Albrecht, ehrlich erleichtert.
    Elmars Gesichtsausdruck wurde für einen Augenblick von einer hasserfüllten Erinnerung verzerrt, dann nahm er wieder die übliche Verschlagenheit an. »Ich habe Euch doch gesagt, dass ich hier oft gewesen bin – mit einem guten Freund, wie Ihr wisst. Ich kann Euch noch eine Menge über die Dorfbewohner erzählen, das Euch nutzen wird.«
    Ein Klopfen unterbrach ihr Gespräch. »Gott zum Gruße, Herr. Ich bringe das Wasser für Eure Morgenwäsche«, rief eine Stimme von draußen.
    »Das wird auch Zeit!«, brüllte Albrecht. »Rein mit dir!«
    Mürrisch betrachtete er die rundliche alte Magd, die zwei Eimer mit warmem Wasser trug und nun ächzend abstellte.
    »Von dir alten Vettel will ich nicht gewaschen werden!«, schnauzte er sie an. »Hol mir jemand anders. Diese … Marie. Ja, sie soll kommen. Schick sie sofort her!«
    Während sich die Magd nach einer ängstlichen Verbeugung verzog, tauschten die beiden Männer ein erwartungsfrohes Grinsen. Ja, das versprach ein herrlicher Spaß zu werden.
    Es dauerte ein Weilchen, bis es wieder zaghaft klopfte.
    Mit forschem Schritt ging Albrecht zur Tür und riss sie auf. »Nur herein, meine Schöne!«
    Er trat beiseite, doch Marie rührte sich keinen Schritt von der Stelle. Erschrocken sah sie auf den neuen Burgvogt, der in seiner ganzen Nacktheit vor ihr stand.
    »Wird’s bald!« Elmar verlieh der Aufforderung Nachdruck. Bevor sie fortrennen konnte, hatte er sie schon am Arm gepackt, zog sie in die Kammer und warf die Tür zu.
    »Nun tu doch nicht so, als hättest du noch nie einen nackten Mann gesehen«, hielt Albrecht ihr belustigt vor, als sie vor Scham errötete. »Dabei ist mir zu Ohren gekommen, dass sich mein Bruderherz für dich interessiert. Sollte der Dummkopf die Blume etwa noch nicht gepflückt haben?«
    »Man hat Euch falsch informiert, Herr«, widersprach Marie, während sie die Augen starr nach unten gerichtet hielt.
    Albrecht und Elmar tauschten ein amüsiertes Lächeln über ihre unbeabsichtigt doppeldeutige Antwort.
    »Also
hat
er dich gehabt! So viel Manneskraft hätte ich ihm gar nicht zugetraut«, spottete der Jüngere.
    Marie wurde noch verwirrter. »Nein, Herr! Warum sollte sich Euer Bruder für mich interessieren?«
    Instinktiv wusste sie, dass sie Dietrich hier heraushalten musste.
    »Außerdem bin ich verlobt. Wenn mein Bräutigam vom Feldzug zurückkehrt, soll die Hochzeit sein.«
    »Als ob das eine mit dem anderen zu tun hätte«, höhnte Albrecht. »Und wie man hört, läuft es nicht so gut in diesem Krieg für die Gegner des Löwen. Nicht, dass du etwas davon verstündest. Aber was ich damit sagen will: Vielleicht bist du bald schon Witwe, obwohl es noch gar keine Hochzeit gab?«
    Mit beiden Beinen stieg er in einen Eimer, ohne sich darum zu kümmern, dass er so den halben Inhalt über den Boden verspritzte, und breitete die Arme aus. »Los, wasch mich!«
    Mit gesenktem Kopf und hochrotem Gesicht ging Marie auf ihn zu, tauchte einen Lappen

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