Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
Schwert Christian durchbohrt hatte, wenn sein Leichnam erst einmal auf dem Feld lag.
    Triumphierend sah Otto um sich, und sein Kopf schien auf einmal weniger zu schmerzen.
    »Goslar ist stark befestigt. Aber die Gruben und Schmelzhütten vor der Stadt könnte Heinrich ungehindert zerstören und damit dem Kaiser erheblich schaden. Ich denke, er wird es tun. Weder Bernhard noch Ludwig sind stark genug, ihn daran zu hindern.«
    Otto sah direkt zu Christian. »Ich wollte Euch zur Heerfahrt wieder einen Teil meiner Truppen anvertrauen. Stattdessen werdet Ihr Quartier nahe Goslar beziehen, mit einigen Reisigen. Verfolgt, was geschieht, und wenn eintritt, was wir vermuten, dann wartet, bis die Streitmächte abgerückt sind, und versprecht den Bergleuten ein gutes Auskommen, wenn sie auf der Stelle in mein Land ziehen, um dort Silber zu fördern.«
    Noch ehe Christian etwas erwidern konnte, fuhr Otto fort: »Euer Weib soll derweil mit uns zurückreiten und sich unterwegs um meine schmerzenden Glieder kümmern. Wollen wir hoffen, dass es uns beim nächsten Feldzug nicht wieder nach Haldensleben verschlägt!«
    Nach kurzem Zögern fügte er an: »Mein Sohn wird mit Euch reiten. Soll er sich dabei seine Sporen verdienen!«
    Der Markgraf hatte seine Meinung geändert und Dietrich doch mit nach Gelnhausen genommen, wenngleich er ihn an keiner Zusammenkunft mit dem Kaiser teilnehmen ließ, sondern bei den Knappen mehr oder weniger versteckte. Jedenfalls war es so zu keinem weiteren Zusammenstoß mit Albrecht und dessen zwielichtigen Freunden gekommen.
    Auf Ottos Zeichen hin entfernten sich die beiden Ritter.
    Christian begann bereits zu überlegen, wo er weitere Bergleute unterbringen konnte und wo sie schürfen sollten, wenn – wie zu erwarten – eine größere Zahl von ihnen nach Christiansdorf zog. Er würde mit dem Bergmeister reden müssen. Es war wohl an der Zeit, auch in den Nachbardörfern neue Gruben zu eröffnen. Dort vermutete Hermann weitere ergiebige Vorkommen.
    Ekkehart hingegen bedauerte zwar die ihm nun entgehende Möglichkeit, im Schlachtgetümmel Christian höchstpersönlich sein Schwert in den Rücken zu stoßen. Aber da Otto den verhassten Rivalen genau dorthin schickte, wo aller Wahrscheinlichkeit nach schon in ein paar Tagen der Krieg beginnen würde, eröffneten sich neue Möglichkeiten. Dazu kam noch der Vorteil, dass Marthe für die nächste Zeit in seiner Nähe sein würde, und dies ohne Christian.
    Während Otto, zufrieden mit sich und den Aussichten, die sich da auftaten, nach dem Frühmahl rief, bat Marthe um die Erlaubnis, ihrem Mann zu folgen. Sie hatte Ekkeharts Blicke aufgefangen und war zutiefst beunruhigt.
     
    »Wirst du gleich von hier aus in den Harz reiten?«, fragte sie Christian, sobald sie allein waren.
    »Ja. Mir bleibt keine Zeit, um erst mit dem Bergmeister zu sprechen und ein oder zwei seiner Vertrauten mitzunehmen, die in den Gruben am Rammelsberg noch bekannt sind.« Christian rechnete kurz nach. »In dreizehn Tagen läuft der Waffenstillstand ab, und vermutlich wird der Löwe sein Heer sofort nach Goslar schicken. Ich muss gleich von hier aus dorthin. Lukas soll inzwischen mit dem Bergmeister und dem Dorfschulzen alles Notwendige besprechen und vorbereiten.«
    »Pass auf deinen Rücken auf«, raunte Marthe, und sie konnte ihr ungutes Gefühl nicht verbergen.
    »Ekkehart«, antwortete Christian zu ihrer Überraschung. »Er will dich haben. Und mittlerweile ist er wohl zu allem entschlossen, damit du tatsächlich Witwe wirst.«
    Marthe wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken. »Bitte, glaub mir, ich habe ihn nie irgendwie ermutigt …«, flüsterte sie.
    Beruhigend strich er über ihre Wange. »Du kannst nichts dafür. Mach dir keine Sorgen um mich, ich passe schon auf.«
    Gedankenverloren richtete er seinen Blick auf einen unbestimmten Punkt in der Ferne. »Viel mehr Sorge bereitet mir, dich allein in seiner Nähe zu lassen. Halte dich an Hedwig! Lukas soll nicht von deiner Seite weichen. Und Otto kann ich wohl wenigstens die Zusage abringen, dich diesmal nicht wieder zu verheiraten, bevor er meinen Leichnam gesehen hat.«
    Marthe schauderte, als sie Christian so beiläufig von seinem möglichen Tod sprechen hörte.
    »Brichst du heute schon auf?«, fragte sie bang.
    »Morgen.« Er lächelte vage und zog sie an sich. »Diese Nacht bleibt uns noch.«

Die Belagerung Goslars
    Christian hatte beschlossen, mit seinem Trupp Reisiger, die die Bergleute auf dem Zug in die Mark

Weitere Kostenlose Bücher