Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
und tranken sich zu.
    »Auf den Krieg!«
    »Auf den Krieg! Solange ich nur nicht wieder in dieses gottverdammte Torfmoor muss!«
    Niemand ermahnte den Meißner Markgrafen, das Fluchen zu unterlassen. Die Erinnerung an die widrige Belagerung Haldenslebens war unter den Männern noch zu gegenwärtig.
    »Deine Gemahlin wirkt blass und müde«, sagte Dietrich zu Otto. »Erlaubst du, dass ich sie an deiner Stelle bis zur Tür eures Schlafgemachs begleite?«
    Hedwig durchfuhr es siedend heiß.
    Aber Otto winkte nur ab und ließ sich neuen Wein einschenken. »Nur ssu!«
    Mit schwerem Blick sah er auf Hedwig. »Ruh dich aus. Damit du morgen wieder schön aussiehst, meine Teure!«
    Dietrich reichte ihr seinen Arm. Das war auch dringend nötig, denn vor Angst und Aufregung waren ihre Beine mit einem Mal ganz zittrig geworden.
    »Trinkt nicht alles aus«, ermahnte er die beiden Zechbrüder beiläufig. »Ich bin gleich zurück.«
    Mit angehaltenem Atem ließ sich Hedwig von Dietrich hinausführen. Ohne ein Wort gingen sie den Gang entlang. Doch dann schob Dietrich sie in eine Nische und durch eine schmale Tür. Der winzige Raum dahinter war stockfinster. Hedwig hatte beim Eintreten im flackernden Schein der Fackel, die den Gang erleuchtete, nur erkennen können, dass er als Vorratskammer für irgendetwas diente und dort mehrere Fässer standen.
    Hastig schob Dietrich den Riegel vor und riss sie an sich. Er küsste sie leidenschaftlich, ja, gierig, während seine Hände ihre Brüste kneteten und im nächsten Moment schon unter ihren Rock glitten. Dann löste er sich überraschend für einen Moment von ihr, um sie mit beiden Händen hochzuheben und gegen die Wand zu drücken.
    »Ich halte es nicht mehr aus ohne dich!«, keuchte er, während sie mit ihren Schenkeln seinen Leib umklammerte. Diesmal war nichts von seiner sonstigen Besonnenheit geblieben. Heftig stieß er in sie hinein, wieder und wieder, während sie ihre Lustschreie an seinem Körper erstickte, damit niemand sie hörte. Mit einem herzzerreißenden Seufzer ergoss er sich in sie.
    Vorsichtig ließ er sie herab und versenkte sein Gesicht zwischen ihren Brüsten.
    »Meine Liebe, meine einzige, große Liebe!«, stöhnte er verzweifelt. »Ich weiß nicht, wie ich länger ohne dich leben soll.«
    Hedwig war zutiefst verstört über seinen Ausbruch. So hatte sie Dietrich noch nie erlebt. Diesmal war sie es, die ihn trösten musste – und nicht umgekehrt.
    Sie bedeckte sein Gesicht mit Küssen. »Wir finden einen Weg«, flüsterte sie. Auch wenn sie keine Hoffnung hatte, dass ihr das gelingen würde.
     
    Am Morgen erwachte Otto erwartungsgemäß spät und mit dröhnendem Schädel. Hedwig war bereits darauf vorbereitet und hatte Christians Frau gebeten, einen Trank zu brauen, der die Kopfschmerzen des Meißner Markgrafen lindern könnte.
    Mit der fertigen Mixtur in der Hand wartete Marthe, bis sie gerufen würde.
    Währenddessen war Hedwig mit ihren Gedanken bei ihrem Geliebten.
    Die Jahre des Hoffens auf eine der raren Gelegenheiten, sich für wenige, gestohlene Momente heimlich zu treffen, immer in Gefahr, entdeckt zu werden, hatten sie beide zermürbt und zutiefst unglücklich gemacht. Aber keiner konnte vom anderen lassen, jeder von ihnen lebte nur in Erwartung der kurzen, heimlichen Begegnungen.
    Bisher war Dietrich immer der Stärkere gewesen, hatte stets versucht, sie aufzurichten und ihr Hoffnung zu geben. Gestern Nacht, während ihrer hastigen, stürmischen Vereinigung, hatte er zum ersten Mal die Beherrschung verloren und zu erkennen gegeben, dass er nicht weniger verzweifelt war als sie. Auf einmal waren die Rollen vertauscht; nun musste sie die Stärkere sein.
    Die halbe Nacht hatte sie wach gelegen und gegrübelt, welchen Ausweg es für sie beide geben könnte. Die zunehmend ernsthaft von ihnen erwogene Möglichkeit, gemeinsam zu fliehen und sich irgendwo niederzulassen, wo niemand sie kannte, entfiel, solange Krieg herrschte. Im Friedensfall hätte Dietrich vielleicht die Markgrafschaft seinem Bruder überlassen können. Schließlich besaß er die Zusicherung des Kaisers, dass die Ostmark an Dedo fallen würde, sollte ihm etwas zustoßen. Doch gerade hatte der Kaiser die Fürsten zur Reichsheerfahrt aufgerufen. Nun durfte Dietrich nicht mehr einfach so verschwinden – das wäre Verrat am Kaiser.
    Und sie war endlich auf dem Weg, ihren Einfluss auf Otto wiederzuerlangen; Einfluss, den sie geltend machen wollte, damit er seinen Titel und das Land dem

Weitere Kostenlose Bücher