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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Leibwache wiederaufnehmen, wenn der Markgraf die Wartburg verlassen durfte. Dann sollte er ihm mit einer Eskorte entgegenreiten.
    »Traust du deinem Bruder?«, wollte Christian von Lukas wissen.
    »Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht«, gab dieser zu.
    Reinhard räusperte sich, geradezu verlegen. Verwundert sahen die anderen ihn an. Auch wenn der junge Ritter einst in Randolfs Diensten gestanden hatte, so konnten sie sich bisher stets auf ihn verlassen. Doch es war selten, dass er sich bei solchen Besprechungen im engsten Kreis zu Wort meldete.
    »Ich schätze, ihr könnt ihm vertrauen«, meinte er zur großen Verwunderung der anderen.
    »Und wie kommst du zu diesem Urteil?«, fragte Lukas leicht gereizt.
    Reinhard sah beklommen von einem zum anderen. Am liebsten hätte er jetzt Christian um ein Gespräch unter vier Augen gebeten, doch er wusste, dieser würde weder Lukas noch Marthe hinausschicken.
    »Heute Nacht hat Elmar mich zu sich befohlen«, berichtete Reinhard mit gesenkter Stimme. »Er warf mir vor, einem Verräter zu dienen, wo ich doch einst Randolf meinen Treueeid geschworen hatte. Und da diese Burg sowieso bald einen neuen Vogt bekäme, sollte ich mir dringend überlegen, ob ich nicht schnellstens wieder die Seiten wechsle und mich ihm als nützlich erweise.«
    »Nützlich inwiefern?«, fragte Christian mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Indem ich euch beobachte … und ihnen berichte, was ihr plant. Ihr solltet mich jetzt wohl besser hinausschicken.«
    Reinhard blickte seinem Dienstherrn gefasst in die Augen. »Was ich nicht weiß, kann ich auch unter der Folter nicht verraten. Am besten, du entlässt mich gleich aus deinen Diensten. Dann reite ich zu Elmar und sage, unser nächtliches Gespräch sei belauscht worden.«
    Für einen Moment herrschte Stille im Raum.
    »Wir beraten hier nichts, das Albrecht nicht wissen dürfte. Wir planen keinen Anschlag auf ihn, sondern werden ihm das Silber befehlsgemäß übergeben. Und ich werde nicht fliehen«, erklärte Christian entschlossen.
    Marthe gab sich größte Mühe, ihre Gesichtszüge unter Kontrolle zu behalten, als sie Christians letzte Worte hörte. Warum nur musste er so starrköpfig sein? Durften sie nicht einmal auch an sich, an ihre eigene Sicherheit denken? Lohnte es sich wirklich, nur für die Ehre zu sterben?
    »Dass Jakob unser Verbündeter ist, weißt du ohnehin«, fuhr Christian fort, als würde er den stummen Aufruhr im Gesicht seiner Frau nicht bemerken. »Wirst du es schaffen, das für dich zu behalten?«
    »Natürlich«, versicherte Reinhard leise. Er schien mit sich zu ringen, ob er die nächsten Worte aussprechen sollte, dann tat er es nach einigem Zögern. »Elmar droht, wenn ich mich nicht als zuverlässig erweisen sollte, würde er es meine Braut büßen lassen.«
    »Das ändert alles«, entschied Christian sofort, während die anderen entsetzt schwiegen. Sie alle wussten, dass Reinhard in ein paar Wochen eines der jungen Mädchen heiraten wollte, die auf dem Burgberg unter Hedwigs Aufsicht erzogen wurden und an dem ihm viel lag. Es war unwahrscheinlich, dass die Markgräfin sie kurz vor der Hochzeit auf die lange, beschwerliche Reise zum Kaiser mitgenommen hatte. So war sie jetzt Elmar ausgeliefert.
    »Du bist offiziell aus meinen Diensten entlassen. Reite nach Meißen und bitte Albrecht und Elmar, dich in ihr Gefolge aufzunehmen.«
    Christian erhob sich und umarmte den jungen Ritter, der ebenfalls aufgestanden war. »Ich danke dir für deine Treue. Wenn du willst, kannst du dich weiter als in meinen Diensten betrachten.«
    »Das werde ich. Und ich werde tun, was ich kann, um dich und deine Söhne zu schützen«, versicherte Reinhard mit brüchiger Stimme.
    Dann ging er hinaus. Wenig später hörten sie ihn vom Burghof reiten.
     
    »Nun lasst mal hören«, fasste Lukas wenig später das Ergebnis ihrer Beratung zusammen. »Wir haben in Meißen Friedmar und vielleicht auch Jakob und Reinhard, die deine Söhne schützen. Wobei wir nicht wissen, wie ehrlich es mein Brüderchen meint und ob sie Reinhard am Ende nicht doch noch mit der Drohung umstimmen, seiner Braut etwas anzutun. Für alle Fälle ändern wir die Pläne, wo sich Marthe und Clara verstecken können, falls es zum Schlimmsten kommt. Aber du wirst hier bleiben, allen Warnungen zum Trotz.«
    Christian nickte entschlossen. »Ich rede jetzt mit Walther, dass er die Wachen verdoppelt, und dann mit dem Bergmeister.«
    Er erhob sich und beendete damit die Zusammenkunft.
    Marthe sank

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