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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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verstoßen. Es würde ihn also allerhand Ärger erwarten, wenn er auf die Burg zurückkehrte.
    Christian gab Befehl, seine gefallenen Männer auf die Pferde zu hieven und sie zurück zur Burg zu bringen.
    Um Leichenwäsche und Begräbnis für den alten Gernot, einen Sattler, würde sich dessen Familie kümmern.
    Während die Toten geborgen wurden, inspizierte er zusammen mit Lukas die Leichen der getöteten Angreifer. Weder anhand ihrer Ausrüstung noch ihren Gesichtern konnte er sie irgendeinem Gegner zuordnen. Was ihn irritierte: Ihre Waffen waren eindeutig besser als ihre Kleider.
    »Ein merkwürdiger Angriff, findest du nicht auch?«, meinte er zu Lukas.
    »Das hab ich auch gerade überlegt«, entgegnete der Freund. »Wieso sollten sie das Dorf überfallen, wenn sie wissen, dass gerade alles Silber auf der doppelt bemannten Burg ist? Wieso haben sie nicht noch zwei Tage gewartet, bis das Silber fortgeschafft wird, und dann den Transport angegriffen? Worauf waren sie aus? Und wer gab ihnen diese Waffen?«
    »An der Sache ist was faul. Aber ich schätze, wir werden es bald erfahren.« Christian weigerte sich, den Verdacht auszusprechen, der in ihm aufkam. Es war einfach zu ungeheuerlich.
    »Wenn wir ankommen, wird es sicher einigen Ärger meinetwegen geben«, sagte er stattdessen zu seinem Freund. »Nutze das Durcheinander, um einen zuverlässigen und schnellen Boten nach Meißen zu schicken. Jemand, dem wir dort trauen können, muss sofort Reinhards Braut in Sicherheit bringen.«
    Auf Lukas’ fragenden Blick erklärte er: »Reinhard hat gegen Elmars Befehl das Tor öffnen lassen, um die Dörfler einzulassen.«
    Die beiden Ritter saßen auf und führten ihren Trupp zurück Richtung Burg, jeder in düstere Gedanken verstrickt.
     
    Mit blutigen Waffen und Kettenpanzern, jeder mehr oder weniger verwundet, hielten die Verteidiger des Dorfes vor der Zugbrücke. Neun von ihnen führten ein Pferd mit einem gefallenen Kämpfer am Zügel.
    »Der Angriff ist zurückgeschlagen, sämtliche Gegner sind tot. Das Dorf ist wieder sicher!«, rief Christian hinauf zum Turm, wo er Elmar neben Albrecht stehen sah. »Lasst uns ein. Die Dörfler können zurück in ihre Häuser.«
    Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis das Tor geöffnet und die Zugbrücke hinabgelassen wurde.
    Erleichtert, manche mit tränennassem Gesicht, strömten die Dorfbewohner aus der Burg.
    »Danke, Herr«, sagten etliche von ihnen zu Christian, während sie an ihm vorbeiliefen. Einige verneigten sich oder küssten seine blutverschmierte Hand, die immer noch das Schwert hielt. »Das werden wir Euch nie vergessen!«
    Dann mussten sie an den Leichnamen der Kämpfer vorbei, die bei der Verteidigung des Dorfes ihr Leben gegeben hatten. Kreuze wurden geschlagen, Gebete gemurmelt.
    Endlich war der Menschenstrom versiegt und der Zugang zur Burg frei.
    Christian setzte seinen Rappen in Bewegung und ritt an der Spitze seiner Männer auf den Burghof. Als sie alle dort versammelt waren, hörte er das Fallgitter hinter sich hinabrasseln. Er sah Albrechts Bewaffnete im Halbkreis und mit gezogenen Waffen auf dem Burghof stehen und wusste, was kommen würde, als er absaß.
    »Nehmt ihn gefangen!«, befahl Albrecht und wies mit ausgestreckter Hand auf Christian. »Er hat sich meinen Befehlen mit Waffengewalt widersetzt. Dafür verdient er den Tod.«
    Zögernd ging Hartmut auf Christian zu. »Eure Waffen, Christian! Und leistet besser keinen Widerstand, sonst würden Eure Familie und Eure Freunde dafür zahlen.«
    Scheinbar ruhig händigte Christian Hartmut sein Schwert und seinen Dolch aus. Das konnte er noch ertragen, denn es kam nicht überraschend für ihn, und Hartmut besaß noch so etwas wie Anstand, selbst wenn er Albrecht diente.
    Schwerer fiel es ihm hingegen, ohne Widerstand hinzunehmen, dass Elmar persönlich ihm die Fesseln anlegte und dann so heftig auf den Rücken hieb, dass er in die Knie sackte.
    »Bleibt, wo Ihr seid und hingehört – in Fesseln vor mir auf Knien!«, fuhr Albrecht ihn an, als er sich wieder hochstemmen wollte. »Und denkt nicht einmal daran, hier den Helden spielen zu wollen!«
    Er gab einigen seiner Leute ein Zeichen, und dann wurden zu Christians Entsetzen fünf weitere Männer in Ketten in die Mitte des Burghofes gestoßen: Walther, Kuno, Bertram, Jonas, der Schmied, und Reinhard, der jede Farbe aus seinen Gesichtszügen verloren hatte.
    »Diese Verräter haben meine Gefolgsleute mit Waffengewalt dazu gezwungen, meinen Befehlen

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