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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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zuwiderzuhandeln. Auch ihnen gebührt dafür der Tod.«
    »Ich übernehme die volle Verantwortung für ihr Tun!«, rief Christian mit fester Stimme. »Sie taten, was ich ihnen befahl. Und Reinhard, der aus eigenem Willen in Eure Dienste übergewechselt ist, wurde mit vorgehaltener Waffe gezwungen, Euerm Befehl zuwiderzuhandeln. Ihn trifft keine Schuld.«
    »Wenn das so ist«, meinte Albrecht mit gedehnter Stimme, »spricht das nicht gerade für seine Standhaftigkeit und sein Waffengeschick. Aber da Ihr so wacker für Eure Schandtat einsteht und alle Schuld auf Euch nehmen wollt, werde ich mir später Gedanken über ihre angemessene Bestrafung machen. Schafft sie mir aus den Augen!«, befahl er seinen Wachen, die die fünf Gefangenen fortzerrten.
    Dann richtete Albrecht seinen kalten Blick wieder auf Christian. »Solltet Ihr vor Eurer Hinrichtung fliehen, werde ich mich an denen da schadlos halten. Und an Euerm Weib und Euren Söhnen! Vielleicht macht Euch dieses Wissen den Gedanken an den Tod etwas leichter.«
    »Ich habe Anspruch, vor dem Landding gehört zu werden, bevor Ihr das Urteil über mich fällt«, forderte Christian.
    »Du hast Anspruch auf gar nichts, du Bastard und Verräter!«, hielt ihm Elmar entgegen, der es sich nicht nehmen ließ, ihn persönlich hochzuzerren und zum Bergfried zu führen.
    »Werft ihn ins tiefste Verlies!«, befahl er dann ein paar Wachen, die seinen Befehl mit größter Rücksichtslosigkeit befolgten. Grob wurde Christian in das Loch unter der Wachstube gestoßen.
    Das war es also, dachte er, als der erste Schmerz des Aufpralls verebbte.
    Jetzt blieb ihm nur zu hoffen, dass sich seine Freunde um die Sicherheit von Marthe und seinen Kindern kümmerten, seine fünf Getreuen freigelassen wurden und jemand rechtzeitig Reinhards Braut außer Gefahr brachte. Und dass sie einen Priester zu ihm ließen, bevor sie ihn töteten.
     
    Marthe hatte Christians Verhaftung vom Fenster ihrer Kammer aus beobachten müssen, in die sie von Albrechts Wachen geführt worden war, kaum dass ihr Mann mit seinem Reitertrupp die Burg verlassen hatte, und die sie auf Befehl des selbsternannten Markgrafen nicht verlassen durfte.
    Stumm starrte sie auf die Szene, unfähig, sich zu regen, den Blick abzuwenden oder ein Wort zu sagen. Dabei drängte alles in ihr danach, in die Welt hinauszurufen, dass dies eine himmelschreiende Ungerechtigkeit war, dass der Allmächtige Blitz und Donner zur Erde senden solle, um dem gottlosen Treiben Albrechts Einhalt zu gebieten und ihren Mann zu retten.
    Doch sie war wie gelähmt.
    Vielleicht, weil sie in ihrem tiefsten Inneren ebenso wie Christian geahnt hatte, dass es so kommen würde? Und sie konnte nichts dagegen tun.
    Der Burghof hatte sich inzwischen geleert, aber sie starrte immer noch aus dem Fenster. Lautes Stimmengewirr vor ihrer Kammer zwang sie, sich umzudrehen. Kamen sie nun, um auch sie zu töten?
    Harsch wurde die Tür zu ihrer Kammer aufgerissen, und einer von Elmars Reisigen trat beiseite, um Hartmut einzulassen.
    »Es wurden mehrere von Christians Männern verletzt, und sie bitten darum, dass Ihr Euch um ihre Wunden kümmert. Seid Ihr bereit dazu?«
    Marthe nickte. »Dazu muss ich aber in meine Kammer mit den Verbänden und Arzneivorräten.«
    Hartmut zögerte. Dann befahl er zwei seiner Männer zu sich. »Ihr werdet die Dame hinuntergeleiten und haftet mit Euerm Leben dafür, dass sie nicht flieht!«
    Die damit Beauftragten grinsten verächtlich. Wie sollte so ein schwaches Weibsbild schon an ihnen vorbeikommen? Dennoch wollte einer von ihnen Marthe grob am Arm packen. Sie sah Hartmut fordernd in die Augen, und er befahl dem Reitknecht, sie loszulassen.
    Ruhig, mit erhobenem Haupt, ging Marthe die Treppe hinunter in ihre Kräuterkammer. Ihr Inneres war wie erstorben, dennoch befahl sie sich, alle Gedanken auf die Verletzungen derer zu richten, die jetzt ihre Fürsorge brauchten.
    Die beiden Wachen stellten sich vor der Tür auf, nachdem sie sich überzeugt hatten, dass die Fensteröffnung zu klein war, als dass Marthe durch diese hätte fliehen können. Da sie Johanna, Marie und Clara im Dorf versteckt hatten, forderte sie, dass eine Magd ihr sauberes Wasser bringen und zur Hand gehen solle.
    Schon füllte sich der Raum mit verletzten Kämpfern. Rasch verschaffte sich Marthe einen Überblick, wer am dringendsten Hilfe benötigte, und begann, die ersten Wunden auszuwaschen und abzubinden. Peters Schwester Anna kam mit zwei Eimern Wasser und lief gleich wieder

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