Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
Männer um den Finger zu wickeln. Denn die einzigen Schreie, die sie aus der Kammer hörte, waren Lustschreie – ob nun geheuchelt oder echt.
     
    Niemand von Albrechts Männern durfte mitbekommen, wie der Rest der Burgbewohner Witze darüber riss, dass der neue Vogt den ganzen Tag nicht aus dem Bett kam.
    Und noch ein Zwischenfall machte bald die Runde im Dorf und natürlich auch auf der Burg: Irgendwer – es fiel Marthe nicht schwer, zu erraten, wer die Urheber des Schelmenstreichs waren – hatte den Hühnern von Pater Sebastian mit Bier getränkte Brotkrumen hingeworfen, so dass sie nun über den Hof und durch dessen Gemüsegarten torkelten, bis die Ersten von ihnen umfielen. Griseldis, die nicht erriet, was die Ursache für das merkwürdige Benehmen des Federviehs war, rannte verzweifelt hin und her und versuchte vergeblich, zu erreichen, dass sich die Hühner wieder wie Hühner benahmen. Schließlich sank sie händeringend vor dem Pater auf die Knie, um Gnade für ihr vermeintliches Versäumnis zu erflehen.
     
    Während Albrecht Elmar dabei zusah, wie er das Mädchen ritt, überkam ihn erneut ein so starkes Verlangen, dass er sich kaum gedulden konnte, bis der Ältere fertig war.
    Als seine Lust dann endlich vorerst gestillt war, beschloss er, auszureiten. Wenn er seiner Trägheit nach dem Vergnügen mit der Hure nachgeben und liegen bleiben würde, käme er in der Nacht nicht zum Schlaf, und dann würden ihn die Schreckgespinste wieder heimsuchen.
    Er befahl Lisbeth, die Kammer nicht zu verlassen, schickte Marthe fort, die seinem Befehl entsprechend immer noch vor der Tür wartete, und forderte Elmar auf, ihn zu begleiten.
    »Ich denke, Ihr könnt mir noch eine ganze Menge erzählen, was dieses Dorf betrifft. Dabei will ich dieses aufrührerische Bauernpack nicht um mich herum sehen«, erklärte er, während er sein Schwert gürtete.
    Elmar bleckte grinsend die Zähne. »Gewiss, Herr! Ihr werdet Eure Freude haben.«
    Als sich die beiden Männer den Stallungen näherten, kam ihnen ein strohblonder Stallbursche von vielleicht zwölf Jahren entgegen.
    »Wünscht Ihr Eure Pferde für einen Ausritt gesattelt, Graf?«, erkundigte er sich höflich nach einer tiefen Verbeugung.
    »Was sonst, Tölpel? Und zwar ein bisschen plötzlich!«, blaffte Elmar.
    »Ja, Herr. Wie Ihr wünscht, Herr«, erwiderte der Junge mit einer erneuten Verbeugung.
    Doch als er loslaufen und den Befehl befolgen wollte, packte ihn Elmar am Arm und hielt ihn zurück.
    »Mir gefällt deine Miene nicht, Bursche«, knurrte er. Dann wandte er sich Albrecht zu. »Findet Ihr nicht auch, mein Fürst, dass es das Gesindel hier Euch gegenüber an Respekt fehlen lässt?«
    Sich keiner Schuld bewusst, starrte ihn der Junge verwundert an, ehe er sich hastig auf die Knie fallen ließ und den Kopf senkte. »Verzeiht mir, edle Herren, wenn ich Euch verärgert haben sollte. Ich werde sofort Eure Hengste satteln.«
    Elmar tauschte einen Blick mit Albrecht, der ihm mit zufriedener Miene zunickte.
    »Du bleibst gefälligst auf den Knien und nimmst deine verdiente Strafe entgegen«, verkündete der Ritter drohend.
    Während der Junge den Kopf noch tiefer senkte, winkte Elmar einen Knecht heran.
    »Ruf sofort alle zusammen, die in den Ställen Dienst tun!«, befahl er.
    Die Burschen, die gerade ausgemistet hatten, stachen ihre Gabeln ins Stroh und knieten gehorsam vor dem Sohn des Markgrafen und seinem Ritter nieder.
    »Wo ist der Stallmeister?«, fauchte Elmar.
    »Fort, um zusätzliches Futter zu besorgen«, lautete die höfliche Antwort.
    »Er soll sich sofort beim Burgvogt melden, wenn er zurück ist«, schnauzte Elmar. »Und sich für die Faulheit und Aufsässigkeit seiner Leute verantworten.«
    Dann wandte er sich erneut dem strohblonden Stallburschen zu, der immer noch vor ihm kniete und inzwischen kreidebleich geworden war.
    »Dem Grafen gefällt deine dreiste Miene nicht«, sagte er so laut, dass ihn jeder im Umkreis verstehen konnte. »Aber wir werden dich Benehmen lehren.«
    Er holte seine Reitgerte hervor und fragte Albrecht: »Soll ich es tun, oder wollt Ihr selbst …?«
    Ottos Sohn sah in die Runde und zögerte die Antwort genüsslich hinaus. »Ich glaube, ich werde ihm persönlich Gehorsam einprügeln. Damit er mich gründlich in Erinnerung behält«, sagte er dann.
    Elmar zerrte den Jungen am Arm hoch, drehte ihn um und riss ihm den Kittel vom Rücken. Eine seiner Wachen war inzwischen herangetreten, stieß den Halbentblößten vor sich her zu

Weitere Kostenlose Bücher