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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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etwas nachweisen kann. Ähnlich wie für den Münzmeister. Der war Goldschmied in Meißen, musste die Münze pachten und bezahlt alle Einrichtungen und Leute, da hat er mehr als genug am Hals. Die beiden solltet Ihr vorerst in Ruhe lassen. Es sind angesehene Männer; sie haben sogar das Recht, ein Schwert zu tragen. Wenn Ihr sie behelligt, bekommt Ihr Ärger mit Euerm Vater.«
    »Und abgesehen vom Schulzen und diesem Pfaffen hält das ganze Dorf zu Christian? Wer sind die Rädelsführer?«, fragte Albrecht, äußerst unzufrieden mit diesen Auskünften.
    »Die Schmiede, aber die solltet Ihr diesmal auch ungeschoren davonkommen lassen – sonst stockt die Förderung, und der Bergmeister beschwert sich bei Euerm Vater.« Elmar merkte wohl, dass sein künftiger Herr immer unzufriedener wurde. »Keine Sorge«, beeilte er sich zu versichern, »es gibt da so manchen Krämer, mit dem sich etwas anfangen lässt. Und wie gesagt – in diesem Stallburschen sehen die Dörfler ein Symbol. Es sollte mich sehr wundern, wenn der jetzt noch mit seinem blutig geschlagenen Rücken am Pfahl hängt. Dann habt Ihr Handhabe genug, die Christiansdorfer das Fürchten zu lehren.«

Albrechts Gericht
    »Da, habe ich es Euch nicht vorausgesagt?«, rief Elmar zufrieden und wies zu den Stallungen, als sie auf den Burghof ritten. Von dem blutig geprügelten Jungen war weit und breit nichts zu sehen.
    Wütend schlug Albrecht mit der Reitgerte auf seinen Hengst ein und stieß ihm die Sporen in die Seiten. »Ungeheuerlich! Was nimmt sich dieses Pack heraus, meinen Befehlen zuwiderzuhandeln?! Ich lasse sie allesamt auspeitschen und dem Burschen die Hand abhacken!«
    Sein Zorn wuchs mit jedem Hufschlag, den sie sich näherten, während er sich schon ausmalte, wie er den Erstbesten strafen würde, der sich von diesem aufrührerischen Gesindel blicken ließ. Irgendjemand musste ihnen ja die Pferde abnehmen.
    Zu seiner Verblüffung kam ihnen anstelle eines Knechtes Marthe aus den Ställen entgegen.
    Albrecht trieb seinen Hengst geradewegs auf sie zu, doch sie wich keine Handbreit zur Seite.
    Er wird es nicht wagen, mich niederzureiten, redete sie sich Mut zu. Um das Pferd keine Angst wittern zu lassen, rief sie sich vor Augen, wie auch Christians halbwilder Grauschimmel sie einst zu aller Verblüffung an sich herangelassen hatte, ohne sie zu zerstampfen.
    Das ist Hexenwerk, dachte Albrecht schaudernd, als sein Pferd vor Marthe von sich aus stehen blieb, bevor er es im letzten Augenblick zügeln konnte, obwohl es doch dafür ausgebildet war, auch menschliche Hindernisse niederzureiten.
    »Wer wagt es, gegen meine ausdrücklichen Befehle zu verstoßen?«, blaffte er sie an, um sich nichts von seinem Schaudern anmerken zu lassen. »Wo ist diese Missgeburt, die ich bestraft habe?! Oder hat sich der Bastard etwa durch ein göttliches Wunder in Luft aufgelöst?«
    Auf einen Wink Marthes kamen zwei Knechte herbei, die Albrecht und Elmar die Pferde abnahmen und sogleich fortführten.
    »Ich habe ihn losbinden lassen, um seine Wunden zu versorgen«, sagte sie, so ruhig sie konnte, als die beiden Knechte ein paar Schritte außerhalb Albrechts Reichweite waren.
    »Ihr erdreistet Euch, gegen meine Befehle zu handeln?!«, brüllte dieser über den ganzen Hof. »Ich sollte Euch an seiner Stelle vor aller Augen auspeitschen lassen!«
    Marthe wusste, dass aus verborgenen Ritzen und Spalten unzählige Augenpaare auf sie gerichtet waren und die halbe Dienerschaft den Atem anhielt aus Angst vor der Rache des künftigen Markgrafen, die jeden von ihnen treffen konnte.
    »Das ist natürlich Euer gutes Recht, Herr«, erwiderte sie demütig. »Nur …« – sie senkte die Stimme, so dass lediglich Albrecht und Elmar sie verstehen konnten – »… käme ich dann nicht mehr dazu, Euch einen lindernden Trank für die Nacht zu bereiten. Das vermag sonst niemand hier außer mir, ohne Euch in Gefahr zu bringen.«
    Sie nutzte den Moment von Albrechts Sprachlosigkeit, um auf die Knie zu sinken.
    »Verzeiht mir mein Handeln«, bat sie laut mit geheuchelter Reue, senkte demütig den Kopf und breitete die Arme aus. »Ich hatte nur Euer Wohlergehen im Sinn. Der Schuldige wird von mir und dem Stallmeister hart bestraft werden – mit zusätzlicher Arbeit statt mit Schlägen.« Nun hob sie den Kopf wieder und sah Albrecht mutig ins Gesicht. »Bedauerlicherweise können wir keinen der Stallburschen auf längere Zeit entbehren. Ihr habt mit Euren Männern zu viele Pferde mitgebracht.

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