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Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
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Sie auf dem Peters-thal-Hof.«
    Die bleichen, eingefallenen Wangen hatten bewirkt, dass er sie nicht auf Anhieb erkannt hatte. »Schade, dass Sie nicht öfter zu Besuch bei uns sein konnten.«
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ja, das ist schade. Aber nun ist es zu spät – zu spät für alles.«
    Er widersprach nicht und sie schenkte ihm einen Blick, der besagte, dass sie sich keinem falschen Hoffnungsschimmer hingeben wollte. Helene war immer schon eine Frau gewesen, die das Leben genommen hatte, wie es kam – selbst in den schwärzesten Momenten.
    »Bitte, Herr Norby«, sagte sie, »richten Sie Bernina die besten Grüße und schönsten Wünsche aus. Leider werden es meine letzten für sie sein.« Sie schluckte. »Ist sie nach Freiburg gereist, wie wir es vereinbart hatten?«
    »Ja, ich begleitete sie in die Stadt.«
    »Dann müssen Sie sie jetzt wieder von dort herausholen.«
    »Das ist meine Absicht.« Kurz sah er sich um. »Auch wenn’s nicht leicht wird.«
    Ihre kalkweiße Hand nestelte an der Tasche, die als Kopfkissen diente. Zitternde Finger verbargen einen Dolch. »Das ist keine große Hilfe«, flüsterte sie. »Aber besser als gar keine.«
    Er nahm die leichte Waffe mit dem schmalen, fast zarten Griff an sich. »Danke.«
    »Für was?« Helene lächelte, ihre Mundwinkel bebten. »Wissen Sie eigentlich, wer der Anführer dieser Armee ist?«
    »Ich ahne es bereits seit einiger Zeit.«
    »Manche nennen ihn den Teufel.«
    »Ich weiß«, sagte Norby schlicht.
    »Freiburg wird eine harte Zeit durchstehen müssen. Und damit auch Bernina und Sie.« Sie räusperte sich und sagte noch einmal: »Grüßen Sie meine Bernina von mir.« Dann schloss sie die Lider. Flach der Atem, verzerrt ihre Züge. Sie war noch nicht tot, aber es konnte tatsächlich nicht mehr lange dauern. Ihr Anblick versetzte Norby einen Stich – nicht nur aus Trauer um die sterbende Frau. Auch wegen Bernina. Wie sehr würde sie dieser Verlust schmerzen. Falls er ihr jemals würde schildern können, was er hier in diesem Wald erlebt hatte.
    »He! Du!«
    Von hinten legte sich ein länglicher Schatten über ihn.
    »Was hat die Frau dir zugesteckt?«
    Nils Norby sah über die Schulter nach hinten. Einer der Wachsoldaten stand nahe bei ihm, eine Pistole im Anschlag.
    »Na los, ich habe doch bemerkt, dass sie dir etwas zugesteckt hat. Was war das?«
    Norby erhob sich, drehte sich jedoch nicht um. »Ein Abschiedsgeschenk.«
    »Für dich?«
    »Nein, für dich.« Norby wirbelte herum und stach mit dem Dolch zu. Der Mann sackte röchelnd zusammen. Er zog die Klinge aus dem toten Körper, zerschnitt den Lederriemen an seinen Füßen und lief los, genau auf die schwarze Wand aus Bäumen zu.
    Der Schuss einer Muskete zerfetzte die Ruhe.
    Norby rannte weiter, ohne sich umzublicken, schneller und immer schneller auf die Tannen zu.
    Weitere Schüsse ertönten.
     
    *
     
    Im diffusen Licht des engen Verschlages blitzte die Schneide des Messers beinahe unnatürlich grell auf, als Lorentz Fronwieser sich neben ihr auf die Knie fallen ließ.
    Sein Grinsen, sein Geruch, der Schnapsatem. Alles war so nah bei ihr, er war so nah.
    Bernina schrie nicht. Sie gönnte ihm nicht, dass er ihre Angst erkannte, auch wenn sie damit nichts gewann.
    Sie starrte in sein Gesicht, hinter ihrem Rücken an den Fesseln zerrend, die Vorderzähne in ihre Unterlippe verbissen.
    Das Messer schoss nach vorn und zerschnitt blitzschnell die Stoffsteifen, die ihre Fußgelenke aneinanderpressten.
    »Deine Beinchen musst du schon bewegen können, meine Schöne. Sonst würde unser kleiner Liebestanz nur halb so viel Freude bringen.« Er lachte auf, Speichel glänzte auf seinen Lippen. Nie zuvor hatte Bernina einen Menschen derart verabscheut.
    Die Klinge fuhr in den Stoff ihres Kleides, dort, wo er ihre Beine umhüllte, Fronwiesers freie Hand berührte die Haut ihres Oberschenkels und sie hatte das Gefühl, ihr Magen würde sich umdrehen. Sie versuchte, sich wegzudrehen, doch mühelos hielt er sie fest. Speichel tropfte aus seinem Mund auf ihr Gesicht. Brutale Wollust war in seinem Blick, als er das Messer neben sich auf dem Boden ablegte.
    »Ja«, knurrte er heiser. »Der nächste Tanz gehört uns, meine Schöne.«
    Mit beiden Händen riss er an ihrem Kleid, er keuchte, während Bernina die Lippen zusammenpresste. Ein Schrei zerriss das Keuchen, urplötzlich, als wäre er gar nicht wirklich, ein Schrei voller Wut.
    Auf einmal waren sie zu dritt, drei ringende Körper, und es dauerte

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