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Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
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ruhig.«
    Wieder verständigten sich Bernina und Baldus ohne Worte. Sollten sie es wagen?
    Währenddessen war Alwine bereits die Leiter hochgeklettert. Vorsichtig öffnete sie die Luke, vorsichtig schob sie den Läufer beiseite. Tupfer des ersten schwachen Tageslichtes. Sie spähte den Gang hinab und schlüpfte aus dem versteckten Keller nach oben, ganz langsam. Ein Blick in die Küche. Ein Blick in den Raum daneben.
    Die junge Frau atmete auf. Fort, die Fremden waren fort.
    Genau in diesem Moment wurde sie von hinten gepackt. Von zwei Händen, stark, wie aus Eisen geschmiedet. Sie wurde geschlagen, zu Boden gestoßen, zwei Gestalten über ihr, eine davon warf sich auf sie.
    Alwine kreischte. Sie wehrte sich, versuchte zu treten, schrie immer lauter, zerkratzte eine hagere, stoppelbärtige Visage, bis sie Blut fühlte.
    »Aus welchem Ei ist denn das kleine Küken plötzlich geschlüpft?«, hörte Alwine die gezischten Worte des Mannes, der auf ihr lag. Sein Blut tropfte von der Kratzwunde in ihr Gesicht, sein wildes Grinsen durchdrang sie. Er riss ihr die Haube herunter.
    »Hör auf mit dem Unfug«, erklang eine zweite männliche Stimme. »Dafür haben wir keine Zeit.«
    Doch die brutalen Hände ließen nicht von ihr ab. Ihre verzweifelten Schreie wanderten bis nach unten ins Gewölbe.
    Verblüfft starrte Konrad an die dunkle Decke, als könnte er durch sie hindurchsehen.
    »Du solltest dich um deine bezaubernde Freundin kümmern«, riet von Mollenhauer höhnisch, »sonst verguckt sie sich noch in einen anderen.«
    »Verdammt«, zischte Konrad. Er wusste nicht, was er tun sollte, wie das Zucken seiner Lippen deutlich zeigte.
    Bernina richtete sich auf. Der Messergriff lag in ihrer schweißnassen Hand. Nicht einmal jetzt, nicht einmal nach den letzten Erlebnissen war es einfach für sie, eine Waffe auf einen Menschen zu richten. Das fühlte sie, fühlte den Zwiespalt in sich.
    Konrad erhob sich, stand auf seinen schweren Beinen da. Weitere schrille Schreie aus Alwines Mund.
    Bernina erschrak, als sich kalte Finger mit sanfter Bestimmtheit auf ihre Faust legten. Ohne sie anzusehen, entwand Baldus ihr das Messer. »Ich.« Beinahe lautlos schlich sich das Wort über seine trockenen Lippen.
    Im nächsten Moment federte er hoch auf die Füße, flink, wie er immer schon gewesen war, ein Flackern im Blick, die metallene Spitze auf Konrads breiten Leib gerichtet.
    Zur gleichen Zeit kämpfte Alwine oben gegen ihren Widersacher, sie warf all ihre Kräfte, all ihre Verzweiflung in die Waagschale. Der Kerl auf ihr zerrte an ihrem Kleid, der spröde abgenutzte Stoff wurde zerfetzt.
    »Man hat ihren Schädel geschoren«, hörte sie den zweiten Mann sagen, der gelassen daneben stand. »Sie ist ein Hurenstück, lass sie in Ruhe. Vielleicht weiß sie ja, wo Mentiri abgeblieben ist.«
    »Erst will ich ein bisschen Spaß – nach all den Rückschlägen.«
    Doch der Besonnenere von den beiden packte seinen Kumpanen an den Schultern und riss ihn zurück. »Sieh lieber mal dort nach«, rief er drängend. »Eine Luke.«
    Alwine spürte, dass der eiserne Griff nachließ, noch wilder als zuvor schlug und trat sie um sich. Es gelang ihr, auf die Beine zu kommen. Sofort rannte sie los, mit rasselndem Atem, auf die aufgebrochene Hintertür zu. Sie war bereits mehr als einmal in ihrem Leben mit Gewalt genommen worden und ein einziger Gedanke beherrschte ihre Sinne: weg! Weg von hier!
    In ihrer Furcht bemerkte sie gar nicht, dass die zwei unheimlichen Männer ihr keine Beachtung mehr schenkten und keinerlei Anstalten machten, ihre Flucht zu vereiteln. Im Gegenteil, ihre Aufmerksamkeit gehörte der gezimmerten Luke, die ein schwarzes Loch im Boden freigab.
    »Na los, nach unten«, meinte der eine, als Alwine gerade ins Freie stürzte und immer weiter rannte, schneller und schneller.
    Auch unterhalb der Erde war alles unglaublich schnell abgelaufen. Der Angriff von Baldus, das Herumwirbeln von Konrad, der tatsächlich all seine Trägheit verloren hatte. Die Spitze des Messers traf ihn am Bauch, sorgte für einen Schnitt im ledernen Wams, vielleicht auch in der Haut, doch ehe Baldus ein zweites Mal ausholen konnte, schlug Konrad zu. Der Lauf der Pistole erwischte den Kopf des Gnomes – Baldus schlug hart auf dem Boden auf, ein Tritt beförderte ihn in eine Ecke. Und die trichterförmig auslaufende Mündung der Waffe war bereits wieder auf Bernina und von Mollenhauer gerichtet, die sich erhoben hatten, aber nun zur Tatenlosigkeit gezwungen

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