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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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so, dass die Gabe seines Gegners ebenfalls über die Augen funktionierte. Es kam also nur darauf an, wer von beiden stärker war. Sekundenlang starrten sie einander an. Der Vampir und das Monster.
    Einar kämpfte mit aller Kraft. Er griff nach den Erinnerungen des Monsters und zog daran. Es war egal, wie viele Erinnerungen er ihm nahm. Ein Tag, eine Stunde, eine Minute. Völlig gleichgültig. Sobald es ihm gelang, würde der Dämon bewusstlos werden. Und das würde ausreichen, um ihn endgültig zu besiegen.
    Einar zog und zog, und versuchte gleichzeitig Haldor vor dem Dämon zu retten. Aber sein Körper gehorchte ihm nicht richtig. Es war ihm nicht möglich, auch nur einen Finger zu krümmen und sein Kopf fühlte sich leer an. Als die Hand des Dämons schließlich nach vorne schoss, um ihn zu würgen, wusste Einar, dass er versagt hatte. Alle Hoffnungen hatten auf ihm gelegen und er hatte es nicht geschafft. Er würde sterben, und danach würde der Dämon einen nach dem anderen im Dorf abschlachten, bis auf dem gesamten Marktplatz niemand mehr übrig war.
    Er spürte, wie sich die Krallen in seinen Hals bohrten, und konnte den fauligen Atem des Monstrums riechen. Einar spürte, wie das Leben aus seinem Körper gepresst wurde, und hörte dann plötzlich einen alles durchdringenden Schrei.
    Zu spät , war das Letzte, was Einar dachte. Für mich ist es wohl leider schon zu spät.

Kapitel 36
Der letzte Trumpf
    Laney schickte ihren Schrei auf die Reise. Ihr war bewusst, dass sie gerade noch rechtzeitig gekommen war. Praktisch alle Dorfbewohner über dreizehn hatten sich auf dem Platz versammelt, und kein einziger war mehr dazu imstande sich zu bewegen. Laney schlich von einem zum nächsten und versteckte sich zwischen ihnen, um dem Blick des Dämons zu entwischen. Er durfte sie nicht sehen. Das war von essenzieller Bedeutung. Ab und zu zuckten die Augen der Dorfbewohner in ihre Richtung, aber niemand war dazu fähig, etwas zu sagen oder anderweitig auf ihre Anwesenheit zu reagieren. Das war ein Vorteil.
    Laney war sehr zufrieden mit sich, weil sie es geschafft hatte, ihre Gabe nur auf Einar und den Dämon zu beschränken. Noch lieber wäre es ihr natürlich gewesen, Einar ebenfalls unbehelligt zu lassen. Aber da dieser ohnmächtig geworden war, spielte das nun ohnehin keine Rolle mehr.
    Der Dämon wälzte sich vor Schmerzen auf dem Boden und schüttelte den Kopf hin und her, auf der Suche nach dem Verursacher des Schmerzes. Schnell verschwand Laney hinter einem der Dorfbewohner. Sie verfluchte sich dafür, dass sie Janish mit Mady außerhalb des Dorfes zurückgelassen hatte. Im Moment hätte sie die Hilfe des Jungen wirklich gut gebrauchen können. Aber sie wollte nicht, dass Mady alleine blieb. Denn für den Fall, dass diese Geschichte ein böses Ende nahm, sollte doch wenigstens das Baby überleben.
    Der Wilde schlug kräftig mit den Flügeln und erhob sich, um vor dem schrecklichen Geräusch in seinem Kopf zu fliehen. Aber das gelang ihm nicht. Er stieß gegen die Seile und verhedderte sich darin. Wie verrückt schlug er danach, bis er schließlich in einem Wirrwarr aus Seilen, Armen und Flügeln wieder zu Boden stürzte. In dem Netz war nun ein großes Loch entstanden, aber der Wilde hatte große Schwierigkeiten damit, sich von den Seilen zu befreien, die sich um ihn geschlungen hatten.
    Laney nutzte die Gelegenheit und schlich weiter. Sie musste näher ran. Bei Einar hatte der Frontalangriff nicht funktioniert, daher hatte sie vor, diesmal von hinten zu attackieren.
    Abgesehen von den Schmerzensschreien des Dämons war es im Dorf vollkommen still. Einige der Dorfbewohner weinten lautlos, und ein paar der jüngeren Vampire hatten sich in die Hose gemacht. Allen war klar, dass sie dem Untergang geweiht waren, sollte der Dämon es schaffen, sich gegen Laneys Gabe zu wehren.
    Sie war nun ganz nah. Sie konnte Haldor am Boden liegen sehen und erkannte, dass Einar ebenfalls schwere Verletzungen erlitten hatte. Die Ärztin in ihr wäre am liebsten stehen geblieben, um die beiden zu versorgen. Aber das konnte sie nicht. Sie musste sich voll und ganz darauf konzentrieren, den Gegner auszuschalten. Sonst würde es bald sehr viel mehr Schwerverletzte geben.
    Der Wilde kreischte immer noch und schaffte es nach und nach, sich wieder aus den Seilen zu befreien. Nicht mehr lange und er hätte es geschafft. Dann würde er davonfliegen und die ganze Geschichte konnte beim nächsten Vollmond wieder von vorne losgehen. Das durfte Laney

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