Die Entscheidung
Monster zu verletzen, und sie drängten ihn langsam in die richtige Richtung. Er war nur noch wenige Meter von dem Erdloch entfernt. Einar wusste, dass sie nur eine einzige Chance hatten, um zu gewinnen. Er musste es schaffen, dem Dämon mit seiner Gabe die Erinnerung zu rauben. Das würde ihn in einen tiefen Schlaf versetzen und alle wieder aus ihrer Erstarrung erlösen. Dann, und nur dann würden sie es schaffen, ihn zu töten.
Aber inzwischen waren alle auf dem Marktplatz erstarrt. Wer sollte nun noch helfen?
„Iolani“, rief Anisia in diesem Moment und stürmte nach draußen.
Sie beugte sich sofort zu dem Mädchen hinunter, um ihr zu helfen. Aber der Dämon fixierte sie, sodass sie an der Seite ihrer Tochter hocken blieb. Doch sogleich kamen andere erwachsene Vampire hinzu, was es dem Dämon erschwerte, alle im Blick zu behalten.
„Geht zurück“, rief Johanna verzweifelt. „Ihr verurteilt dieses Dorf zum Tode.“
„Oh ja“, sagte Gandolf begeistert. „Dann kommen wir in den Himmel, wo es ganz viel Eiscreme zu essen gibt.“
Er lächelte selig und tanzte zwischen den erstarrten Jungvampiren umher, als wäre es vollkommen normal, dass sie sich alle nicht bewegen konnten. Doch niemand reagierte auf ihn. Jeder hatte nur ein einziges Ziel. Und das war der Dämon. Es ging um alles oder nichts. Und zum ersten Mal seit Jahren wurden die Outlaws sich dessen wieder bewusst.
Einar hielt vor Anspannung die Luft an. Einige der erwachsenen Vampire schafften es, dem Dämon sehr viel näher zu kommen, als ihm lieb war. Doch der Dämon konnte sich nicht entschließen, ob es klüger wäre anzugreifen oder einen Fluchtversuch zu starten. Daher beschränkte er sich vorerst darauf, jeden erstarren zu lassen, der aus seinem Haus stürzte und alle niederzuschlagen, die ihm zu nahe kamen.
Er wusste offensichtlich nicht, was er tun sollte. Die Taktik von vor zwanzig Jahren konnte er nicht anwenden, weil das Netz es ihm unmöglich machte, über dem Dorf zu kreisen. Er konnte nicht einen nach dem anderen töten, weil immer noch mehr und mehr Vampire auftauchten. Er machte einen Schritt zurück, aber ganz klar in die falsche Richtung. Weg vom Erdloch und weg von der Falle.
„Mist“, schimpfte Einar leise und drehte den Spiegel, um die anderen im Blick zu behalten.
Da stellte sich plötzlich jemand auf das Gitter. Einar hielt die Luft an. Es war Haldor. Der hässliche Mann war ziemlich weit in die Mitte vorgedrungen, obwohl Einar hätte schwören können, dass er bereits weiter außerhalb erstarrt war. Doch offensichtlich hatte er nur so getan, als hätte der Dämon ihn erwischt, obwohl er seinem Blick in Wirklichkeit noch nicht begegnet war.
„Haldor“, flüsterte Einar.
Ohne einen Finger zu rühren, senkte Haldor die Augen. Er hatte ihn gehört.
„Du musst den Mistkerl in meine Nähe locken“, sagte Einar so leise wie möglich. „Dann kann ich dafür sorgen, dass das hier ein Ende nimmt.“
Haldor deutete ein leichtes Nicken an und schlich wieder zwei Schritte weiter nach vorne, als der Dämon durch Gandolf abgelenkt war. Der alte Kauz schien einen riesigen Spaß zu haben und war sich in keiner Weise der Gefahr bewusst.
„Wir werden alle sterben“, lachte Gandolf und hob die Hände in die Höhe. „Endlich ist es soweit. Wir werden alle sterben und ins Paradies gelangen.“
„Wir waren schon im Paradies, Vater“, schrie Maelle, die ihre Kinder im Haus zurückgelassen hatte. „Und zwar bevor dieses Monster angefangen hat, uns die Kinder zu rauben. Dieser Dämon gehört in die Hölle!“
Der Wilde sah zwischen Gandolf und Maelle hin und her und fixierte schließlich Maelle, weil sie zielstrebig auf ihn zugerannt kam und er sie als die größere Gefahr einstufte.
In diesem Moment packte Haldor den Dämon von hinten und schmiss sich mit ihm zusammen in Richtung Erdloch. Er biss dem Monstrum in den Arm, wurde aber sogleich abgeschüttelt und seinerseits gebissen. Der Dämon wehrte sich mit aller Kraft, schlug seine Zähne in Haldors Schulter und riss ihm mit seinen Klauen die Bauchwand auf.
Der Schmied schrie auf vor Schmerzen. Das war Einars Stichwort. Er drückte mit einer einzigen Bewegung das kaputte Gitter hoch, sprang hinaus und zog den Kopf des Dämons an den Haaren zurück, sodass dieser dazu gezwungen war von Haldor abzulassen. Nun ging es um Sekunden.
Einar konnte mit seiner Gabe gut umgehen. Alles was er tun musste, war in den Kopf seines Gegenübers einzudringen. In diesem Fall war es jedoch
Weitere Kostenlose Bücher