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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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kampfbereit zu sein. Es wurde Zeit für ein paar letzte aufmunternde Worte.
    „Meine Freunde“, begann Einar mit fester Stimme. „Es ist fast soweit. Heute ist der Tag, auf den wir alle schon so viele Jahre gewartet haben. Seit unserer Geburt wird unser Dorf schon terrorisiert. Wir können uns an keine Zeit erinnern, in der unser Volk nicht in Angst gelebt hätte. Aber das lassen wir jetzt nicht mehr mit uns machen.“
    „Jaaa“, kam es einstimmig zurück. Und alle reckten ihre Fäuste nach oben.
    „Wir haben den Rat und unsere Familien belogen, um uns davonzuschleichen. Und es kann sein, dass wir bei der Aktion heute Nacht sterben. Aber wenn wir sterben, dann doch zumindest nicht, ohne den Dämon vorher zum Teufel gejagt zu haben.“
    „Jaaa“, erschallte es wieder.
    „Jeder kennt seine Aufgabe. Jeder weiß, was er zu tun hat. Und gemeinsam werden wir dem Dämon verdammt noch mal in den Arsch treten.“
    „Jaaa!!!“
    „Na, dann los. Zeigen wir dem Dämon, aus welchem Holz wir geschnitzt sind.“

Kapitel 35
Der Kampf
    Swana fror. Obwohl sie dicke Kleidung trug und Einar noch eine zusätzliche Decke über ihr ausgebreitet hatte, kroch die Kälte unaufhaltsam durch ihren Körper. Probehalber bewegte sie eine ihrer Hände in den Handschuhen und stellte fest, dass es kaum noch möglich war, ihre Finger zu knicken. Eigentlich spielte das keine Rolle mehr, da die Gabe des Dämons sie ohnehin sehr schnell lähmen würde. Aber das Gefühl war unangenehm. Daher fing sie an, ihre Finger immer wieder zu strecken und zu beugen, solange bis sie schmerzten. Es war eine gute Methode, um sich von dem abzulenken, was bevorstand. Ein Massaker. Ein Blutbad. Ein Gemetzel übelster Sorte. Aber wenn Swana ein wenig Glück hatte, dann würde sie früh genug sterben, um den Rest nicht mehr mit ansehen zu müssen.
    In diesem Moment hörte sie es. Flapp. Flapp. Flapp.
    Swana erstarrte in der Bewegung und bekam sofort am ganzen Körper eine Gänsehaut. Der Dämon. Er war tatsächlich gekommen, um ihre Tochter zu holen. Aber was auch geschah. Mady würde er nicht bekommen. Dafür hatte Swana gesorgt, und das würde ihr in den nächsten Minuten Kraft geben.
    Adrenalin rauschte durch Einars Körper, während er durch den Spiegel vom Erdloch aus beobachtete, wie der Wilde sich seiner Schwester näherte. Er war gekommen, um Mady zu holen. Es dürstete ihn nach unschuldigem Blut. Und obwohl Swana ein reines Herz hatte, so war sie doch kein Kind mehr. Und der Dämon wusste das.
    Als der Wilde einen Schrei ausstieß, erzitterte Einar am ganzen Körper.
    „Reiß dich zusammen“, schalt er sich selber und war froh, dass keiner von den anderen in der Nähe war, um seine Schwäche zu bemerken.
    Er musste stark bleiben. Die anderen würden den Anfang machen, aber am Ende kam alles auf ihn an. Er durfte nicht kneifen. Sie alle verließen sich auf ihn.
    Der Wilde senkte sich weiter hinab. Er war es gewohnt, dass seine Opfer keine Gegenwehr leisteten, weil man den Auserwählten schon seit Jahren Beruhigungsmittel verabreichte. Und Einar verließ sich darauf, dass ihn das unvorsichtig hatte werden lassen. Das Wichtigste war, jetzt nichts zu überstürzen. Aus Beobachtungen wusste Einar, dass der Wilde sein Opfer für gewöhnlich erst längere Zeit umkreiste, bevor er sich herabstürzte. Sie mussten genau den richtigen Moment abpassen.
    In diesem Augenblick stieß der Wilde einen Schrei aus, der auch Tote wieder zum Leben erweckt hätte. Er war wütend. Das war offensichtlich. Er hatte zum zweiten Mal nach Mady verlangt und war wiederholt enttäuscht worden. Seine Augen leuchteten noch heller als zuvor und sein Körper spannte sich an. Hektisch sah er sich um, als erwartete er, das Baby wieder irgendwo schreien zu hören. Doch alles war still.
    Er ließ sich zu Boden fallen und trat geduckt zu Swana, die unter der Decke erzitterte. Der Plan war eigentlich gewesen, dass sie sich nicht rühren sollte, um den Dämon glauben zu lassen, sie hätte das Beruhigungsmittel genommen. Doch die Nähe des Dämons ließ sie schwach werden. Sie schlug die Augen auf und stieß einen spitzen Schrei aus. Einar zog es das Herz zusammen. Hilflos musste er zusehen, wie der Dämon Swana fixierte und sie in der Bewegung erstarrte. Dann streckte er eine seiner hässlichen Hände nach ihr aus und Einar hielt den Atem an. Noch eine Sekunde länger, und Swana würde die erste Verletzte des Abends sein. Aber er durfte sich nicht einmischen. Das würde den gesamten Plan

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