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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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Einar hochkonzentriert.
    „Halt seinen Kopf“, sagte Laney und sah auf.
    Zum ersten Mal an diesem Abend registrierte sie, dass Einar ein recht gut aussehender junger Mann war. Er hatte ein sehr schön geschnittenes Gesicht und faszinierende Augen. Offenbar wusste er das auch, denn er lächelte.
    „Du hast Heterochromie“, stellte Laney fest und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Darrek zu.
    Einars Lächeln verschwand.
    „Ich habe was?“, fragte er irritiert.
    „Deine Augen. Sie haben unterschiedliche Farben. In der medizinischen Fachsprache nennt man das Heterochromie. Es ist eine Pigmentstörung der Iris, die für gewöhnlich eher bei Tieren vorkommt als bei Menschen oder Vampiren. Um genau zu sein, sehe ich das bei einem Warmblüter zum ersten Mal.“
    Einar zuckte mit den Schultern. Offensichtlich hatte er sich eine andere Reaktion von ihr erhofft, aber er nahm es gelassen.
    „Nun. Es gibt wohl Schlimmeres als mit einem Tier verglichen zu werden“, sagte er und hielt Darreks Kopf fest, während Laney ihm vorsichtig das T-Shirt vom Körper schnitt.
    Ihre Bewegungen waren ruhig und routiniert. Dank ihrer Arbeit im Krankenhaus war sie diese Arbeit gewohnt. Als Darrek nur noch in Unterhose gekleidet auf dem Boden lag, untersuchte sie seine Schulter und seinen Arm. Er schien nicht gebrochen zu sein.
    „Und?“, fragte Einar, als Laney sich nachdenklich zurücklehnte.
    „Er hat sich die Schulter ausgerenkt“, stellte sie fest.
    „Das heißt?“, fragte Einar.
    „Das heißt, dass ich sie wieder einrenken muss.“
    Einar sah sie ungläubig an. Darrek war ein riesiger Kerl und wog sicherlich fast doppelt so viel wie sie. Es fiel ihm offensichtlich schwer sich vorzustellen, dass sie das schaffen konnte. Entschlossen reckte Laney das Kinn.
    „Halt seinen Oberkörper“, forderte sie.
    Dann zog sie ihre Schuhe aus, stemmte einen Fuß gegen Darreks Brust und ruckte so kräftig an seinem Arm, dass er vor Schmerz aufstöhnte. Laney verspürte ein Klock, dann war der Knochen wieder an seinen angestammten Platz gerutscht.
    Einar warf ihr einen anerkennenden Blick zu, sagte jedoch nichts. Stattdessen half er ihr dabei, Darrek ins Bett zu legen und ihn zuzudecken.
    „So. Und jetzt?“, fragte Einar, als Swana gerade mit einer Wanne voll Kleidung und Handtüchern wiederkam.
    „Jetzt“, gab Laney zurück und sah an ihrer dreckigen Kleidung herunter, „werde ich erst mal eine lange und ausgiebige Dusche nehmen.“
    Als Laney eine halbe Stunde später in einem frischen Kleid zurück ins Zimmer kam, stellte sie fest, dass Einar und das Mädchen verschwunden waren. Nur die alte Frau saß noch im Zimmer und betrachtete Darrek eingehend von oben bis unten. Laney hatte noch nie eine äußerlich so alte Vampirin gesehen. Sie war winzig klein, hatte schlohweißes Haar und offensichtlich kaum noch Zähne. Aber ihre Augen wirkten keineswegs verwirrt, sondern emotional sehr ergriffen. Laney räusperte sich, sodass die alte Frau sich zu ihr umdrehte.
    „Hallo“, sagte Laney auf Englisch und streckte ihr die Hand entgegen. „Ich bin Laney. Ich wollte Ihnen dafür danken, dass wir hier sein dürfen. Wir haben einen langen Weg hinter uns.“
    „Johanna“, gab die alte Frau zurück, ohne Laneys ausgestreckte Hand zu beachten. „Du siehst den Ältesten ähnlich“, fügte sie in der Alten Sprache hinzu.
    Laney nickte. Sie hatte die Alte Sprache zwar nie viel verwendet, aber wie alle Vampire aus gutem Hause beherrschte sie diese. Vor allem Jasons Eltern hatten sehr darauf geachtet, dass sie sich damit vertraut machte.
    „Ja“, gab Laney zu.
    „Welche von den Dreien ist deine Mutter, Kind?“, fragte Johanna ernst.
    „Keine.“
    Johanna warf Laney einen wütenden Blick zu, als hätte sie eine vorsätzliche Lüge ausgesprochen. Daher beeilte sie sich weiterzusprechen.
    „Marlene ist meine Großmutter“, erklärte sie. „Ich bin die Tochter von Kara.“
    Johanna riss erstaunt die Augen auf.
    „Heißt das … bist du …? Bist du Darreks Tochter?“
    Laney schüttelte irritiert den Kopf. Hatte sie nicht gerade gesagt, dass sie Karas Tochter war?
    „Jason ist mein Vater. Er ist der Sohn von Viktor und Doreen.“
    „Diese Familie kenne ich nicht“, gab Johanna zu. „Das muss für Darrek sicher schwer gewesen sein.“
    Laney verschränkte die Arme. Ja sicher. Darrek war das Opfer in dieser Geschichte.
    „Und wer sind Sie, wenn man fragen darf? Wie stehen Sie zu Darrek? Denn Sie kennen ihn. Das ist eindeutig.“
    Johanna

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