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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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und drückte sie dann von sich weg. Er war offenbar genauso nass wie sie selber.
    „Jetzt beruhige dich erst mal“, sagte er in tadellosem Englisch. „Mein Name ist Einar und ich bin sicher, dass wir dir helfen können. Was ist denn passiert? Wo kommst du her und wer bist du?“
    „Ich heiße Laney. Aber das ist jetzt nicht wichtig. Ich brauche Hilfe. Darrek … Er ist an der alten Hängebrücke und hängt dort an einem Seil. Aber wenn wir ihm nicht helfen, dann wird er in die Fluten stürzen. Und sein Arm ist verletzt. Ich …“
    Laney!!!!, ertönte genau in diesem Moment Darreks Stimme in ihrem Kopf und sie brach ab.
    Das letzte bisschen Farbe wich aus ihrem Gesicht und Verzweiflung überkam sie. Es war zu spät. Das spürte sie. Darrek war soeben in den Fluss gestürzt.
    Darrek ruderte wie verrückt mit seinem gesunden Arm und versuchte sich an der Oberfläche zu halten. Er schluckte Wasser, und der Schmerz in seiner Schulter war fast nicht zu ertragen.
    „ Hilfeeee! “, schrie er wieder und wieder, während er versuchte, irgendwie ans Ufer zu gelangen.
    Gemeinsam mit dem kleinen Bäumchen, an den Laney das Seil geknotet hatte, war er zwanzig Meter in die Tiefe gestürzt und mitten im Fluss gelandet, der ihn sofort in Richtung Westen getragen hatte. Immer wieder stieß Darrek mit Felsen zusammen, die ihm die Haut aufschrammten und ihm die letzte Kraft raubten.
    Und dann hörte er es.
    Es war ein Rauschen, so laut wie ein Wasserwerk. Und siedend heiß fiel ihm der Wasserfall wieder ein. Wie hatte er das nur vergessen können? Der Fluss führte durch diese Felsenschlucht, die kurz vor dem Wasserfall abrupt endete. An dieser Stelle war auf beiden Seiten des Ufers flaches Land, aber niemand hätte es gewagt, dort den Fluss zu überqueren. Das wäre einfach zu gefährlich. Denn es ging dort mehrere hundert Meter in die Tiefe.
    Laney , sandte Darrek eine weitere Nachricht ins Unbekannte. Ich brauche jetzt wirklich dringend Hilfe.
    Keine Antwort. Und es war immer noch vollkommen dunkel. Darrek hörte, dass er dem Wasserfall immer näher kam, und es gab absolut nichts, was er dagegen hätte tun können. Er konnte froh sein, dass er es überhaupt schaffte, sich über Wasser zu halten. Gegen die Strömung konnte er unmöglich anschwimmen.
    Genau in diesem Augenblick verkeilte sich das Bäumchen zwischen zwei Felsen und Darrek wurde dadurch festgehalten. Unsicher, ob er sich darüber freuen sollte oder nicht, trat er mit den Beinen, um nicht unterzugehen.
    Den Wasserfall würde er so erstmal nicht hinunterstürzen. Aber vor dem Ertrinken würde ihn das nicht retten. Er war bereits am Ende seiner Kräfte und wusste nicht mehr, was er tun sollte. Zumindest war Laney vorerst in Sicherheit. Denn wenn er schon sterben musste, dann war er froh, dass immerhin Karas Tochter noch weiterleben würde. Auf diese Weise hatte er zumindest sein Versprechen an Kara gehalten.
    Darrek? , ertönte da plötzlich Laneys Stimme in seinem Kopf.
    Na endlich, gab Darrek zurück. Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr.
    Darrek. Wo genau bist du?
    Mitten im Fluss. Kurz vor dem Wasserfall. Ich hänge mit dem Seil fest und werde jeden Moment absaufen.
    Okay. Hör mir zu, Darrek. Du musst mir jetzt vertrauen. Du musst das Seil durchtrennen.
    Was? Bist du verrückt geworden?
    Tu es einfach, Darrek. Vertrau mir. Dir wird nichts geschehen.
    Unwillig schüttelte Darrek den Kopf und versuchte, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Aber es gelang ihm nicht. Das Flusswasser trübte seine Sicht und der ständige Regen war auch keine große Hilfe. Darrek zögerte. Aber was hatte er schon für eine Wahl?
    In Ordnung , sagte Darrek. Ich vertraue dir.
    Hab keine Angst, Darrek. Ich lass nicht zu, dass du abstürzt.
    Das hast du an der Hängebrücke auch schon behauptet.
    Darrek. Lass los!
    Ihre Stimme klang sehr eindringlich in seinem Kopf und er gab sich geschlagen. Ob er nun ertrank oder einen Wasserfall hinunterstürzte, war eigentlich egal. So hatte er zumindest noch die Chance zu überleben. Er atmete noch einmal ein, stemmte sich dann gegen das Wasser bis zum Seil und durchtrennte es mit seinen Zähnen. Dann ließ er sich rückwärts treiben, genau auf den Wasserfall zu.
    Und schließlich sah er es. Lichter. Auf der einen Seite des Ufers waren Lichter. Einige Gestalten trugen Laternen in der Hand. Andere hatten sogar Taschenlampen. Vielleicht hatte Laney ja recht gehabt. Vielleicht war es wirklich seine Rettung, sich treiben zu lassen. Doch bevor er

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