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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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jemand? Ich brauche Hilfeee!
    Das bildete er sich nicht ein. Eindeutig nicht. In diesem Augenblick ging die Tür von Johannas Nachbarhaus auf und Maelle streckte den Kopf heraus. Ihre Kinder drängten sich hinter ihr ängstlich zusammen. Der Älteste trug das kleine Baby auf dem Arm.
    „Was war das?“, fragte Maelle irritiert und sah Einar an, als wäre es seine Schuld, dass sie plötzlich Stimmen hörte.
    „Hast du es auch gehört?“, hakte Einar nach.
    „Natürlich. Was …?“
    Die nächste Tür ging auf, nach und nach kam ein Warmblüter nach dem anderen aus dem Haus. Auch Haldor stand in seiner Tür.
    „Hääh?“, sagte Janish. „Was habt ihr denn? Ich hör nix.“
    „Ist mir egal, ob du was hörst oder nicht. Da ruft jemand und braucht unsere Hilfe. Geh nach Hause, Janish. Ich werde der Sache jetzt auf den Grund gehen.“
    „Warte“, rief Haldor aus einem der anderen Häuser. „Ich komme mit.“
    Einar nickte.
    „Ich suche die Felsen ab“, verkündete er.
    „Gut“, gab Haldor zurück. „Dann gehe ich zur Furt. Und jemand sollte nach den Tieren schauen. Wer kommt mit mir?“
    Darrek hatte Probleme, bei Bewusstsein zu bleiben. Seine Schulter schmerzte höllisch und er wollte am liebsten einfach nur schlafen. Aber das kalte Wasser und der Schlamm, die ihm von oben entgegenkamen, zwangen ihn dazu, wach zu bleiben. Er hing genau an einem Überhang, gegen den er mit der Schulter gekracht war, weil er ihn nicht hatte sehen können. Und von diesem Überhang kamen ihm Mengen an Schlamm, Zweigen und Steinen entgegen, die es für ihn schwierig machten zu atmen. Er hustete und drehte sein Gesicht weg. Sein Arm schmerzte bei jeder Bewegung und das Seil hatte sich so tief in sein Fleisch eingeschnitten, dass er fürchtete, sein Oberkörper könnte jeden Moment in zwei Hälften gerissen werden.
    Es war schon mindestens eine halbe Stunde her, dass Laney verschwunden war. Was konnte da nur so lange dauern?
    „Scheiße“, schimpfte Darrek, als ein größerer Stein ihn am Kopf traf.
    Wenn nur dieser verdammte Regen endlich nachlassen würde. Er war bereits völlig ausgekühlt, und wenn er nicht bald Hilfe bekam, dann würde das Seil früher oder später doch nachgeben. Wo blieb Laney nur? Vielleicht hätte er sie nicht fortschicken sollen. Es war vollkommen dunkel und sie war noch nie zuvor im Dorf gewesen. Außerdem war ihr Geruchssinn nicht so stark ausgeprägt wie seiner. Ebenso wenig wie ihr Jagdinstinkt und alles andere, was einen anständigen Vampir ausmachte.
    Ein Blitz durchzuckte die Dunkelheit und der nachfolgende Donner war ohrenbetäubend. Darrek erzitterte und spürte dann, wie er langsam nach unten sackte. Das konnte nur bedeuten, dass der Baum nachgab. Denn das Seil war stabil und Laney hatte mit Sicherheit einen ordentlichen Knoten hinein gemacht. Darrek musste etwas tun. Mit größter Willensanstrengung zog Darrek sich nur mithilfe seines gesunden Armes nach oben, und arbeitete sich weiter, bis er endlich wieder mit dem Felsen in Kontakt kam. Er keuchte vor Anstrengung und Schmerzen. Aber er durfte nicht locker lassen. Er krallte sich fest und fand schließlich mit den Füßen Halt. Gerade rechtzeitig, bevor das Seil von oben erschlaffte, was bedeutete, dass der Baum endgültig nachgegeben hatte. „Laney!“, schrie Darrek. „Wo zum Teufel bist du?“
    Darreks Finger schmerzten und seine Muskeln waren bis zum Zerbersten gespannt. Doch als der nächste Schwall Wasser und Steine auf ihn hinab prasselte, verlor er den Halt. Er ruderte mit den Armen und versuchte sich irgendwie zu retten. Doch es nützte nichts.
    „Nein. Nein. Neiiiin!“, schrie er, bevor er in die Tiefe fiel.
    „Hallo!?“
    Laney glaubte im ersten Moment, sich verhört zu haben. Sicherlich hatten ihre Sinne ihr nur einen Streich gespielt. Gespannt lauschte sie.
    „Hallo?!“, rief wieder jemand.
    „Ich bin hier!“, schrie Laney zurück. „Hiiiier!“
    Sofort rannte sie in die Richtung, in der sie die Stimme vermutete, stolperte dabei mehrfach über Steine und rannte kleine Bäume um. Immer wieder rief sie etwas, um ihre Position bekannt zu geben, trotzdem schien es eine Ewigkeit zu dauern, bis sie Lichter in der Ferne ausmachen konnte. Es war eine Gruppe von Warmblütern mit unterschiedlichen Lichtquellen in der Hand. Ein junger Mann kam ihr entgegen gerannt und sie fiel ihm erleichtert um den Hals.
    „Oh. Dem Himmel sei Dank“, schluchzte sie. „Ich brauche Hilfe.“
    Der junge Mann klopfte ihr beruhigend den Rücken

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