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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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hinlegen. Ich habe heute Nacht nicht viel geschlafen.“
    „Ja. Davon habe ich gehört. Du scheinst deinen Job als Pflegerin ja wirklich ernst zu nehmen. Meine Urgroßmutter war wenig begeistert.“
    Laney zuckte mit den Schultern.
    „Solange Darrek verletzt ist, fällt er in meinen Zuständigkeitsbereich. Aber sobald es ihm wieder gut geht, kann sie mit ihm machen, was immer sie möchte. Er ist schließlich ein großer Junge.“
    Einar lächelte und dabei bildeten sich Grübchen um seinen Mund. Er war wirklich niedlich, stellte Laney fest und biss sich auf die Zunge.
    „Nun“, begann Einar. „Wie wäre es, wenn ich dich morgen wieder abhole, um dir noch mehr von dem Ort zu zeigen?“
    „Noch mehr? Was gibt es denn da noch? So groß scheint das Dorf ja nicht zu sein.“
    „Nein. Aber ich könnte dir das Labor zeigen. Und die Kapelle. Außerdem gibt es auch sonst im Tal ein paar sehr schöne Plätze, die man sich ansehen kann. Vorausgesetzt natürlich, das Wetter wird besser.“
    „Nun. In Ordnung. Meinetwegen kannst du mich morgen wieder rumführen. Aber jetzt muss ich wirklich schlafen gehen.“
    „Ja, natürlich. Ruh dich aus, Laney. Wir sehen uns dann morgen.“
    Er lächelte wieder, während er rückwärts zur Tür ging, und Laney stellte fest, dass sie sich tatsächlich darauf freute, ihn am nächsten Tag wiederzusehen.

Kapitel 15
Die Versammlung
    Am nächsten Morgen ließ der Schneefall nach, sodass die Warmblüter sich schließlich wieder vor die Tür trauten und anfingen, den Schnee vor ihren Hütten fortzuschieben. Die Kinder tollten in der weißen Pracht herum und behinderten die Erwachsenen bei der Arbeit. Darrek ging es schon wieder so gut, dass er mit dem Arm in der Schlinge herumlaufen konnte.
    „Und? Was hältst du von dem Ort, Prinzessin?“, fragte er Laney, während diese in seinem Zimmer aus dem Fenster sah.
    Laney bekam eine Gänsehaut, als er näher an sie herantrat, aber sie gab sich Mühe, es sich nicht anmerken zu lassen.
    „Es ist winzig“, sagte sie, während sie zusah, wie die Kinder sich gegenseitig mit Schnee bewarfen.
    Laney hatte noch niemals zuvor so viele warmblütige Kinder auf einem Haufen gesehen. Jede ältere Frau schien mindestens drei Kinder zu haben.
    „Und ich finde es unfassbar, dass sie ihre Kinder opfern“, presste sie bitter hervor.
    Darrek hatte ihr noch am Vortag alles erzählt. Nun trat er einen Schritt zurück und wandte den Blick ab. Laney sah ihm an, dass er hin und hergerissen war. Genau wie sie war er in dem Glauben aufgewachsen, dass Kinder das höchste Gut einer Gesellschaft darstellten. Andererseits schien er das Bedürfnis zu haben, seine Leute in Schutz zu nehmen. Denn sie waren seine Leute. Das war Laney inzwischen klar geworden.
    „Wie du weißt, habe ich Johanna einen Handel angeboten“, sagte er. „Sie werden heute darüber entscheiden.“
    Laney nickte. Sie wusste nicht so recht, was sie von dem Angebot halten sollte. Natürlich wäre ihrer Familie jede Hilfe recht, aber was konnte ein Haufen von Aussätzigen schon ausrichten?
    „Sie wären eine große Hilfe“, fügte Darrek hinzu. „Du kannst es noch nicht wissen, aber jeder einzelne Warmblüter in diesem Dorf hat eine besondere Gabe.“
    Skeptisch verschränkte Laney die Arme.
    „Ja, klar. Und ich bin der Weihnachtsmann.“
    „Nein. Du bist die Prinzessin auf der Erbse. Darauf hatten wir uns doch schon geeinigt. Ich meine es ernst, Laney. Einar, Swana, Johanna, der hässliche Haldor, der mich gerettet hat … jeder Einzelne von ihnen hat eine Gabe.“
    „Aber … das ist doch gar nicht möglich. Sie können doch nicht alle von den Ältesten abstammen.“
    „Das tun sie auch nicht, Laney. Ist es dir nie eigenartig erschienen, dass nur die Ältesten und ihre Familie Gaben haben?“
    Laney nickte langsam. Natürlich war ihr das seltsam erschienen. Aber es war schon so lange so, dass sie es nie wirklich infrage gestellt hatte. Sie hatte es einfach als gegeben hingenommen.
    „Ursprünglich hatte jeder Warmblüter eine Gabe“, erklärte Darrek ernst. „Jeder. Aber da die Ältesten die mächtigsten aller Warmblüter sein und bleiben wollten, entschieden sie sich dazu, ihren Anhängern einen anderen Schlaftrunk zu geben als sich selbst und ihrer Familie. Einen Trunk, der ihre Gaben unschädlich machte.“
    Zweifelnd sah Laney Darrek an.
    „Du meinst, die Ältesten haben die Gaben aller ihrer Anhänger durch den Trunk zerstört?“
    „Ganz genau. Das war die Bedingung. Die Vampire

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