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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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mussten die Warmblüter noch sehr viel vorsichtiger sein als zuvor.
    „Zu Ehren von Johannas Bruder werden wir in einer Woche ein großes Fest veranstalten“, rief Haldor über das Gegröle hinweg. „Unser Dorf hat schon so lange keinen guten Grund mehr zum Feiern gehabt und deshalb werden wir es endlich mal wieder richtig krachen lassen.“
    „Yeah“, schrie Einar und drehte sich begeistert zu Laney herum. „Unsere Partys sind der Wahnsinn, Laney. Du wirst es lieben. Ganz bestimmt.“
    Laney versuchte zu lächeln, aber es misslang ihr kläglich. Denn sie fürchtete, dass George bei der Party eine tragende Rolle zukommen würde. Und das würde sie gewiss nicht lieben. Ganz bestimmt nicht.

Kapitel 16
Das Labor
    „Amma“, begann Swana zögerlich und Johanna drehte sich lächelnd zu ihr herum.
    Die junge Frau trug Mady auf dem Arm und wirkte unsicher, wie sie ihre Frage hervorbringen sollte.
    „Was ist los, Elska?“, fragte Johanna. „Möchtest du auch bei den Vorbereitungen helfen?“
    Swana sah hoch zu den Girlanden, die überall im Dorf aufgehängt wurden, und schüttelte den Kopf.
    „Ich wollte nur fragen … Ist es wirklich nötig, dass George ausgeblutet wird?“
    „George? Ach ja. Der Mensch. Du solltest ihn wirklich nicht mit Namen benennen, Swana. Es macht die Sache so viel schwieriger, wenn man die Menschen als Individuen betrachtet.“
    Johanna hatte sich schon vor langer Zeit angewöhnt, sich die Namen der Menschen, die sterben mussten, nicht zu merken. Es war etwas anderes, wenn abzusehen war, dass man sie wieder freilassen würde. Aber das war bei George nicht der Fall. Insofern sollte Swana sich am besten gar nicht erst an ihn gewöhnen.
    „Ist es wirklich notwendig, dass er stirbt?“, versuchte Swana es erneut. „Ich weiß, dass die Kinder enttäuscht wären und dass das Dorf nach frischem Blut verlangt. Aber … würde es nicht genügen, wenn wir ihm ein wenig Blut abzapfen und ihn dann wieder nach Hause zu schicken? Ich meine … er hat Mady gerettet. Ich finde, dafür hat er seine Freiheit verdient.“
    „Elska. Liebling“, sagte Johanna und legte Swana eine Hand an die Wange. „Du hast bereits eine Beziehung zu dem Menschen aufgebaut. Das ist gar nicht gut. Ich rate dir wirklich, dich in den nächsten Tagen von dem Zimmer fernzuhalten. Der Mensch hat deine Tochter nicht gerettet. Deine Mutter war das. Und statt dir Gedanken um die Hauptspeise zu machen, solltest du lieber Viktoria beweinen, so wie ich es jeden Abend tue.“
    Swana wandte den Blick ab. Sie hatte ihre Mutter beweint. Und sie war ihrer Mutter auch von Herzen dankbar für ihr Opfer. Aber Viktoria war nun mal bereits tot und Swanas Tränen würden sie nicht wieder lebendig machen. George hingegen ging es prächtig. Er atmete und redete. Und jedes Mal, wenn sie ihn mit Mady besuchte, strahlte er die Kleine an, als wäre sie das einzige helle Licht in einem tiefschwarzen Raum. Und Mady strahlte zurück, als würde sie ihn schon ewig kennen.
    „Nun schau doch nicht so traurig, meine Kleine“, sagte Johanna mitfühlend. „Wir wollen ihn ja noch nicht bei dieser Party verlieren. Ich möchte ihn den Kindern nach dem nächsten Vollmond zum Geschenk machen, sobald wir den Dämon besiegt haben. Als kleine Entschädigung für all die Todesangst, die sie in den letzten Jahren durchstehen mussten. Sie dürfen sonst nie jemanden beißen. Diesmal wird das anders sein.“
    Swana schluckte. Sie war für gewöhnlich nicht zimperlich. Sie hatte schon häufig frisches Blut getrunken und sich nie um die Menschen geschert, die dabei draufgegangen waren. Aber bei dem Gedanken daran, George den Kindern zu überlassen, wurde ihr übel. Es erschien ihr einfach nicht richtig, nach allem, was er für sie und ihre Tochter getan hatte. Doch weder Johanna noch der Rat schienen dafür Verständnis zu haben.
    „Amma, ich …“
    „Sieht die Stadt nicht einfach wunderbar aus?“, fragte Gandolf dazwischen und legte Swana überschwänglich einen Arm um die Schulter. „Endlich feiern wir Weihnachten.“
    Swana sah den alten Mann verdutzt an. Sie hatten noch nie Weihnachten gefeiert und dafür war es auch noch viel zu früh im Jahr.
    „Ja. Ganz richtig“, bestätigte Johanna. „Wir werden Weihnachten feiern, Gandolf. Also solltest du losziehen und dir schon mal überlegen, was du mir schenkst.“
    Gandolf strahlte Johanna glückselig an.
    „Aber das weiß ich doch schon längst, meine Teuerste. Ich werde dir mein Herz schenken, so wie jedes

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