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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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kein niedliches Hausschwein, sondern eher ein gefährliches, muskelbepacktes Wildschwein. Der Mann war zwar nicht sonderlich groß, aber dafür extrem kräftig. Sein Anblick flößte Laney einen Heidenrespekt ein.
    „Nein“, flüsterte Einar zurück. „Wir haben keinen Anführer. Aber wir vertrauen seinem Urteil, daher wird Haldor fast jedes Jahr wieder in den Rat gewählt.“
    Laney nickte. Sie hatte sich nie für oberflächlich gehalten, aber nun fiel ihr auf, wie verwöhnt sie eigentlich war, was Äußerlichkeiten betraf. Sowohl die Mitglieder ihrer Familie als auch die Kaltblüter des Herrenhauses waren außergewöhnlich schön. Und nun erst unter all diesen fremden Warmblütern wurde ihr klar, dass das absolut keine Selbstverständlichkeit war.
    „Wir haben das Angebot von Darrek durchgesprochen und sind zu einem Urteil gekommen“, rief Haldor mit einer lauten, alles durchdringenden Stimme. „Wir werden den Deal annehmen.“
    Das Dorf brach in Jubelschreie aus, und auch Einar sprang begeistert in die Luft, drehte sich dann herum und fiel Laney um den Hals. Überrascht erwiderte sie die Umarmung.
    „Wahnsinn“, johlte Einar und ließ sie mit geröteten Wangen wieder los. „Dann nimmt dieser Albtraum endlich ein Ende und ich komme mal aus diesem Kaff heraus.“
    „Ruhe“, rief Haldor wieder und wartete, bis die Menge sich beruhigt hatte.
    Als das geschehen war, trat Johanna nach vorne.
    „Die Bedingung für Darreks Hilfe war unsere Unterstützung im Kampf gegen die Ältesten“, erklärte sie laut. „Natürlich können wir nicht alle gehen. Daher bitte ich jeden, der zum Kampf bereit ist, sich freiwillig zu melden. Je mehr es sind, desto besser. Aber Kinder unter vierzehn dürfen sich nicht an den Kämpfen beteiligen.“
    „Ab vierzehn?“, fragte Laney geschockt. „Das ist doch viel zu jung. Bei uns bekommt man erst nach der ersten Schlafphase die Erlaubnis, für die Force zu kämpfen. Und da sind wir bereits über zwanzig.“
    „Je mehr Kämpfer, desto besser, oder nicht?“, fragte Einar achselzuckend. „Besser sie sterben in der Schlacht, als dass der Dämon sie sich holt.“
    Laney schluckte. Diese Art zu denken war ihr so fremd, so zuwider, dass sie sich auf die Zunge beißen musste, um Einar nicht zu beleidigen.
    Ihr Blick suchte nach Darrek, der unweit von Johanna stand. Sein Arm lag immer noch in der Schlinge, aber er hatte es geschafft, sich selber eine Jacke anzuziehen. Nicht mehr lange und er würde den Arm wieder voll bewegen können. Glücklicherweise heilte er schnell.
    „Ich möchte vor all diesen Zeugen deine Bestätigung haben, dass dieser Handel Gültigkeit hat, Darrek“, forderte Johanna. „Egal, was geschieht. Du wirst uns helfen, den Dämon loszuwerden. Und im Gegenzug werden wir dir so viele Dorfbewohner mit in die Schlacht schicken wie möglich.“
    „Einverstanden“, gab Darrek zurück. „Ich nehme diese Vereinbarung an.“
    „Unabhängig von anderen Geschehnissen?“
    Was für Geschehnisse meint sie? , fragte Laney auf ihre stumme Art und zog misstrauisch die Brauen zusammen.
    Darrek zögerte einen Moment und suchte Laney in der Menge. Sein Blick blieb kurz an ihr hängen.
    Ich vermute, sie hat Angst, dass die Ältesten früher als geplant angreifen , gab er zurück. Und zwar bevor der Wilde besiegt ist.
    Nun. Du hast ja ohnehin beschlossen, dass wir beide uns nicht an dem Kampf beteiligen werden. Also ist das eigentlich egal.
    Stimmt. Nur weiß Johanna das nicht.
    Dann sollte das vielleicht besser auch so bleiben.
    Darrek sah wieder Johanna an und achtete darauf, dass seine Miene nichts preisgab.
    „Ich werde euch helfen“, bestätigte er. „Unabhängig von anderen Geschehnissen. Darauf gebe ich euch mein Wort.“
    Abermals brach das gesamte Dorf in Jubelschreie aus und Einar grinste über beide Ohren.
    „Dein Kumpel ist cool“, sagte er.
    Laney lächelte leicht. Das Wort cool wirkte seltsam deplatziert in dieser mittelalterlichen Umgebung, aber Einar hatte bereits erklärt, dass er und die anderen jungen Leute sich immer wieder in den Städten aufhielten und sich dort frisches Blut besorgten. Das war von den erwachsenen Vampiren absolut erwünscht, weil so die Vorräte weniger genutzt wurden. Die einzige Regel war dabei, dass kein Mensch gebissen werden durfte und sie auf keinen Fall Einheimische umbrachten. Island war einfach zu klein, als dass es nicht aufgefallen wäre, wenn immer wieder Menschen verschwanden. Und seitdem der Dämon sein Unwesen trieb,

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