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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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aber wenn das kein Notfall ist, weiß ich auch nicht. Zwanzig Jahre. Verfluchter Mist. Das kann doch nicht wahr sein.“
    „Wir haben im zweiten Jahr jemanden ausgeschickt, um dich zu suchen, Darrek. Aber er ist nie wieder zurückgekommen. Auch der zweite nicht und der dritte ebenso wenig. Irgendwann ging uns auf, dass die Ältesten unsere Boten vermutlich abgefangen hatten. Und ein paar Jahre später warst du schlafen gegangen.“
    Darrek stieß mehrere Flüche in englischer Sprache aus, die Johanna nicht verstehen konnte. Dahinter steckte Akima. Es konnte gar nicht anders sein. Sie musste die Boten abgefangen haben, um sie dann beseitigen zu lassen. In all den Jahren hatte er keinen einzigen der jungen Outlaws zu sehen bekommen.
    „Und danach?“, fragte Darrek grimmig. „Ich bin schon seit Jahren wieder wach. Ihr hättet erneut versuchen können mich aufzusuchen. Ihr …“
    „Wir wollten nicht noch mehr unserer Leute verlieren, Darrek. Der Rat beschloss, dass es sinnlos war, weiterhin darauf zu hoffen, dass uns jemand zur Hilfe kommen würde. Stattdessen hielten wir uns an die Regeln, die der Dämon uns vorgab, und konnten so unser Leben weiterleben.“
    „Ja. Aber zu welchem Preis? Ihr habt ihm eure Kinder geopfert, Johanna. Eure Kinder.“
    „Was hatten wir denn für eine andere Wahl, Darrek?“
    Ja. Was hatten sie für eine Wahl? Fortlaufen? Sich in alle Winde zerstreuen? Die Outlaws waren immer nur als Gemeinschaft stark gewesen. Da sie keinen Zugang zu dem Schlaftrunk hatten, waren sie darauf angewiesen, sich in möglichst hoher Zahl fortzupflanzen, um das Dorf zu erhalten. Das war früher schon so gewesen, aber inzwischen hatte es sich zu einer regelrechten Notwendigkeit entwickelt. Die Kinder waren im wahrsten Sinne des Wortes zur Lebensversicherung des Dorfes geworden. Nicht mehr und nicht weniger. Bei dem Gedanken an all die unschuldigen Kinder, die im Laufe der letzten Jahre dem Dämon überlassen worden waren, drehte sich Darrek der Magen um.
    „Ich weiß, was du denkst, mein Bruder“, sagte Johanna und sah ihn traurig an. „Aber wenn du uns hilfst, wird so etwas nie wieder notwendig sein. Wir würden alles tun, um den Dämon loszuwerden.“
    „Wirklich alles?“
    „Wirklich alles.“
    Darrek schwieg einen Augenblick nachdenklich. Ihm war bereits klar, dass sein ursprünglicher Plan nicht durchführbar war. Er hatte damit gerechnet, dass sein Vater einem seiner Enkel oder Urenkel seine Fähigkeit vermacht hatte, Kaltblüter überall auf der Welt aufzuspüren. Wäre dies der Fall gewesen, dann hätte er mit Laney zusammen nach den beiden gefährlichsten Kaltblütern suchen können, die auf dieser Welt ihr Unwesen trieben.
    So jedoch konnten sie das vergessen. Entweder würden die beiden den Ältesten in die Hände fallen – oder aber auch nicht. Darauf hatte Darrek nun keinen Einfluss mehr. Aber es gab etwas anderes, worauf er durchaus Einfluss hatte.
    „Johanna. Wenn ich bleibe und euch diesen Wilden vom Hals schaffe, werdet ihr euch dann den Dieneraufständen anschließen und gegen die Ältesten kämpfen?“
    Johanna zuckte zusammen.
    „Es würde Verletzte geben.“
    „Viele Verletzte.“
    „Und Tote.“
    „Wahrscheinlich auch das. Möglicherweise würde sogar jeder sterben, der sich dazu entschließt zu helfen. Aber es wäre eure Gelegenheit, euch an den Ältesten zu rächen. Und falls die Aufständischen gewinnen sollten, dann würdet ihr möglicherweise endlich Zugang zu dem Schlaftrunk haben. In jedem Falle wären die übrig gebliebenen Dorfbewohner den Dämon auf immer los.“
    „Ja. Und wenn die Ältesten gewinnen sollten, wäre die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie eine Garde nach Island schicken würden, um den Rest von uns auszulöschen. Da wären wir mit dem Dämon noch besser dran.“
    Darrek zuckte mit den Schultern.
    „Ein Restrisiko besteht immer.“
    Nachdenklich sah Johanna aus dem Fenster.
    „Ich werde den Rat einberufen“, verkündete sie und stand auf. „Aber wie immer der entscheidet … ich freue mich unendlich dich zu sehen, Darrek. Es ist schade, dass dich so traurige Umstände zurückgebracht haben, aber ich freue mich, dass es mir vergönnt ist, dich zu Lebzeiten ein letztes Mal zu sehen. Und ich finde wirklich, das ist ein Grund zum Feiern.“
    Als Laney von dem Ausflug mit Einar zurückkehrte, war sie schon nicht mehr ganz so wütend auf Darrek wie zuvor. Er hatte in jungen Jahren viel Zeit bei den Outlaws verbracht und dadurch vermutlich einige ihrer

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