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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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noch witzig.“
    Wütend sah sie von einem zum nächsten, bis ihr Blick an Einar hängen blieb. Kein Wunder, dass er so schuldbewusst geguckt hatte. Er hatte nicht verhindert, dass sie Menschenblut trank. Und das, obwohl er ganz genau wusste, wie sehr ihr das zuwider war. Vermutlich war auch sowieso nur dieses manipulierte Kunstblut schuld daran, dass sie überhaupt so empfänglich für die Hypnose gewesen war.
    Wütend fuhr sie herum.
    „Laney, warte“, rief Swana ihr hinterher. „Wo willst du denn hin?“
    „Weg“, rief Laney zurück und verschwand zwischen den Häusern.
    Sie hatte für heute eindeutig genug von dieser netten Gesellschaft.
    „Hier bist du“, stellte Einar fest und hockte sich im Schafgehege neben sie.
    Er hatte eine Fackel mitgebracht, die er nun einfach neben sie in einen Schneehaufen steckte. Laney antwortete nicht. Noch immer benebelte der Alkohol ihre Sinne und sie konnte nicht klar denken. Sie kraulte wieder eines der Lämmer und versuchte vergeblich vor Einar zu verbergen, dass sie geweint hatte.
    „Hey“, sagte Einar und nahm ihr das Tier aus den Armen. Sofort lief es zurück zu seiner Mutter. „Alles in Ordnung?“
    „Nichts ist in Ordnung“, gab Laney zurück. „Ich habe soeben Blut getrunken. Und zwar von einem Menschen, der es nicht freiwillig gegeben hat. Einem Menschen, dessen Namen ich kenne und dessen Wunden ich schon verbunden habe. Und den ich mag. Verdammt. Mir ist schon wieder übel.“
    „Laney. Sieh mich an.“
    Unwillig hob Laney den Kopf und folgte seiner Aufforderung. Seine Augen wirkten im Licht der Fackel noch faszinierender und auf einmal verstand sie, warum er als der hübscheste junge Mann des Dorfes galt.
    „Es war nicht deine Schuld“, beharrte Einar. „George wäre dir sicher nicht böse.“
    „Nein. Aber es würde ihm bestimmt auch nicht gefallen.“
    „Du bist zu hart mit dir selber.“
    „Und ihr seid in diesem Falle zu locker, Einar. Ich habe zugelassen, dass ich einen Abend lang alle Konventionen vergesse und einfach nur meinen Spaß habe. Ich habe mit dir und den anderen getanzt, bis meine Füße schmerzten, und so viel aufgeputschtes Blut getrunken, sodass ich kaum noch klar denken kann. Und sieh, wohin mich das gebracht hat. Ich habe mich selbst verraten.“
    „Das stimmt nicht, Laney. Das war es doch, was Iolani dir zeigen wollte. Du hattest keine Kontrolle darüber. Und genau das ist Darrek damals auch passiert. Nur, dass er sich im Gegensatz zu dir noch ganz genau an das, was er getan hat, erinnern kann. Stell dir mal vor, wie schrecklich das gewesen sein muss.“
    Laney schluckte und auf einmal dämmerte es ihr. Einar hatte absolut recht. Wenn sie sich bereits so schrecklich fühlte, nur wegen eines Schlucks Blut … was für Schuldgefühle musste Darrek dann erst haben, weil er seine geliebte Cousine getötet hatte? Welche Albträume mussten ihn nachts quälen und wie schaffte er es überhaupt, mit dieser Schuld zu leben?
    Sie hatte es zwar gewusst, aber trotzdem nicht richtig verstanden. Es war nicht Darreks Schuld gewesen, dass Kara gestorben war. Wenn ihn eine Schuld traf, dann die, dass seine Gabe nicht stark genug war, um die von Akima zu besiegen. Aber das war schon immer so gewesen und hatte nichts mit Kara zu tun gehabt. Und trotzdem hatte sie ihm immer wieder Vorwürfe deswegen gemacht. Warum nur? Auf einmal verstand sie es nicht mehr.
    „Ich muss mit ihm reden“, sagte Laney und stand auf. Aber Einar hielt sie zurück.
    „Warte. Ich … ich wollte dir noch etwas sagen.“
    Laney ließ sich wieder zurücksinken und sah ihn gespannt an.
    „Ich habe mit Swana geredet … über George.“
    „Und?“
    „Nun. Dir ist sicher schon aufgefallen, dass sie ihn sehr mag. Ich kann das zwar nicht verstehen, aber ich muss zugeben, dass er meine Nichte gerettet hat. Und um ehrlich zu sein, gefällt mir der Gedanke auch nicht, dass er noch so lange leiden muss.“
    Laney fühlte, wie ihr Herz vor Aufregung schneller klopfte.
    „Ihr wollt ihm helfen?“, fragte sie aufgeregt.
    „Ja. Das wollen wir. Wir sind es ihm schuldig.“
    „Ihr wollt ihn befreien?“
    „Nun ja …“
    „Oh Einar. Das ist ja wunderbar.“
    Überschwänglich fiel sie ihm um den Hals und drückte ihm einen dicken Schmatzer auf den Mund.
    „Wie kann ich helfen?“, fragte sie. „Ich werde alles tun.“
    „Oh.“ Er grinste. „Nun, wenn das so ist …“
    Er beugte sich vor und gab Laney nun seinerseits einen Kuss. Seine Lippen waren weich und anschmiegsam

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