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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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blickte. Laney glaubte, sich verguckt zu haben. Rixas Beine hatten sich kein Stück bewegt. Aber ihr Oberkörper hatte sich um 360 Grad gedreht. Das war eigentlich anatomisch unmöglich und passierte für gewöhnlich nur in Zeichentrickfilmen oder Comics. Die Ärztin in ihr schrie auf bei der Vorstellung, was das Mädchen mit dieser Vorstellung ihren Gedärmen und ihrer Wirbelsäule antat.
    „Beeindruckt?“, fragte Rixa.
    „Ja. Ja“, erwiderte Laney schnell. „Mach das bloß nie wieder. Ich bekomme allein vom Zusehen schon Schmerzen.“
    Rixa lächelte zufrieden und drehte sich wieder zurück. Sofort stützte Einar sie und Rixa warf ihm einen dankbaren Blick zu, der vielleicht etwas zu lange anhielt. Automatisch kam in Laney die Frage auf, ob Einar und die Kleine wohl etwas miteinander hatten. Zwar schien sie ziemlich jung zu sein, aber das konnte auch täuschen. Und außerdem hatte sie ja bereits gelernt, dass man in diesem Dort sehr offen mit dem Thema Sex umging.
    „Das war wirklich der Wahnsinn“, gab Laney zu. „Gibt es denn auch jemanden von euch, der eine waffenähnliche Gabe hat? Also etwas, das man für den Kampf verwenden kann?“
    Ein athletisches Mädchen, das den ganzen Abend schon mit einem Klappmesser gespielt hatte, stand auf. Sie hatte kurze dunkle Haare und strenge Gesichtszüge. Um genau zu sein, hatte Laney sie im ersten Moment für einen Jungen gehalten.
    „Mein Name ist Freia“, erklärte sie. „Bist du mutig genug, meine Gabe zu testen?“
    Laney schluckte und sah unsicher zu Einar.
    „Wenn du stillhältst, wird sie dich nicht verletzen“, versicherte er ihr. „Sie ist die Beste.“
    Laney nickte.
    „Also gut“, sagte sie.
    Freia lächelte.
    „Wunderbar“, sagte sie. „Dann leg deine Hand auf den Boden und spreiz die Finger.“
    Sofort wurde Laney blass und betrachtete misstrauisch das Messer in Freias Hand.
    „Ich … Zufällig hänge ich sehr an meinen Fingern, also …“
    „Feigling“, schimpfte Iolani. „Soll ich es für dich tun?“
    Laney sah in die Runde und bemerkte schnell, dass sie diese Herausforderung nicht ablehnen konnte, ohne das Gesicht zu verlieren. Daher tat sie wie geheißen und legte ihre Hand mit gespreizten Fingern auf den Boden. Dann schloss sie die Augen und biss sich auf die Lippe.
    Ein Zischen ertönte und dann ein Zack. Sie wartete auf den Schmerz, aber nichts geschah.
    „Ist es vorbei?“, fragte Laney ängstlich und alle begannen zu lachen.
    Dadurch ermutigt öffnete Laney die Augen und ihr Herz setzte einen Moment aus. Nicht ein Messer steckte zwischen ihren Fingern, sondern gleich sechs. Eins innen, eins außen und eins in jeder Lücke zwischen den Fingern. Schnell zog sie ihre Hand weg und wurde dafür ein weiteres Mal ausgelacht.
    „Beeindruckend“, flüsterte Laney erneut.
    „Ach. Das war doch noch gar nichts“, verkündete ein Junge in diesem Moment und erhob sich.
    Er wirkte noch wie ein Kind. Er war sehr klein und schmächtig und hatte so glatte Gesichtszüge, dass man ihn locker für zwölf hätte halten können.
    „Ist er nicht noch etwas jung, um mit hier zu sein?“, flüsterte Laney in Einars Richtung, während der Junge nach etwas hinter sich angelte.
    „Tyr?“, fragte Einar. „Nein.“
    Er lachte.
    „Tyr ist siebzehn. Und jetzt pass auf.“
    Laney wandte sich wieder dem Jungen zu und sah erstaunt, dass dieser Pfeil und Bogen hervorgeholt hatte. Einige der Jungvampire verdrehten die Augen.
    „Was ist denn?“, fragte Laney.
    „Tyr prahlt gerne“, erklärte Einar, als Tyr sich lässig durchs Haar strich und ihr zuzwinkerte.
    Dann zeigte er auf die Stelle, an der jemand einem Baum den Ast abgesägt hatte.
    „Das ist mein Ziel“, verkündete er.
    Gespannt sah Laney ihn an. Das Ziel war zwar nicht sonderlich groß, aber für einen geübten Schützen dürfte es trotzdem kein Problem sein, es zu treffen. Dafür brauchte man auch keine Gabe.
    Doch dann zog Tyr ein Halstuch aus der Tasche und verband sich selbst die Augen. Er hob den Pfeil in die ungefähre Richtung des Baumes und schoss ihn ab. Der Pfeil landete haargenau in der Mitte.
    Doch bevor Laney sich noch darüber wundern konnte, wie das möglich war, holte Tyr weitere Pfeile hervor und drehte sich mit ihnen im Kreis. Er schoss einen Pfeil in jede Himmelsrichtung und einen nach oben in den Sternenhimmel. Er zielte überhaupt nicht und der letzte Pfeil hätte ihm eigentlich früher oder später auf den Kopf fallen müssen. Doch wie durch Zauberhand änderten die

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