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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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gebissen. Verdammt. Sie hatte ihn tatsächlich gebissen. Wer tat denn so etwas? Sie hatte zwar schon vorher von Darrek getrunken, aber nur, weil sie kurz vorm Verbluten gestanden hatte. Das war eine völlig andere Situation gewesen, die noch dazu ziemlich gesittet und ruhig vonstattengegangen war. Aber gestern? Sie hatte Darrek angefallen, als hätte sie vorgehabt, ihn zum Mittagessen zu verspeisen. Und statt sich zu wehren, hatte er sie auch noch darin unterstützt.
    Laney vergrub das Gesicht in ihren Händen. Sie würde Einar den Hals umdrehen, wenn sie ihn das nächste Mal sah. Was hatte er ihr bloß gegeben? Und warum war sie bei Einar so zögerlich gewesen und hatte sich bei Darrek dann überhaupt nicht mehr kontrollieren können? Und warum war sie so verletzt, weil er sie im Rausch mit ihrer Mutter verwechselt hatte? Verdammt. Hätte er nicht Karas Namen genannt, dann hätte sie sich ihm wahrscheinlich völlig bereitwillig hingegeben. Alle Angst vor Schwangerschaft und Reue, die sie bei Einar empfunden hatte, waren bei Darrek verblasst im Vergleich mit der Lust, die es ihr bereitete, in seinen Armen zu liegen.
    „Mist“, murmelte Laney und schwang die Beine aus dem Bett.
    Draußen war es schon lange hell, aber das Sonnenlicht machte sie nicht wie gewöhnlich wach, sondern verursachte ihr Kopfschmerzen. Als sie Schritte auf dem Flur hörte, kam es ihr so vor, als würde eine ganze Elefantenherde die Treppe hinauftrampeln. Ihr Kopf pochte und sie drückte verzweifelt einen Finger gegen die Schläfe, während sie versuchte sich anzuziehen. Sie würde Einar umbringen, sobald sie ihn in die Finger bekam. Ganz klar. Sie würde ihn umbringen.
    George spielte gerade mit Mady, als Einar und Swana hereinkamen. Die beiden wirkten erschöpft, sahen aber gleichzeitig zu allem entschlossen aus. Offenbar hatten sie am Vortag lange gefeiert und wollten die Stille des Vormittags nutzen, um mit ihm zu reden. Mady gurrte vergnügt, als er vor ihren Augen Grimassen zog.
    Einar räusperte sich und George wandte den beiden jungen Vampiren missmutig den Blick zu. Es brachte wohl nichts, das Unvermeidliche noch weiter hinauszuzögern.
    „Seid ihr hier, um mich zu erlösen, oder um das Baby abzuholen?“, fragte er und war sehr stolz auf sich, weil seine Stimme dabei nicht brach.
    Swana brach in Tränen aus, aber Einar hielt den Kopf hoch erhoben.
    „Beides“, sagte er und schloss demonstrativ die Tür.
    Laney hatte noch nie in ihrem Leben Aspirin genommen. Sie wusste nur aus der Theorie, dass dieses Medikament bei Vampiren überhaupt wirkte. Alexander, der Anführer der freien Diener, hatte ihr versichert, sein ehemaliger Herr habe in regelmäßigen Abständen Aspirin gebraucht. Anscheinend hatte er trotz des Verbotes der Ältesten immer wieder Drogen konsumiert und daher auf diese Hilfsmittel zurückgegriffen.
    Laney schämte sich. Unter normalen Umständen wäre sie nie auf die Idee gekommen, von Menschen hergestellte Medikamente zu verwenden. Aber sie hatte auch noch nie zuvor mit ähnlichen Schmerzen zu kämpfen gehabt. Sie schluckte eine Tablette und trat dann hinaus auf den Flur. Sofort fiel ihr auf, dass Georges Zimmertür geschlossen war. Eigenartig. Sie war eigentlich davon ausgegangen, dass er Besuch von Swana bekommen hatte, und wenn sie bei ihm war, ließ sie die Tür für gewöhnlich offen stehen. Wenn die Türe zu war, hatte das vermutlich etwas zu bedeuten. Und Laneys Instinkt sagte ihr, dass es nichts Gutes war.
    „Swana, nun wein doch nicht“, ertönte Einars Stimme von drinnen. „Wir hatten doch gemeinsam beschlossen, dass es so das Beste wäre.“
    Ohne zu überlegen, stürmte Laney zu dem Zimmer und hämmerte gegen die Tür.
    „Einar“, rief sie. „Lass mich sofort rein oder ich schreie das ganze Dorf zusammen.“
    Sofort wurde die Tür geöffnet und Einar zog sie nach drinnen. Er wirkte alles andere als begeistert sie zu sehen und schloss die Tür sofort wieder hinter ihr. Laney sah sich um. Sie erblickte George, der mit betrübtem Gesichtsausdruck auf dem Bett saß, und Swana, die weinend seine Hand hielt und gleichzeitig Mady an sich drückte. Hier war etwas Wichtiges im Gange. Aber das war Laney in diesem Moment egal. Sie packte Einar, warf ihn zu Boden und stellte einen Fuß auf seine Brust.
    „Was fällt dir ein, mich unter Drogen zu setzen“, fauchte sie. „Und wag es ja nicht, das abzustreiten. Was war dieses Zeug in dem Blut? Verdammt. Ist dir klar, dass ich gestern fast den größten Fehler

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