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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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nicht mehr in Island sein. Und wo sie danach hingegangen waren, wusste er selbst nicht.
    „In Ordnung“, sagte William schließlich. „Binde mich los.“
    „Was meinst du damit, er ist nicht hier?“, kreischte Liliana und funkelte Raika wütend an.
    „Darrek ist nicht hier“, wiederholte Raika ernst. „Er ist nicht hier bedeutet, er ist nicht hier. Nicht da. Nicht anwesend. Nicht in der Nähe. Wie soll ich es sonst ausdrücken?“
    „Aber … Das ist unmöglich.“
    „Warum? Weil William behauptet hat, er wäre hier?“
    Skeptisch sah sie Liliana an.
    „Bist du dir auch wirklich, wirklich sicher?“, hakte Liliana nach. „Immerhin kann Darrek deine Gabe manipulieren. Als Jason vor Jahren Kara entführt hat, hast du auch nichts davon mitbekommen.“
    „Was glaubst du denn, warum ich mir so viel Zeit genommen habe?“, fragte Raika beleidigt. „Wenn Darrek nicht auf meine Gabe vorbereitet ist, dann kann er sie nicht völlig abschotten. Er kann sich doch nicht auf alle Gaben gleichzeitig konzentrieren. Das geht nicht. Also, um deine Frage zu beantworten: Ja, ich bin mir wirklich sicher.“
    Lilianas Gesicht lief dunkelrot an und sie schnaufte regelrecht vor Wut. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und sie stürzte aus dem Zelt. Doch als sie beim Baum ankam, war William nicht zu sehen. Wutentbrannt begann sie den Stamm abzutasten.
    „Dich unsichtbar zu machen, wird dich auch nicht retten“, schrie Liliana. „Wo bist du verdammt noch mal?“
    Sie tastete weiter den Baumstamm entlang und wurde immer aufgebrachter.
    „Das könnt ihr euch auch sparen, Herrin“, erklärte Annick, die nervös neben ihrem Bruder hockte. „Er ist nicht mehr da.“
    Liliana stieß ein nervöses Lachen aus und schlug Annick dann mitten ins Gesicht. Gleichzeitig mit Alain stöhnte sie auf. Aber bevor Liliana noch einmal zuschlagen konnte, hatte Raika sich dazwischen gestellt.
    „Hör auf mit dem Unfug, Liliana“, schalt sie die jüngere Frau. „Das bringt doch nichts.“
    „Aber sie hat uns verraten“, kreischte Liliana aufgebracht. „Sie hat …“
    „Ich weiß, wo Darrek ist“, beeilte Annick sich zu sagen. „Ich weiß, wo er ist. Das verspreche ich.“
    Erstaunt sahen die beiden Warmblüterinnen Annick an. Raika beugte sich zu ihr hinunter.
    „Woher weißt du das, Dienerin?“
    „Von William. Ich habe ihn nur freigelassen, weil er mir versprochen hat, die Wahrheit zu sagen.“
    „Pah.“ Liliana spuckte auf den Boden. „Als ob er dir die Wahrheit sagen würde. Er weiß doch, dass du sie mir weiter erzählst.“
    „Aber vielleicht war sein Wunsch nach Freiheit stärker als seine Loyalität“, schlug Raika vor. „Was hat er denn gesagt, wo Darrek ist?“
    Annick sah zu Alain hinüber, als müsste sie sich seiner Zustimmung versichern.
    „Darrek wollte nach Island“, erklärte sie. „Zu den Outlaws. So hat William es gesagt. Das schwöre ich.“
    Raika nickte und richtete sich wieder auf.
    „Na, das ergibt zumindest einen Sinn“, sagte sie und wandte sich dem Zelt zu.
    „Warte“, rief Liliana ihr hinterher. „Was hast du denn jetzt vor?“
    „Packen. Was denkst du denn? In Island ist es kalt.“
    Entnervt betrachtete Alexander seine Gefährtin, die hektisch zwischen zwei Zelten hin und herlief und Kleidungsstücke hin und hertrug. Das ging nun schon seit fast einer Stunde so.
    „Gadha“, sagte er. „Was treibst du da?“
    „Ich ziehe um“, verkündete sie ungehalten. „Das sieht man doch.“
    „Und warum, wenn man fragen darf?“
    Gadha hielt inne und sah sich nach Alexander um. Dem Mann, der es seit Jahren schaffte, die Aufständischen im Zaun zu halten, und in den sie sich vom ersten Moment an verliebt hatte.
    „Du beachtest mich kaum noch“, erklärte Gadha traurig. „Ich dachte, es wäre gar nicht möglich, soviel Gleichgültigkeit gegenüber einer Person zu zeigen, mit der man verbunden ist. Aber offensichtlich gelingt es dir. Verdammt, Alexander. Ich versuche ja wirklich zu verstehen, warum dein Gefolge dir so am Herzen liegt. Aber ich halte es einfach nicht aus, dass du mir so viel weniger Aufmerksamkeit schenkst als ihnen. Ich bin unglücklich. Das musst du doch spüren. Ich bekomme es schließlich auch jedes Mal mit, wenn du bei einem Übungskampf einen Tritt abkriegst.“
    Nachdenklich trat Alexander näher. Es stimmte wirklich. Er hatte Gadha vernachlässigt. Aber doch nur, weil sie kurz vor einem Krieg standen. Als Anführer war es selbstverständlich, dass er den Großteil der

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