Die Entscheidung
wann ist er jetzt hier? Seit zwei Wochen? Dann lösch mindestens einen Monat aus seinem Gedächtnis. Was hast du vor einem Monat gemacht, George?“
„Da war ich noch zu Hause in Irland“, gab er schulterzuckend zurück. „Ich bin wie gewöhnlich arbeiten gegangen. Ach ja. Und irgendwann in der Zeit hatte ich auch einen Zahnarzttermin, weil ich schreckliche Zahnschmerzen hatte.“
„Perfekt“, sagte Laney. „Tu es, Einar. Wenn es funktioniert, dann kannst du morgen sein Gedächtnis wieder herstellen und wir bringen George in ein paar Tagen von hier weg.“
Langsam kam wieder Leben in Georges Blick. Aber er blieb misstrauisch und beobachtete Einar nur aus den Augenwinkeln. Er wusste, dass alles von diesem jungen Mann abhing. Denn Swana wäre bereit gewesen alles zu tun, um ihm zu helfen. Genau wie Laney, stellte er nun fest.
„Ich … Und wenn es nicht funktioniert?“, fragte Einar.
„Dann verspreche ich, dass ich George bei seinem nächsten Selbstmordversuch nicht mehr retten werde. Aber ihr seid es ihm schuldig, wenigstens zu versuchen ihm zu helfen.“
Einar zog die Augenbrauen zusammen.
„Dir ist klar, dass der Rat uns alle bestrafen wird, falls das herauskommt. Und wenn George verschwindet, dann können wir das nicht so einfach vertuschen wie den Selbstmord.“
Laney zuckte mit den Schultern.
„Die Striemen auf dem Rücken nehme ich in Kauf“, sagte sie leichthin.
Sie war zwar noch nie körperlich gezüchtigt worden, aber sie ging davon aus, dass die Dorfbewohner sich gar nicht trauen würden, sie allzu ruppig zu behandeln, weil sie auf Darreks Hilfe mit dem Wilden angewiesen waren.
„Jetzt sag mir nicht, dass du Angst vor den Schmerzen hast.“
Einar sah Laney böse an und straffte das Kinn.
„Einverstanden“, sagte er dann und reichte Laney die Hand. „Frieden?“
„Frieden“, gab sie zurück und ergriff seine Hand.
Als Johanna hinunter in das Wohnzimmer kam war sie sehr überrascht, auf dem Sofa Darrek vorzufinden. Er war am Vortag nicht wieder zurück zum Feuer gekommen, nachdem er losgezogen war, um Laney zu suchen. Johanna hatte vermutet, dass die beiden letztendlich gemeinsam im Bett gelandet waren. Aber offenbar hatte sie sich da geirrt. Darrek war und blieb wohl ein Einzelkämpfer, der nirgendwo hingehörte.
„Guten Morgen, Darrek“, sagte Johanna und setzte sich in den Sessel neben ihrem Bruder. „Hattest du heute keine Lust auf dein gemütliches Bett?“
Unwillig öffnete Darrek die Augen und stöhnte. Er hätte nach Laneys Abgang nicht mehr so viel manipuliertes Kunstblut in sich hineinschütten sollen. Sein Kopf dröhnte und es dauerte einen Augenblick, bis er sich wieder erinnern konnte, was am Vortag geschehen war. Als es ihm endlich einfiel, verspürte er erst recht das Bedürfnis, Johanna zum Teufel zu jagen.
Aber sie war seine Schwester und er wusste nicht, ob er sie nach diesem Besuch jemals wiedersehen würde.
„Kein guter Morgen, Systir“, widersprach er. „Ganz und gar kein guter Morgen.“
„Ich vermute, dann brauche ich dich gar nicht fragen, ob du Laney gestern gefunden hast. Ich vermute, sie war mit Einar zusammen.“
Darreks Kopf schoss nach oben und Hass sprühte aus seinen Augen. Johanna lächelte leicht.
„Eifersucht sieht dir gar nicht ähnlich“, sagte sie. „Ich dachte immer, diese Gefühle kennst du nur in Bezug auf Kara.“
Darrek zuckte zusammen. Kara. Sie war es, an die er gedacht hatte, als er Laney in den Armen gehalten hatte. Aber er hatte nicht an Kara gedacht, als er Laney mit Einar gesehen hatte oder als er sie gegen die Hauswand gedrängt hatte, um sie zu küssen. Er begehrte Laney. Das war eindeutig. Er hatte nur einen einzigen Augenblick Realität mit Wunschtraum verwechselt.
Und es irritierte Darrek zutiefst, dass er trotz des aufreibenden Vorfalls in dieser Nacht nicht von Kara geträumt hatte.
„Sie entgleitet mir“, stellte Darrek fest. „Je mehr Zeit ich mit Laney verbringe, desto mehr entgleitet Kara mir. Und ich weiß noch nicht, ob ich das gut finde.“
„Nun. Dann musst du wohl einen Weg finden, um das herauszufinden“, riet Johanna ihm. „Aber lass dir eins gesagt sein. Ein echtes Mädchen wie Laney ist auf jeden Fall besser als das Trugbild deiner verstorbenen Cousine. Vielleicht wird es einfach Zeit, der Realität ins Gesicht zu sehen.“
Mit diesen Worten erhob sich Johanna und ging dann nach draußen, um ihre täglichen Pflichten zu erledigen.
Kapitel 23
Verrat?
William hasste es, gefangen zu
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