Die Epidemie - Teil 1
gedankenverloren in mich auf, sondern dachte beim jeden Bissen darüber nach, wie wertvoll jeder Schluck und jeder Bissen für mich war. Ich schätzte die Nahrung und war dankbar für alles, was ich in meinen Mund bekam. Es gab nun nichts, was mir nicht schmeckte. Ich musste mich damit zufrieden geben, was ich hatte.
Es war Vollmond als ich aus dem Kiosk in das Freie hinaustrat. Das weiße Licht erhellte die Straßen. Zwar konnte man mich dadurch schneller erkennen, dafür hatte auch ich eine bessere Aussicht auf das, was mich erwartete.
Ich hatte mich nicht geirrt als ich sagte, dass sich die Infizierten in der unmittelbaren Umgebung befinden mussten. Etwa zweihundert Meter von meinem Versteck hörte ich die gequälten Stimmen noch deutlicher. Meine Sicht wurde von einem breiten Massivbau verdeckt, doch ich wusste genau, dass sie sich auf der gegenüberliegenden Seite befanden.
Ihnen in die Klauen hineinzulaufen, war zu riskant. Ich begab mich auf die andere Seite der Straße und umrundete die dort stehenden Häuser. Hinter einer Hausecke bezog ich meine Position und warf den ersten, raschen Blick hinter die Wand.
Mir stockte bei dem Schauspiel, das sich meinen Augen bot, der Atem!
Die Radiostation war ein etwa vier Stockwerke großes Betongebäude. Vor dem Eingangsbereich befand sich eine Parkfläche, die die Größe eines Fußballstadions hatte.
Jetzt ähnelte das Gelände einem Ameisenhaufen. Ich konnte keinen Quadratzentimeter ausmachen, der nicht von einer Person besetzt war. Die Bestien waren überall und bedeckten mit ihrer Anwesenheit die gesamte Umgebung.
Das Schätzen gehörte noch nie zu meinen Stärken, aber ich war mir sicher, dass es sich um mehrere hundert Infizierter handeln musste. Alte, verkrüppelte, verletzte aber auch junge Menschen standen rund um das Gebäude verteilt und vermittelten den Eindruck, als ob sie auf den Einlass warteten.
Viele von ihnen standen nur reglos da und wurden von dem Gedränge der Massen von einer Stelle zur anderen geschoben. Doch die meisten richteten ihre Blicke in Richtung des Gebäudes, streckten gierig ihre Hände danach aus und stöhnten aus vollem Hals. Ich befand mich hinter ihrem Rücken und konnte nur hoffen, nicht von ihnen entdeckt zu werden.
Auf der obersten Etage des Gebäudes brannte Licht. Zwei Fenster wurden dadurch erleuchtet und boten Einblick in das Innere. Auch wenn durch den Höhenunterschied die Sichtverhältnisse eingeschränkt waren, konnte ich ab und an einen Umriss eines vorbeihuschenden Menschen erkennen.
Es musste sich um die Armen handeln, die den Radiospruch gesendet hatten. Anscheinend war es ihnen gleich, ob das brennende Licht jemanden anzog. Warum hätten sie es auch ausmachen sollen? Sie waren bereits von einer Armee von fleischfressenden Menschen – wenn man sie noch so nennen konnte - umzingelt und saßen in einer Falle.
Ich sah keine direkte Möglichkeit, in das Gebäude zu gelangen, ohne mein eigenes Leben dabei in Gefahr zu bringen.
Die Schatten gingen in gemächlichen Schritten im Zimmer umher, blieben manchmal für einen Augenblick am Fenster stehen und verschwanden erneut hinter der Fassade. Aus der Entfernung war es mir nicht möglich zu erkennen, um wen es sich dabei genau handelte. Lediglich von den breiten Umrissen des Körpers konnte ich darauf schließen, dass es sich um einen Mann handeln musste.
Ich verweilte mehrere Minuten in dieser Position und beobachtete die Umgebung gründlich. Anschließend zog ich meinen Kopf wieder hinter die Hauswand und ging innerlich alle Möglichkeiten durch, die mir zur Verfügung standen, doch keine davon war vielversprechend.
Ich nahm die Taschenlampe heraus und spähte erneut hinter die Ecke. Der Umriss des Mannes bewegte sich weiterhin quer durch den Raum.
Als er sich erneut zum Fenster begab, fasste ich meinen ganzen Mut zusammen, richtete die Lampe nach oben und drückte auf den Einschaltknopf.
Der Lichtstrahl erleuchtete die Ecke des Hauses, hinter dem ich mich versteckt hielt und vergrößerte mein Signal zusätzlich.
Die Reaktion des Mannes ließ nicht lange auf sich warten. Er kam näher zum Fenster und blieb länger als gewöhnlich davor stehen. Danach fuchtelte er wild mit den Händen und zwei weitere Schatten kamen an seine Seite.
Ich bewegte die Taschenlampe hin und her, um die Signalwirkung zu vergrößern. Als ich mir sicher sein konnte, dass sie mich entdeckt hatten, schaltete ich die Lampe aus und versteckte mich erneut.
Der erste Schritt war viel
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