Die Epidemie - Teil 1
einfacher als gedacht. Außer dem Radio besaß ich keine Kommunikationsmöglichkeiten und trotzdem war es mir gelungen, sie auf mich aufmerksam zu machen.
Da mir ihre Lage nun bekannt war, bezweifelte ich, ob ich ihnen überhaupt helfen konnte. Aber auch sie konnten sich nun etwas einfallen lassen. Immerhin wussten sie, dass ihre Botschaft nicht unerhört blieb und sie mit Unterstützung rechnen konnten.
Mein Adrenalinspiegel war wieder auf dem Höhepunkt. Mein Herzschlag wurde schneller und ich schwitzte, was mir aber nichts ausmachte.
Nach einer kurzen Pause streckte ich erneut meinen Kopf um die Ecke und schaute zum Obergeschoss. Dort herrschte ein reges Kommen und Gehen. Die dunklen Umrisse rannten hin und her, blieben am Fenster stehen, verweilten auf der gleichen Stelle und gingen wieder weg. Meine Leuchtaktion hatte sie wohl in Aufregung versetzt. Mit dieser Reaktion hatte ich nicht gerechnet.
Als ich meinen Blick wieder den Belagerern zuwandte, ergriff auch mich die Panik. Der Platz war vom hellen Mondschein etwas erleuchtet und präsentierte mir das heillose Treiben. Was mich verängstigte, war aber nicht die Masse, die sich rund um das Gebäude verteilt hatte, sondern lediglich eine Person.
Es war ein junger Mann. Soweit ich es in den Lichtverhältnissen einschätzen konnte, lag sein Alter bei Anfang zwanzig.
Als ich zum ersten Mal hinausspähte, befand er sich am Rande des Parkplatzes. Jetzt ging er langsam aber zielstrebig in meine Richtung. Seine Arme hatte er weit von sich ausgebreitet. Wie ein Hund, versuchte er seine Umgebung mit der Nase zu beschnüffeln. Das, wonach er suchte, war ich!
Ich war mir nicht sicher, was mich verraten und ihn auf mich aufmerksam gemacht hatte, doch ich konnte stark davon ausgehen, dass die Taschenlampe schuld daran war. Es trennten ihn nur wenige Schritte von meinem Versteck. Hätte ich nicht erneut hinausgeschaut, dann wäre er urplötzlich auf meiner Seite des Hauses aufgetaucht und hätte mich überrascht. Das wäre mein sicherer Untergang gewesen.
Da ich nun einen Vorteil hatte, wollte ich ihn nutzen und mich unbemerkt aus dem Staub machen. Die Taschenlampe wanderte in die Hosentasche. Meine Pistole war feuerbereit, doch ich musste es mir zwei Mal überlegen, ob ich davon Gebrauch machte. Der laute Knall hätte eine noch anziehendere Wirkung auf die Meute. Ich musste zusehen, wie ich hier wegkam.
Immer darauf bedacht keine Laute zu verursachen, rannte ich nah an den Hauswänden entlang. Somit erhoffte ich mir einen zusätzlichen Sichtschutz durch die Verschattung. Der Schein des Vollmondes konnte mir aber zum Verhängnis werden.
Doch schlussendlich waren meine Bemühungen umsonst, denn hinter mir erklang die Stimme meines Verfolgers.
Ich warf einen Blick über die Schulter und sah, wie er gemütlich um die Ecke kam. Er erkannte mich sofort und sein Jagdfieber, das von dem Hunger getrieben wurde, flammte auf.
Er gehörte genau zu der Sorte, der ich auf gar keinen Fall begegnen wollte. Er war jung, stark und trug keine ersichtlichen Verletzungen am Körper, die ihn schwächten oder gar verlangsamten.
Als wäre der Teufel persönlich hinter mir her, rannte ich so schnell wie ich konnte. Die Furcht vor dem Feind im meinem Nacken beflügelten mich, so dass ich dabei keine Müdigkeit verspürte. Ich rannte im wahrsten Sinne des Wortes um mein Leben.
Der hungrige Verfolger hatte nicht weniger Ambitionen und wollte mich um jeden Preis haben. Die Aussicht auf eine bevorstehende Mahlzeit verlieh ihm zusätzliche Kräfte.
Egal wie stark ich mich anstrengte, mir gelang es nicht, ihn auch nur einen Stück abzuhängen. Im Gegenteil. Der Abstand zwischen uns verkürzte sich mit jeder Sekunde.
Ich bog in schmale Gassen ein, sprang über umherliegende Mülltonen und geparkte Autos, doch der Infizierte ließ nicht locker und klebte mir weiterhin an den Fersen.
Mehrere kalte Tropfen fielen auf mein Gesicht und kühlte es etwas ab. Ich konnte nicht sagen, ob es ein Fluch oder ein Segen war, aber nach mehreren Sekunden rieselten die Tropfen noch stärker und entwickelten sich zu einem Schauer.
Sogleich verdampften sie auf dem durch die Sonne aufgewärmten Asphalt und verwandelten sich zu einem lauwarmen, schwülen Nebel. Die stickige Luft machte die Flucht noch anstrengender. Nicht nur die Umgebung um mich herum schien wie benebelt zu sein, sondern auch mein Verstand.
Als ich die nächste Kurve nehmen wollte, rutschte mein rechter Fuß auf einem Glassplitter aus. Obwohl
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