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Die Epidemie - Teil 1

Die Epidemie - Teil 1

Titel: Die Epidemie - Teil 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Fleming
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wem ich überhaupt noch vertrauen konnte. Ausgehungerte und verzweifelte Menschen konnten für mich durchaus noch gefährlicher sein als diejenigen, die sich einfach nur am meinem Fleisch satt fressen wollten.
    Der von mir erschossene Soldat befand sich immer noch an der gleichen Stelle. Nur der üble Geruch, der im Wohnzimmer schwebte, verriet, dass es sich um einen Leichnam handelte, der seit mehreren Tagen verweste.
    Als ich im Hausflur stand, hielt ich für einen Moment inne und atmete tief durch. Der Rucksack, ein ausgesprochen glücklicher Fund, saß sehr bequem auf meinem Rücken. Das gesamte, noch übrig gebliebene Proviant sowie alle Gegenstände, die ich für brauchbar hielt, fanden einen Platz darin.
    Die Riemen hatte ich um meinen Körper geschnallt, dadurch war auch beim Laufen ein sicherer Halt garantiert. Und mit Laufen musste ich rechnen. Es war so sicher wie das Amen in der Kirche.
    Die Morgensonne schien über die Wohnstraße und erhellte manche Fenster in der gegenüberliegenden Seite. Durch die Fenster, die nicht mit Vorhängen verdeckt waren, konnte man sogar die Inneneinrichtung erkennen. Bewegungen oder gar Personen sah ich jedoch keine.
    Ich schaute aus meiner noch sicheren Position die Straße entlang. Auch da konnte ich keine verdächtigen Bewegungen ausmachen, was mich zunehmend beruhigte und mir neuen Mut für mein gefährliches Vorhaben schenkte.
    Das Kalaschnikow-Gewehr hängte ich mir über die Schulter. Es ständig in den Händen zu tragen, wollte ich mir nicht antun. Sollte es dazu kommen, dass ich flüchten musste, so hätte es mich sicherlich gestört.
    Um mich bei einem Angriff zu verteidigen, behielt ich die geladene Pistole in meiner rechten Hand. Sie war handlicher und bot mir genau so viel Sicherheit wie das Gewehr.
    Mein Weg führte mich nun in die entgegengesetzte Richtung, aus der ich gekommen war. Somit entfernte ich mich mehr und mehr von der Stadtmitte.
    Nach circa einer Stunde machte ich eine Pause und setzte mich in den Schatten einer Hausecke. Sie bot mir nicht nur den Schutz vor den heißen Sonnenstrahlen, sondern auch vor fremden, mir feindlich gesinnten Augen.
    Die erste Wanderetappe verlief reibungslos und viel ungefährlicher als ich es mir vorgestellt hatte. Dies konnte aber auch mit der Tatsache zusammenhängen, dass sich alle Infizierten aus der näheren Umgebung sicherlich zur Radiostation begeben hatten, um sie zu belagern.
    Was mein Vorteil war, musste den Gefangenen in der Station bald zum Verhängnis werden.
    Den genauen Weg kannte ich nicht. Aber die Spuren der Infizierten waren kaum zu übersehen. Selbst ein blinder Mensch musste lediglich seiner Nase und den üblen Gerüchen folgen, die ihren Ursprung in den eiternden Wunden der armen Geschöpfe hatten.
    Der Asphalt war übersät mit Blutspuren und kleineren Blutlachen, die die Gehunfähigen hinter sich herzogen. Keine einzige Mülltonne, die an den Straßenlaternen befestigt waren, befand sich auf ihrem ursprünglichen Platz. Diese lagen wild verstreut herum und entleerten ihren Inhalt auf die Straßenoberfläche.
    Mein gesamter Rücken war durchgeschwitzt. Der Rucksack und das Gewehr waren schwerer als ich mir vorgestellt hatte. Da ich keine schwere Arbeit gewohnt war, setzte mir diese Last umso stärker zu.
    Durch den enormen Flüssigkeitsverlust verstärkte sich auch mein Durst. Ich gönnte mir mehrere Schlucke aus einem der Wasserfläschchen und steckte sie zurück in die Seitentasche. Das Wasser musste ich mir besonders gut aufteilen, um früher oder später nicht an Dehydrierung zu scheitern. Die kleinen Glasflaschen mussten als erstes verbraucht werden. Sie waren schwerer und ihr Gewicht belastete mich dadurch zusätzlich.
    Ich drehte den Lautstärkeregler des Radios auf das Minimum und schaltete es erneut auf der gleichen Frequenz wie an dem Vorabend ein. Es war keine Menschenstimme hörbar. Anscheinend wurde die Sendung nicht aufgenommen, um sie in einer Endlosschleife durchlaufen zu lassen. Der Sprecher sendete seine Botschaft also tatsächlich immer persönlich ab. Meiner Ansicht nach war das nicht die beste Möglichkeit, um auf sich aufmerksam zu machen. Eine Dauerschleife erhöhte die Chance von anderen Überlebenden zu jedem Zeitpunkt des Tages gehört zu werden.
    Dass ich das Radio gefunden und die Sendung im richtigen Augenblick mitbekommen hatte, musste wohl ein Zeichen gewesen sein. Ob es sich dabei um ein positives oder negatives Zeichen handelte, würde die Zukunft zeigen.
    Ich

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