Die Epidemie - Teil 1
Äußerliche schließen müssen, dann wäre mein Urteil hart gewesen. Für mich hörte er sich wie ein übergewichtiger Mann im hohen Alter an.
>Jeder, der diese Nachricht hören kann, soll wissen, dass er nicht alleine ist. Ich gehöre zu einer Gruppe Überlebender, die versuchen, sich gegen die Ungeheuer da draußen zu verteidigen. Gestern waren wir zwölf Personen. Heute sind nur noch sechs von uns übrig geblieben.
Der „Radiosender Moskau“ dient uns als Unterschlupf. Wir haben etwas zu Essen und mehrere Kisten mit Wasser. Unserer Gruppe gehören auch vier Soldaten an. Besser gesagt zwei, seit gestern.
Gestern Nacht wurden wir von einer Meute überrascht und mussten uns verteidigen. Dadurch wurde anscheinend die halbe Stadt auf uns aufmerksam. Unsere Schüsse haben sie angelockt. Wir sitzen in der Falle!
Jeder ist bei uns willkommen. In dieser schweren Zeit müssen wir alle an einem Strang ziehen. Doch seid gewarnt. Wir sind umzingelt!
Wenn da draußen jemand ist, der diese Nachricht hören kann. Bitte helft uns! <
Nun hat sich auch meine Frage nach den Schüssen in der gestrigen Nacht geklärt. Auch wusste ich jetzt, weshalb und vor allem wohin die Massen gestern strömten.
Im Vergleich zu den anderen Überlebenden schien meine Lage positiver zu sein.
Der Sprecher wiederholte seine Sätze immer und immer wieder. Ein paar kleine Veränderungen verrieten mir, dass es sich nicht um eine aufgenommene Schleife handelte, sondern die Botschaft live gesendet wurde.
Ich schaltete das Radio aus und öffnete das Fenster erneut, um vor dem Schlafengehen den Innenraum erneut zu lüften. Tödliche Stille beherrschte die Nacht. Nicht einmal Vogelgezwitscher war zu hören, obwohl es die beste Jahreszeit für die kleinen Sperlinge war.
Die Radioansprache beschäftigte mich fast den gesamten restlichen Abend. Der Mann am anderen Ende der Leitung hatte Recht. Die Menschen, die noch nicht von der Seuche betroffen waren, mussten sich zusammenschließen.
Gegen Mitternacht erklangen erneut die Salven. Durch das offene Fenster hörten sich die Schüsse noch lauter und bedrohlicher an als in der Nacht zuvor. Die Schießerei war nicht weit von meinem Standort entfernt.
Bis zum morgigen Tag musste ich eine Entscheidung treffen. Entweder bleibe ich weiterhin in meinem Versteck sitzen und warte wie ein Narr darauf, entdeckt und von den Infizierten angegriffen zu werden oder bis mein Proviant aufgebraucht wird. Oder aber ich gebe mir einen Ruck und breche zu der Gruppe auf und versuche mit allen Mitteln bis zu ihrem Sitz vorzudringen, ohne dabei von der Meute zerfetzt zu werden.
Tag 3 - Der Ausflug
M ein Gewissen spielte bei meiner Entscheidung eine große Rolle. Mein Entschluss stand nun fest und ich beschloss, meine sichere Unterkunft aufzugeben und mich auf die Suche nach der Radiostation zu machen.
Es mag vielleicht nicht die klügste Entscheidung meines Lebens gewesen sein, aber sie war alles andere als egoistisch.
Nach einem gründlichen und entspannten Frühstück - denn es konnte auch mein letztes Frühstück sein - das nicht aus rohem Menschenfleisch bestand, inspizierte ich alle meine Waffen.
Das AK-Gewehr hatte insgesamt sechzig Schuss. Im Magazin der Pistole steckten nur noch neun Patronen. Bei präzisen Schüssen konnte ich also neunundsechzig Angreifer zur Strecke bringen. Viel zu wenig, wenn ich mir vor Augen führe, wie viele von ihnen in den letzten zwei Tagen an dem Haus vorbeigelaufen waren.
Seit dem heutigen Tag war die Straße wieder frei, was meinem Vorhaben zugute kam. Ich beschloss, mich aus dem Haus zu schleichen und die gleiche Richtung durch die Gassen einzuschlagen, wie die Infizierten.
Die letzten Speisereste, die sich noch im Kühlschrank befanden und hauptsächlich aus Milchprodukten bestanden, wollte ich nicht schlecht werden lassen. Als ich jedoch im Erdgeschoss ankam und den Fuß in die Küche setzte, traf mich der Schlag.
Die Kühlschranktür stand weit offen, der Boden war mit leeren Kefirbechern, Milchfläschchen und Verpackungsresten übersät.
Es musste in der Nacht jemand im Haus gewesen sein, ohne dass ich davon etwas mitbekommen hatte.
Ich konnte mir nur schwer vorstellen, dass sich Infizierte von Milchprodukten ernährten, daher mussten es zwangsläufig Menschen gewesen sein, die genau so wie ich auf der Flucht und der Suche nach etwas Essbarem waren.
Diese Entdeckung löste bei mir sowohl Freude als auch eine gewisse Angst aus. Zu dieser Zeit war ich mir nicht sicher,
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