Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Epidemie - Teil 2

Die Epidemie - Teil 2

Titel: Die Epidemie - Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Fleming
Vom Netzwerk:
überflüssig an und wechselte schnell das Thema, indem ich die Aufmerksamkeit meiner Gefährten auf die Heizkörper richtete.
    „ Wenn wir gemeinsam anpacken und schnell handeln, wird es uns gelingen, diese Tür von außen mit den Dingern zu verbarrikadieren. Ich bin mir sicher, dass es uns die nötige Zeit verschaffen wird, um zu fliehen.“
    Georgi war kein Mann der großen Worte. Er hing sein Gewehr über die Schulter, ging zu meinem Fund und zog an dem obenliegenden Heizkörper. Jeder von uns staunte nicht schlecht, als wir sein Gesicht im Nu rot anlaufen sahen. Obwohl er von uns allen die körperlich stärkste Person war, gelang es ihm nicht, diese Last alleine zu heben.
    Die Röte schwand aus Georgis Gesicht, als Nikolai ihm zu Hilfe eilte und am anderen Ende des Gussrohres zupackte. Mit vereinten Kräften, viel Schweiß und einer Menge Fluchwörter wurde der erste metallische Koloss nach draußen geschafft.
    Zu meinem Bedauern konnte ich mir meinen Tragepartner nicht aussuchen. Da wir Maria das schwere Heben nicht zumuten wollten, hob ich und Zeff den nächsten Heizkörper von dem Stapel und schleppten ihn auf die andere Seite der Tür.
    Maria konnte nicht tatenlos daneben stehen und uns bei der schweren Arbeit zuschauen. Sie trug unsere Taschen nach draußen und hielt, wenn es nötig war, die Tür offen. Auch das Beobachten unserer Verfolger gehörte zu ihren Aufgaben, die sie verantwortungsbewusst ausübte. Hin und wieder gab sie ein leises Schluchzen von sich. Adams und Alesjas Entscheidung ließ unsere ohnehin bereits angeschlagene Stimmung noch schlechter werden, doch nur Maria schämte sich ihrer Tränen nicht.
    Auch wenn unsere Flucht von Anfang an nicht so verlief, wie wir es uns gewünscht hatten, schien das Glück am Ende doch auf unserer Seite zu sein. Bevor sich der kleine Haken aus seiner Befestigung löste und unseren Verfolgern die Tür öffnete, gelang es uns, in die muffige Welt der Ratten und anderer Ungeziefer zu flüchten.
    Die Heizkörper waren in den letzten Tagen neben dem Kalaschnikow Gewehr wohl der glücklichste Fund. Die ersten acht stapelten wir direkt hinter der Tür, die restlichen zwei lehnten wir gegen die anderen Heizkörper, um der enormen Kraft der Infizierten etwas entgegen zu setzen.
    Lediglich das laute Klopfen zeugte von der Anwesenheit unserer Verfolger auf der gegenüberliegenden Seite. Die Tür selbst bewegte sich durch die Erschütterungen kaum.
    Wir schulterten unsere Taschen und nutzten die Ruhepause, um die Waffen aufzuladen. Die beiden Soldaten erledigten es in kürzester Zeit, ich dagegen brauchte etwas länger. Georgi zeigte Nikolai die wichtigsten Handgriffe, um das Magazin aus der Verankerung zu lösen und es mit neuen Kugeln zu füllen. Zeff dagegen betrachtete unseren Arzt weiterhin mit einem abfälligen Blick, der sich zu einer hasserfüllten Grimasse verwandelte, als er hörte wie er seinen Kameraden für seine Kampftechnik lobte und Nikolai anerkennend auf die Schultern klopfte.
    Wir schlugen die gleiche Richtung ein, aus der ich gekommen war. Da ich die Luke offen gelassen hatte, mussten wir ständig auf der Hut sein und spitzten bei jedem Geräusch die Ohren. Meist jedoch entpuppten sich unsere Befürchtungen als das harmlose Umherschweifen der Kanalratten.
    Obwohl es nicht all zu lange her war, als ich das letzte Mal diesen gottverlassenen Weg entlang spazierte, empfand ich die stinkende Untergrundluft als viel unangenehmer. Nach genauerem Betrachten des Abwassers wurde mir auch bewusst, weshalb sich meine Nasenhaare bei jedem Atemzug kräuselten. Der Wasserstrom transportierte nicht nur Fäkalien, abgestorbene Blätter, Straßendreck, der klein genug war durch die schmalen Abflussrinnen zu rutschen, sondern auch Reste von menschlichen Eingeweiden, Blut und anderen abgerissenen und zum Teil abgenagten Körperteilen.
    Ich versuchte den Schreck besser zu verarbeiten, indem ich mir einredete, es handle sich um tierische Überreste. Doch dies hielt nicht lange an, denn im Schlamm entdeckte ich den Teil eines menschlichen Unterarms mit einem Daumen, der nur noch an einem Hautlappen hing.
    Mit aller Mühe kämpfte ich gegen den Würgereiz, hob meine Augen und sah nach vorne. Ich konnte nur hoffen, dass Maria dieser Anblick erspart blieb. Sie hatte schon genug Sorgen.
    Fast im Minutentakt blickte sie mit einer betroffenen Miene nach hinten. Ich wusste nicht, was sie zu sehen erhoffte, ging aber davon hinaus, dass sie nach dem jungen Pärchen Ausschau hielt.

Weitere Kostenlose Bücher