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Die Epidemie - Teil 2

Die Epidemie - Teil 2

Titel: Die Epidemie - Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Fleming
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Hoffnung es aus der Luke drücken zu können, als neben mir ein tiefes Stöhnen ertönte. Es kam überraschend und glücklicherweise bin ich nicht vor Schreck in die Tiefe gefallen. Doch ich zuckte zusammen und ließ den Rahmen los.
    Daraufhin bewegte sich der Rollstuhl etwas hin und her. Erst jetzt wurde mir und den anderen klar, dass der Rollstuhl nicht unbemannt dastand. Jemand oder etwas saß darin und konnte sich weder aus der Luke noch aus seiner Sitzposition befreien.
    Das markerschütternde Winseln des Rollstuhlfahrers konnte auf Dauer nicht unbemerkt bleiben. Um nicht noch mehr Infizierte anzulocken, musste ich meinen gesamten Mut zusammennehmen und dem Geschrei ein Ende setzen. Ich zog meine Pistole heraus, entsicherte sie und richtete den Lauf genau in die Mitte des Rollstuhls. Mit einem gezielten Schuss hoffte ich, den Kopf des Schreihalses zu treffen und dem Lärm ein Ende zu setzen. Kurz bevor ich den Schuss auslösen konnte, hörte ich Georgi von unten heraufrufen.
    Er gab mir ein Zeichen mit der Hand, das mir andeutete, ich solle mich zur Seite lehnen und das Schussfeld räumen. Erst als ich sah, wie er einen Schalldämpfer an seiner Pistole befestigte, verstand ich sein Vorhaben und merkte, wie unbedacht meine Idee war.
    Ein gezielt ausgeführter Schuss, kaum hörbar, setzte dem wilden Treiben ein Ende und das Schwanken des Rollstuhls endete abrupt.
    Ich nickte Georgi zu und packte erneut an dem Rad. Diesmal gelang es mir, das Gewicht nach oben zu drücken und den Rollstuhl aus seiner Verankerung zu lösen.
    Mein Kopf schaute langsam und vorsichtig über den Rand hervor und ich erkundete mit wachsamen Augen die Umgebung. Die Luft dort oben war so rein. Das Einatmen des frischen Sauerstoffes benebelte meine Sinne und verbannte den Kloakengestank aus meinen Lungen.
    Ich verstaute meine Pistole wieder am Hosengürtel, stemmte mich über den Lukenrand und befand mich im Nu wieder auf der asphaltierten Straßenoberfläche. Der Mann, der im Rollstuhl saß, starrte mich mit seinen trüben Augen und offenem Mund an. Doch es ging keine Gefahr mehr von ihm aus. Georgis Präzision war faszinierend. Sein Geschoss durchbohrte den Armen von unten bis oben und öffnete beim Wiederaustreten die Schädeldecke.
    Er war wohl einer der ersten, die den Wilden zum Opfer gefallen waren. Durch sein Handycap hatte er nie eine aussichtsreiche Chance in dieser schrecklichen Welt zu überleben.
    Plötzlich erinnerte ich mich an das Geräusch, das ist ständig in meiner Nähe hörte, als ich den Weg in die Kanalisation gesucht hatte, um in die Radiostation einzudringen. Wie es aussah, war der Bursche mir gefolgt oder mir zumindest dicht auf den Fersen. Dass er letztendlich mit seinem Rad die Luke blockierte, war ein glücklicher Zufall, der uns womöglich die Haut gerettet hatte.
    Auf den ersten Blick machte die Umgebung einen sicheren Eindruck. Ich bückte mich über die Öffnung und gab den anderen ein Zeichen, dass die Luft rein war, indem ich mit meinem Zeigefinger und dem Daumen einen Kreis bildete. Georgi nickte mir zu und gab den anderen die Anweisungen hochzuklettern.
    Wenige Minuten später waren wir vollzählig und atmeten gierig die frische Luft ein, wobei Nikolai und Maria mehrere lange Atemzüge brauchten, um wieder ansprechbar zu sein. Das Hochsteigen war in ihrem Alter kein einfaches Unterfangen.
    Zurück zum Kiosk zu laufen, hätte keinen Sinn ergeben. Er war zu klein für uns alle und ich musste mir selbst eingestehen, dass es nicht das sicherste Versteck war, auch wenn es mir mehrere Tage Schutz geboten hatte. Wir mussten uns in Sicherheit bringen und irgendwo verbarrikadieren, zumal es auch anfing zu nieseln und keiner von uns die besondere Lust verspürte nass zu werden.
    Unser Plan war es, sich soweit wie möglich von der Radiostation zu entfernen und eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden, die uns einen freien Blick auf unser ehemaliges Versteck bot. Die Hoffnung, das junge Pärchen doch noch zu retten, gaben wir und vor allem Maria nicht auf, dessen war ich mir sicher.
    Georgi und Zeff bildeten den Erkundungstrupp. Sie schlichen wie Katzen leise und geschmeidig an den Hauswänden entlang und inspizierten die Umgebung. Ein vereinbartes Handzeichen gab uns zu verstehen, ob wir ihnen folgen oder uns weiterhin ruhig zusammengekauert hinter zurückgelassenen Autos oder Häuserecken verstecken sollten.
    Wir bewegten uns mit großer Vorsicht durch das unbekannte Terrain. Es dauerte fast zwei Stunden, bis wir

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