Die Epidemie - Teil 2
weiter den Gang entlang und biegt am Ende rechts ab. Dort werdet ihr eine Tür sehen, durch diese müsst ihr durch. Achtet auf eure Füße, denn hinter ihr befindet sich eine Treppe, die euch zu dem Technikraum führt, in dem sich der Eingang zur Kanalisation befindet. Auf der rechten Seite der Treppe werdet ihr eine massive Metalltüre sehen, das ist euer Tor in die Freiheit.“
„ Was hast du vor?“, fragte Maria mit etwas aufgeregter Stimme und diesmal erkannte ich die Sorge in ihren Augen.
„ Ich werde nachschauen, was mit den beiden los ist und werde mit ihnen dann nachkommen. Mach dir keine Sorgen, ich kenne den Weg.“ Mit diesen Worten wandte ich mich in die Richtung, aus der wir gerade kamen und ging die Stufen wieder hinauf.
Um schneller wieder oben zu sein, nahm ich mit jedem Satz mehrere Stufen auf einmal. Dabei schaute ich ab und zu nach hinten, um mich zu vergewissern, dass der Rest der Gruppe wirklich den richtigen Weg nahm. Als ich wieder zu Adam und Alesja schaute, stieß ich einen entsetzten Schrei aus, der lauter war als ich angenommen hatte.
Adam stand mit Alesja wieder im Aufzug, schaute mir mit einem starren, aber leeren Blick geradewegs in die Augen, winkte mit seiner Rechten zum Abschied und drückte auf den Aufzugsknopf. Die Tür setzte sich sofort in Bewegung und verbarg das Pärchen hinter sich.
Die Knöpfe über dem Aufzug begannen nacheinander aufzuleuchten: 1 … 2 … und zeigten mir so, in welcher Etage sie sich gerade befanden.
Enttäuscht drehte ich mich um und begann den erneuten Abstieg. Von der Treppe aus erkannte ich Georgis Umrisse, als er weitere Schüsse aus seinem Gewehr abfeuerte und als letzter der Truppe in den Gang einbog, den ich ihnen gezeigt hatte.
Die beiden Soldaten und Nikolai hatten gute Arbeit geleistet. Der glänzende Fliesenboden des Foyers war übersät mit regungslosen oder verwundeten Infizierten. Fast alle Eindringlinge waren auf diese Weise außer Gefecht gesetzt oder zumindest soweit entstellt, dass sie für uns nur eine geringe Gefahr darstellten.
Ich wollte keine Zeit verlieren, rannte so schnell wie möglich nach unten und nahm den direkten Weg zu den Technikräumen, ohne mich damit aufzuhalten, weitere Angreifer auszuschalten. Ich übersprang die Leiber, die mir im Weg lagen und aus Sicherheitsgründen vermied ich es, mich ihnen zu nähern.
Im Gang angekommen, hörte ich hinter mir ein lautes Krachen und ein wildes Stimmengewirr. Ich musste nicht zurückschauen um zu wissen, dass die ohne hin bereits beschädigte Fensterabdeckungen nachgegeben hatten und den neuen Eindringlingen nun ein weites Tor öffneten. Die Vielzahl der unterschiedlichen Stimmen zeugte von einer weitaus größeren Bedrohung als zuvor.
Beim Laufen entriegelte ich das Magazin meiner Pistole, um nachzusehen wie viel Schuss ich noch abgeben konnte. Mit den letzten drei Patronen konnte ich mich nicht gegen die Überzahl meiner Verfolger verteidigen. Ich hatte keine Zeit, die Waffe nachzuladen und deshalb verstaute ich sie an meinem Gürtel. In einer Notlage konnte ich sie schnell wieder herausziehen. Zur weiteren Verteidigung musste ich auf mein Kalaschnikow Gewehr vertrauen, das ich nun durchgeladen und schussbereit in meinen Händen hielt.
Keuchend und nach Luft schnappend stieß ich ein leises Pfeifen aus und hoffte es würde Georgis Ohren erreichen. Doch leider sah ich niemanden, was mich einerseits beruhigte, aber andererseits meine Angst vergrößerte. Es war ein unbehagliches Gefühl, ganz alleine den dunklen Gang entlang zu laufen und hinter sich die schrecklichen Schreie meiner Verfolger zu hören.
Der Versuch, die Anzahl der Infizierten an den Geräuschen der Schritte zu bestimmen, scheiterte. Es lag nicht nur an meiner mangelnden Konzentration. Das laute Getrampel entwickelte sich bereits nach wenigen Minuten zu einem ohrenbetäubenden Lärm, der durch die Flurwände verstärkt wurde.
Als ich endlich an der Tür angekommen war, riskierte ich einen schnellen Blick hinter meine Schulter und bereute es zugleich. Der schmale Gang hatte eine ungefähre Breite von zwei Metern und war bis auf den kleinsten Zentimeter mit Infizierten gefüllt. Ihre schrecklichen Gesichter blickten schmachtend zu mir herüber und sie rannten nach vorne, als ob ich ihre letzte Hoffnung vor dem endgültigen Verhungern wäre. Bevor ich die schwere Tür öffnete, schoss ich eine Salve ab und zielte dabei – Nikolais Beispiel folgend, auf ihre Füße. Drei oder vier aus der ersten Reihe
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