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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
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einem neuen Geruch, und Nil und Liku und das Junge –«
    Die Alte wollte ihn nicht unterbrechen. Sie ergriff statt dessen einen großen Zweig und schleuderte ihn ins Feuer. Lok sprang mit einem Schrei auf und verstummte dann. Die Alte sprach für ihn.
    »Lok wird nicht wollen, daß Liku geht. Es ist kein Mann da. Laß Fa und Lok gehen. Das will Lok sagen.« Er sah sie voller Bestürzung an, und ihre Augen kündeten ihm nichts. Er begann mit dem Kopf zu nicken. »Ja«, sagte er, »ja.«
    Fa und Lok liefen miteinander zum Ende der Terrasse. »Sag der Alten nicht, daß du die Eisfrauen gesehen hast.« »Als ich den Berg heruntergekommen bin auf der Spur des anderen, hat sie mich nicht gesehen.« Das Gesicht der Alten fiel ihm wieder ein. »Wer kann sagen, was sie sieht und was sie nicht sieht?« »Sag es ihr nicht.« Er versuchte zu erklären.
    »Ich habe den anderen gesehen. Er und ich, wir sind den Berg entlang geklettert und haben uns an die Gefährten angeschlichen.«
    Fa verhielt, und sie blickten in die Schlucht zwischen den Inselfelsen und der Terrasse. Sie deutete mit dem Arm. »Ha ist ein guter Springer. Könnte er aber da hinüberspringen?«
    Lok sann über die Schlucht nach. Die eingeengten Wasser wirbelten und schickten einen Schweif gleißender Streifen flußabwärts. Strudel brachen gleich Buckeln aus der grünen Oberfläche auf. Lok begann seine Bilder durch Gebärden zu verdeutlichen.
    »Mit der Witterung des anderen bin ich der andere. Ich krieche wie eine Katze. Ich habe Angst und ich bin begierig. Ich bin stark.« Er ließ die Gebärden sein und lief schnell an Fa vorbei, wandte sich dann um und sah sie an. »Jetzt bin ich Ha und der andere. Ich bin stark.« »Dieses Bild sehe ich nicht.« »Der andere ist auf der Insel –«
    Er breitete die Arme aus so weit er konnte. Er schlug damit wie ein Vogel. Fa grinste und mußte lachen. Auch Lok lachte, und sein Entzücken wuchs bei dem Gedanken, daß ihm Zustimmung geschenkt wurde. Er rannte auf der Terrasse umher, quakte wie eine Ente, und Fa lächelte über ihn. Er war im Begriff, mit flatternden Armen zur Höhlennische zurückzurennen, damit auch die anderen über das lustige Bild lachen konnten, da fiel ihm sein neuer Stand wieder ein: er stemmte mitten im Lauf die Füße in den Boden und blieb stehen. »Jetzt ist Lok da!«
    »Such den anderen, Lok, und sprich mit ihm.« Dies erinnerte ihn an die Geruchsfährte. Er begann auf dem Felsen herumzuschnüffeln. Kein Regen war gefallen, und die Witterung war ganz schwach. Da entsann er sich der Vielzahl von Gerüchen auf der Klippe über dem Wasserfall. »Komm.«
    Sie liefen die Terrasse entlang und an der Höhlennische vorüber. Liku rief ihnen etwas zu und hob die kleine Oa hoch. Lok umschlich das Felseck und fühlte, wie ihn Fas Körper von hinten berührte.
    »Der Baumstamm hat Mal getötet.«
    Er wandte sich zu ihr um und wackelte verwundert mit den Ohren.
    »Ich meine, der Stamm, der nicht da war. Er hat Mal getötet.«
    Er machte den Mund auf und wollte etwas erwidern, aber Fa schob ihn vorwärts. »Weiter.«
    Die Anzeichen des anderen mußten ihnen sogleich auffallen. Von der Mitte der Insel stieg sein Rauch hoch. Auf der Insel waren viele Bäume, und einige neigten sich vor, bis ihre Zweige in den Fluß tauchten, so daß sie das Ufer nicht erkennen konnten. Zwischen den Bäumen stand dichtes Gebüsch, und der Felsboden war grün überflochten und hatte so viele Blätter, wie er tragen konnte. Der Rauch stieg in schwerem Kringel auf, der oben auseinanderflatterte und zerfloß. Es gab keinen Zweifel: der andere hatte ein Feuer, und er mußte Baumstücke verbrennen, die so dick waren und so feucht, wie sie die Gefährten selbst nie hätten bewegen können. Fa und Lok starrten auf den Rauch, ohne ein Bild zu finden, das sie gemeinsam zu sehen vermocht hätten. Rauch war auf der Insel, ein anderer, ein neuer Gefährte war auf der Insel – ihr Leben, all ihre Erfahrung wiesen dazu keinen Anhaltspunkt auf.
    Schließlich wandte sich Fa ab, und Lok sah, daß sie zitterte. »Warum?« »Ich habe Angst.« Er überlegte.
    »Ich werde zum Wald hinuntergehen. Da ist der Rauch am nächsten.« »Ich will nicht mitgehen.« »Geh zurück zur Höhle. Jetzt ist Lok da.«
    Fa blickte wieder zur Insel hinüber. Dann drückte sie sich um das Felseck herum und war verschwunden. Lok sauste die Klippe hinab, mitten durch die Bilder der Gefährten hindurch, bis er an die Stelle kam, wo der Wald begann. Hier sah man den Fluß

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