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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
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Haaren. Es zog daran, schaukelte hin und her, und sie erwachte und wimmerte wieder leise. Fa setzte sich auf, Lok rollte wieder herum und fast in das Feuer. Er sprang schnatternd davor zurück, erblickte die anderen und sagte benommen: »Ich habe geschlafen.«
    Sie gingen hinab zum Wasser, tranken und verrichteten ihre Notdurft. Als sie zurückschritten, war ein Gefühl in der Höhlennische, und das sagte, daß viele Dinge zu besprechen waren, und sie ließen zwei Plätze frei, als könnten eines Tages diejenigen, die dort gesessen hatten, wiederkommen. Nil stillte das Junge und kämmte sich mit den Fingern die Locken aus. Die Alte wandte sich vom Feuer ab und sagte: »Jetzt ist Lok da.«
    Er sah sie ratlos an. Fa neigte den Kopf. Die Alte trat zu ihm, ergriff seine Hand und führte ihn zur Seite. Hier war der Platz Mals. Sie hieß ihn sich hinsetzen, sein Rücken lehnte am Fels, und die Hinterbacken drückten sich in die Mulde, die Mal in die Erde gesessen hatte. Lok überfiel das Fremde dieser neuen Lage. Er sah seitwärts über das Wasser, blickte dann die anderen an und lachte. Überall waren Augen, und sie harrten seiner. Er war jetzt der erste in der Reihe der Gefährten, nicht mehr einer der letzten, und da entflogen seinem Kopf plötzlich alle Bilder. Blut schoß ihm heiß ins Gesicht, und er preßte beide Hände vor die Augen. Er blickte durch die Finger auf die Frauen, auf Liku, dann vor sich auf den Hügel, wo der Körper Mals begraben lag. Es verlangte ihn mit Macht, Mal um Rat zu fragen, geduldig vor ihm zu warten, bis man ihm auftrug, was zu tun war. Aber keine Stimme drang aus dem Hügel und kein Bild. Er schnappte nach dem ersten Bild, das ihm einfiel. »Ich habe geträumt. Der andere hat mich gejagt. Dann waren wir zusammen.« Nil hob das Junge an die Brust.
    »Ich habe geträumt. Ha hat bei mir gelegen und bei Fa. Lok hat bei Fa gelegen und bei mir.« Sie begann zu jammern. Die Alte machte eine Bewegung, daß sie auffuhr und verstummte.
    »Der Mann für Bilder. Die Frau für Oa. Ha und Mal sind fort. Jetzt ist Lok da.«
    Loks Stimme klang gepreßt, kaum lauter als die Likus. »Heute werden wir Nahrung suchen gehen.« Die Alte wartete erbarmungslos. Es lag noch Nahrung in den kleinen Nischen, wenn auch nicht mehr viel übrig war. Wer würde Nahrung suchen, wenn ihn nicht hungerte und noch Nahrung bereit lag?
    Fa rutschte vor. Während sie sprach, ließ die Verwirrung in Loks Kopf etwas nach. Er hörte nicht, was Fa sagte. »Ich sehe ein Bild. Der andere sucht Nahrung, und die Gefährten suchen auch –« Sie sah der Alten mutig in die Augen.
    »Dann haben die Gefährten Hunger.« Nil rieb sich den Rücken am Felsen. »Das ist ein schlimmes Bild.« Die Alte überschrie sie. »Jetzt ist Lok da!«
    Lok erinnerte sich. Er nahm die Hände vom Gesicht. »Ich habe den anderen gesehen. Er ist auf der Insel. Er springt von Fels zu Fels. Er klettert auf die Bäume. Er ist dunkel. Er verändert seine Gestalt wie ein Bär in einer Höhle.«
    Die Gefährten blickten zur Insel hinaus. Sie war voller Sonnenlicht hinter einem Schleier grüner Blätter. Lok rief ihre Gedanken zurück.
    »Und ich bin seiner Witterung gefolgt. Er war da« – und er wies auf das Dach der Höhlennische, daß alle emporsahen – »er hat da gewartet und uns beobachtet. Er ist wie eine Katze und er ist nicht wie eine Katze. Er ist auch wie, wie –«
    Für eine Weile ließen ihn die Bilder im Stich. Er kratzte sich unter der Lippe. So vieles war zu sagen. Er wollte, er hätte Mal fragen können, was es war, das ein Bild an das andere fügte, so daß das letzte von vielen aus dem ersten kam.
    »Vielleicht ist Ha nicht im Fluß. Vielleicht ist er auf der Insel bei dem anderen. Ha war ein großer Springer.« Sie sahen die Terrasse entlang zu der Stelle, wo die Kette der Felsblöcke von der Insel im Bogen herüberschwang bis nahe an das diesseitige Ufer. Nil nahm das Junge von der Brust und ließ es auf dem Boden umherkrabbeln. Das Wasser fiel ihr aus den Augen. »Das ist ein gutes Bild.«
    »Ich will mit dem anderen sprechen. Wie kann er immer auf der Insel bleiben? Ich will nach einer neuen Fährte spüren.«
    Fa klopfte sich mit der Handfläche auf den Mund. »Vielleicht ist er aus der Insel gekommen. Wie aus einer Frau. Oder aus dem Wasserfall.« »Dieses Bild sehe ich nicht.«
    Jetzt merkte Lok, wie leicht es war, Worte zu anderen zu sprechen, die sie aufnahmen. Bei den Worten brauchte nicht einmal ein Bild zu sein.
    »Fa sucht nach

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