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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
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gleichen sanften und schwerfälligen Bewegung herum wie der Fluß selbst, bis er mit dem Rücken zu ihm über den Tangzopf dahintrieb. Der Kopf schwamm ihm entgegen mit traumgleicher Trägheit, stieg hoch, war unter seinem Gesicht.
    Die Alte hatte Lok immer Scheu eingeflößt, obwohl sie seine Mutter war. Sie lebte im Herzen und im Kopf zu nahe bei der großen Oa, als daß ein Mann sie unfürchtig hätte ansehen können. Sie wußte so viel, hatte so lang gelebt, fühlte Dinge, die die anderen nur zu ahnen vermochten – sie war die Frau. Obwohl sie die Gefährten stets mit ihrem Verstehen und Erbarmen umhegte, war doch manchmal eine ferne, fremde Stille in ihrem Tun, die ihnen Demut und Beschämung aufzwang. Deshalb liebten sie sie und fürchteten sie ohne Furcht und schlugen die Augen vor ihr nieder. Aber jetzt sah Lok sie von Angesicht zu Angesicht, Auge zu Auge, ganz nah. Sie kümmerte nicht, was man ihrem Körper angetan, ihr Mund stand offen, die Zunge hing hervor, und die Schmutzflecke kreisten langsam ein und aus, als sei es nur ein Loch in einem Stein. Ihre Augen schweiften über die Büsche, über sein Gesicht, blickten durch ihn hindurch, ohne ihn zu sehen, wandten sich ab und waren entschwunden.

VI
    Loks Füße lösten sich von den Büschen, rutschten hinab, und er hing nur noch an den Armen, bis zu den Hüften im Wasser. Er hob die Knie an, und sein Haar sträubte sich. Er konnte nicht mehr schreien. Der Schrecken des Wassers war nur der Hintergrund seines Entsetzens. Er warf sich herum, griff nach weiteren Ästen und irrte und tappte durch Gestrüpp und Wasser zur festen Böschung. Dort blieb er stehen, mit dem Rücken zum Fluß, und erbebte wie Mal. Seine Zähne wurden sichtbar, und er hielt die Arme hochgereckt und ausgespannt, als hinge er noch über dem Wasser. Er sah kaum auf, und sein Kopf fiel hinüber und herüber. Hinter ihm ertönten wieder die Lachlaute. Allmählich nahmen sie seine Aufmerksamkeit gefangen, wenn auch die Spannung nicht aus seiner Haltung und seinem Gesichtsausdruck wich. Er hörte viele Lachlaute, als ob die Neuen toll geworden wären, und einer klang lauter als die übrigen; die Stimme eines Mannes, der etwas rief. Die anderen Stimmen verstummten, und der Mann rief weiter. Eine Frau lachte schrill und erregt. Dann ward es still.
    Die Sonne bespritzte das Unterholz und den feuchten, braunen Boden mit hellen Pünktchen. In bestimmten Abständen wanderte eine Brise flußaufwärts und kehrte das junge, saftige Laub in eine neue Richtung, so daß die Pünktchen zum Teil erloschen und dann wieder aussprühten. Ein Fuchs bellte durchdringend in den Felsen. Ein Holztaubenpaar sprach eintönig miteinander von Nistzeit und Nestbau.
    Langsam sanken seine Arme herab. Sein Gesicht grinste nicht mehr schreckverzerrt. Er tat einen Schritt nach vorn und wandte sich um. Dann begann er flußabwärts zu laufen, nicht schnell, immer so dicht wie möglich am Ufer.
    Er spähte aufmerksam in die Büsche, ging weiter, blieb wieder stehen. Seine Augen lösten sich von den nahen Dingen, und das verzerrte Lächeln trat wieder in sein Gesicht. Er stand da, eine Hand auf den gebogenen Ast einer Birke gestützt, und starrte ins Leere. Er untersuchte den Ast, hielt ihn mit beiden Händen, begann ihn zu schwingen, vor und zurück, schneller und schneller. Der große Zweigfächer vorn an dem Ast pfiff über die Büsche hinweg, Lok warf sich vor und zurück, er keuchte, und der Schweiß rann ihm vom Körper die Beine herunter, zusammen mit dem Wasser vom Fluß. Er ließ los, schluchzte auf und stand wieder da, mit gebeugten Armen und geneigtem Kopf, und biß die Zähne aufeinander, als stünden alle seine Nerven in Flammen. Die Holztauben beredeten sich unverdrossen weiter, und die Flecken Sonnenlichts siebten auf ihn herab.
    Er wandte sich vom Ufer fort, strebte dem alten Pfad zu, zögerte, verhielt, begann dann zu rennen. Er stürzte auf die freie Stelle, wo der tote Baum war, und die Sonne strahlte hell auf das Büschel roter Federn. Er blickte zur Insel hinüber, sah die Büsche sich bewegen, dann kam einer der Zweige über den Fluß gewirbelt und tauchte hinter ihm in den Wald ein. Er hatte die wirre Vorstellung, daß jemand ihm damit ein Geschenk machen wollte. Er hätte dem knochengesichtigen Mann gern zugelächelt, aber drüben war niemand zu sehen, und die Lichtung war immer noch von dem schwachen, quälenden Nachhall der Schreie Likus erfüllt. Er zerrte den Zweig aus dem Stamm und begann wieder zu

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